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Auction archive: Lot number 2085

Tiedge, Christoph August 2 Briefe an eine Fürstin

Estimate
€250
ca. US$283
Price realised:
€280
ca. US$317
Auction archive: Lot number 2085

Tiedge, Christoph August 2 Briefe an eine Fürstin

Estimate
€250
ca. US$283
Price realised:
€280
ca. US$317
Beschreibung:

Tiedge, Christoph August, Dichter und Erzieher, mit Elisa von der Recke und der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau befreundet (1752-1841). 2 eigh. Briefe m. U. "Tiedge". Zus. 8 S. 8vo. Löbichau 4.XII.1807 und Karlsbad 12.VII.1809. Schwärmerisch-devote Schreiben an eine Fürstin (möglicherweise Louise von Anhalt-Dessau), ganz charakteristisch im Ton der Almanach-Poesien, aber auch mit vielen Andeutungen politischer und persönlicher Natur. Durch "die Wohlthat" ihrer "huldvollen Gesinnungen" habe sie "unsere Stille beseelt, und die düsteren Herbstumgebungen zu milden Sommergestalten erhoben! Keine sanftere Engelerscheinung konnte sich unserer ländlichen Einsamkeit nahen; alle die freundlichen Erinnerungen aus Carlsbad und Eger versammelten sich um sie und bildeten ein Fest der geistigsten Freude, so harmonisch, wie die Guitarrentöne, die noch in der innersten Tiefe meines Herzens wiederhallen. Solche Beseligungen, die von schönen Seelen ausgehen, retten den Glauben an die Menschheit, wenn Zeiten des Elends und der Unterdrückung ihn fürchterlich erschüttern [gemeint ist die Napoleonische Besetzung Deutschlands]; und es giebt Erkorne des Himmels, die berufen sind, diesen Glauben zurück zu halten, wenn er schon im Begriff ist, die Seele des Standhaftesten zu verlassen ...". An einer Briefstelle habe ihn die "heiligste Schwesterliebe" zutiefst berührt. "... Könnte ich sie in Töne übersetzen: dann sollten himmelvolle Harmonien, voll Wehmuth und Liebe durch Ihre Guitarre säuseln" (usw. usf.). "... Was die Fragen betrift, welche Ihro Königliche Hoheit Ihrem Briefe beigefügt haben: so hat Ihre Ahnung ganz recht, in dem größern Sokrates ... Christus zu erkennen; mit Christus hat der griechische Sokrates insofern einige Aehnlichkeit, daß er für seine Austheilung der Wahrheit zum Tode verurtheilt wurde ... Wenn eine Zeit der Frevel so sehr um sich gegriffen hat, daß Recht und Tugend unterzugehen scheint, wenn es ein Weltbedürfniß wird, daß der Mensch an seine Bestimmung erinnert werde: dann trit oft die Erscheinung einer großen mächtigen Tugend auf, welche die Gemüther ergreift und zurück führt. Eine solche Erscheinung war Christus ...". Aus Karlsbad schreibt er 1809: "... unser Aufenthalt in Teplitz, war dieses Jahr einsamer, als jemals, aber dennoch interessant; denn er war sehr reich an Erinnerungen vergangener Stunden und an Ereignissen neuer Tage, die einander ablöseten, wie Wechseltöne jener, mir unvergeßlichen Laute. Einige Male bin ich an dem Hause vorüber gegangen, wo diese lieblichen Töne aufklangen, in denen mir so oft der Wiederhall einer innern sanften Lebensharmonie erschien ... Eben die Vergangenheit ist es, zu der mein Gemüth hinflüchtet, wie zu einem Tempel der Stille, in welchem es sich der Sorgen und Befürchtungen der Gegenwart entladet, die kaum zu ertragen wäre, wenn nicht neuere Ereignisse ihr einen Strahl von Hofnung zuwürfen. Heute habe ich einen Brief von Scheffner aus Königsberg erhalten. Ihr Name, Erhabene Fürstin, steht und leuchtet darin, wie am heitersten Abendhimmel ein freundlicher Stern ... Ein schönes Erinnerungsfest stehet uns hier noch bevor: es ist die Wallfarth zu dem Felsenaltare, der zwischen erhabenen Tannen den verehrtesten Namen feiert. Elisa [von der Recke] wird die hohe Priesterin dieses Festes seyn; und wir werden Blumen und heilige Gelübde auf den Altar niederlegen; und so lange wir feiern, soll uns kein gräßliches Kriegesgerücht den Frieden des Herzens stören. - Aber der Friede der Welt, wann wird dieser Engel ein Mal wieder erscheinen? Wenn er erscheint, so soll er so himlisch freundlich sein, wie Luise oder Friederike [gemeint sind wohl die Königin von Preußen und ihre Schwester], und Töne sollen ihn begleiten, so sanft wie die, welche unter den Linden verhallten, die das Auge Gottes beschatten ... Das große politische Weltleben ist wieder so verwirrt und verwinkelt, daß schwerlich jemand ahnen wird, wie es auslaufen dürfte ...".

Auction archive: Lot number 2085
Auction:
Datum:
22 Apr 2016
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

Tiedge, Christoph August, Dichter und Erzieher, mit Elisa von der Recke und der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau befreundet (1752-1841). 2 eigh. Briefe m. U. "Tiedge". Zus. 8 S. 8vo. Löbichau 4.XII.1807 und Karlsbad 12.VII.1809. Schwärmerisch-devote Schreiben an eine Fürstin (möglicherweise Louise von Anhalt-Dessau), ganz charakteristisch im Ton der Almanach-Poesien, aber auch mit vielen Andeutungen politischer und persönlicher Natur. Durch "die Wohlthat" ihrer "huldvollen Gesinnungen" habe sie "unsere Stille beseelt, und die düsteren Herbstumgebungen zu milden Sommergestalten erhoben! Keine sanftere Engelerscheinung konnte sich unserer ländlichen Einsamkeit nahen; alle die freundlichen Erinnerungen aus Carlsbad und Eger versammelten sich um sie und bildeten ein Fest der geistigsten Freude, so harmonisch, wie die Guitarrentöne, die noch in der innersten Tiefe meines Herzens wiederhallen. Solche Beseligungen, die von schönen Seelen ausgehen, retten den Glauben an die Menschheit, wenn Zeiten des Elends und der Unterdrückung ihn fürchterlich erschüttern [gemeint ist die Napoleonische Besetzung Deutschlands]; und es giebt Erkorne des Himmels, die berufen sind, diesen Glauben zurück zu halten, wenn er schon im Begriff ist, die Seele des Standhaftesten zu verlassen ...". An einer Briefstelle habe ihn die "heiligste Schwesterliebe" zutiefst berührt. "... Könnte ich sie in Töne übersetzen: dann sollten himmelvolle Harmonien, voll Wehmuth und Liebe durch Ihre Guitarre säuseln" (usw. usf.). "... Was die Fragen betrift, welche Ihro Königliche Hoheit Ihrem Briefe beigefügt haben: so hat Ihre Ahnung ganz recht