SKÜTTER
SKÜTTER. 1957. Mischtechnik auf Leinwand. Götz 890. Links unten signiert. Verso signiert, datiert und betitelt. 150 x 175 cm (59 x 68,8 in). Wir danken Herrn Joachim Lissmann, K.O. Götz und Rissa-Stiftung, für die freundliche wissenschaftliche Beratung. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis von K.O. Götz, erstellt von der Stiftung Informelle Kunst und der K.O. Götz und Rissa-Stiftung, aufgenommen. PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland. AUSSTELLUNG: K. O. Götz. Monotypien, Gemälde, Gouachen 1935-1983. Wanderausstellung Städtische Kunsthalle Düsseldorf / Moderne Galerie des Saarlandmuseums, Sarbrücken / Galerie der Stadt Esslingen am Neckar, Villa Merkel, 1984/85, S. 77 (mit Abb.). Karl Otto Götz wird am 22. Februar 1914 in Aachen geboren. Schon mit Eintritt in die Oberrealschule 1924 beginnt er zu malen. 1930 fängt er an abstrakte Bilder zu schaffen, wenig später experimentiert er mit Collagen. Seine zweite Leidenschaft, das Segelfliegen, muss er aufgeben, als nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 seine Anstrengungen zu Malen immer schwieriger werden. Götz hält sich mit Landschaftsbildern über Wasser, die er an Touristen verkauft, erhält wegen seiner abstrakten Spritzbilder und surrealistischen Arbeiten aber Mal- und Ausstellungsverbot. Götz wird zum Militär einberufen, schafft es aber, sich künstlerisch weiterzubilden, Kollegen zu treffen und viele nützliche Verbindungen aufzubauen. Das Kriegsende verläuft für Götz, der vornehmlich in Norwegen stationiert war, glimpflich, da ein englischer Bekannter für ihn bürgt. Seine frühen künstlerischen Arbeiten werden in Dresden ein Raub der Flammen. Ende 1945 heiratet er Anneliese Hager, die Mutter seiner zwei Kinder. In den späten vierziger Jahren entstehen abstrakte Kompositionen, surreale Fotoexperimente und abstrakt-gegenständliche Monotypien. Um 1949 löst er sich ganz von der gegenständlichen Kunst und tritt als einziger Deutscher der "CoBrA"-Gruppe bei. Nach Mitbegründung der Frankfurter "Quadriga", einer Künstlergruppe, die einen von Wols und dem Automatismus beeinflussten Tachismus vertritt, vollzieht sich 1952 eine entscheidende Wendung in Karl Otto Götz' künstlerischer Entwicklung: Die bisher noch festen Formen werden nun mittels Einsatz einer dreistufigen Rakeltechnik durch eine dynamischere Handschrift ersetzt, die der Künstler in Zukunft beibehalten wird. Der praktischen Arbeit geht ein aufwändiger theoretischer Prozess der Bildidee, die der Künstler oft über Jahre hinweg in Skizzen und Gouachen umsetzt, voran. In drei schnellen Arbeitsgängen wird dann mit dem Pinsel dunkle Farbe auf einen hellen Malgrund gesetzt und anschließend mit einem Rakel - ähnlich wie mit einem Spachtel - teilweise wieder abgetragen. Eingriffe mit dem trockenen Pinsel schaffen Passagen zwischen hellen und dunklen Bereichen. Die frühe metamorphosenhafte Malweise, die Assoziationen an Insekten und Vögel weckt, wandelt sich in den fünfziger Jahren zu einer metaphorischen Zeichensprache mit einer harmonischen Übereinstimmung von Farbe und Rhythmus. Die vorliegende ausdrucksstarke Arbeit entsteht in der oben beschriebenen speziellen Rakeltechnik, welche den Künstler schließlich als Hauptvertreter des deutschen Informel auszeichnen wird. Götz' beeindruckende Malweise, der ein wohl durchdachtes, theoretisches Konzept zugrunde liegt, die zugleich jedoch zutiefst spontan und intuitiv ist, verleiht dem Gemälde seine faszinierende Wirkung, welche in der erstaunlichen Dynamik und der gleichzeitig überraschend ausgewogenen Komposition begründet liegt. Mit eigenen Worten beschreibt Götz die durch seine Technik angestrebten Ziele wie folgt: "[..] ich strebte nach einer Bildfaktur mit Positiv-Negativ-Verflechtungen, und zwar nicht auf konstruktive Weise, sondern mit dem Mittel der Spontaneität, d. h. der sehr schnellen Malweise. Nach vorausgegangener Meditation eines meist einfachen Bildschemas setzte der blitzschnelle Malvorgang ein. Dadurch versuchte ich die Enge d
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SKÜTTER. 1957. Mischtechnik auf Leinwand. Götz 890. Links unten signiert. Verso signiert, datiert und betitelt. 150 x 175 cm (59 x 68,8 in). Wir danken Herrn Joachim Lissmann, K.O. Götz und Rissa-Stiftung, für die freundliche wissenschaftliche Beratung. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis von K.O. Götz, erstellt von der Stiftung Informelle Kunst und der K.O. Götz und Rissa-Stiftung, aufgenommen. PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland. AUSSTELLUNG: K. O. Götz. Monotypien, Gemälde, Gouachen 1935-1983. Wanderausstellung Städtische Kunsthalle Düsseldorf / Moderne Galerie des Saarlandmuseums, Sarbrücken / Galerie der Stadt Esslingen am Neckar, Villa Merkel, 1984/85, S. 77 (mit Abb.). Karl Otto Götz wird am 22. Februar 1914 in Aachen geboren. Schon mit Eintritt in die Oberrealschule 1924 beginnt er zu malen. 1930 fängt er an abstrakte Bilder zu schaffen, wenig später experimentiert er mit Collagen. Seine zweite Leidenschaft, das Segelfliegen, muss er aufgeben, als nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 seine Anstrengungen zu Malen immer schwieriger werden. Götz hält sich mit Landschaftsbildern über Wasser, die er an Touristen verkauft, erhält wegen seiner abstrakten Spritzbilder und surrealistischen Arbeiten aber Mal- und Ausstellungsverbot. Götz wird zum Militär einberufen, schafft es aber, sich künstlerisch weiterzubilden, Kollegen zu treffen und viele nützliche Verbindungen aufzubauen. Das Kriegsende verläuft für Götz, der vornehmlich in Norwegen stationiert war, glimpflich, da ein englischer Bekannter für ihn bürgt. Seine frühen künstlerischen Arbeiten werden in Dresden ein Raub der Flammen. Ende 1945 heiratet er Anneliese Hager, die Mutter seiner zwei Kinder. In den späten vierziger Jahren entstehen abstrakte Kompositionen, surreale Fotoexperimente und abstrakt-gegenständliche Monotypien. Um 1949 löst er sich ganz von der gegenständlichen Kunst und tritt als einziger Deutscher der "CoBrA"-Gruppe bei. Nach Mitbegründung der Frankfurter "Quadriga", einer Künstlergruppe, die einen von Wols und dem Automatismus beeinflussten Tachismus vertritt, vollzieht sich 1952 eine entscheidende Wendung in Karl Otto Götz' künstlerischer Entwicklung: Die bisher noch festen Formen werden nun mittels Einsatz einer dreistufigen Rakeltechnik durch eine dynamischere Handschrift ersetzt, die der Künstler in Zukunft beibehalten wird. Der praktischen Arbeit geht ein aufwändiger theoretischer Prozess der Bildidee, die der Künstler oft über Jahre hinweg in Skizzen und Gouachen umsetzt, voran. In drei schnellen Arbeitsgängen wird dann mit dem Pinsel dunkle Farbe auf einen hellen Malgrund gesetzt und anschließend mit einem Rakel - ähnlich wie mit einem Spachtel - teilweise wieder abgetragen. Eingriffe mit dem trockenen Pinsel schaffen Passagen zwischen hellen und dunklen Bereichen. Die frühe metamorphosenhafte Malweise, die Assoziationen an Insekten und Vögel weckt, wandelt sich in den fünfziger Jahren zu einer metaphorischen Zeichensprache mit einer harmonischen Übereinstimmung von Farbe und Rhythmus. Die vorliegende ausdrucksstarke Arbeit entsteht in der oben beschriebenen speziellen Rakeltechnik, welche den Künstler schließlich als Hauptvertreter des deutschen Informel auszeichnen wird. Götz' beeindruckende Malweise, der ein wohl durchdachtes, theoretisches Konzept zugrunde liegt, die zugleich jedoch zutiefst spontan und intuitiv ist, verleiht dem Gemälde seine faszinierende Wirkung, welche in der erstaunlichen Dynamik und der gleichzeitig überraschend ausgewogenen Komposition begründet liegt. Mit eigenen Worten beschreibt Götz die durch seine Technik angestrebten Ziele wie folgt: "[..] ich strebte nach einer Bildfaktur mit Positiv-Negativ-Verflechtungen, und zwar nicht auf konstruktive Weise, sondern mit dem Mittel der Spontaneität, d. h. der sehr schnellen Malweise. Nach vorausgegangener Meditation eines meist einfachen Bildschemas setzte der blitzschnelle Malvorgang ein. Dadurch versuchte ich die Enge d
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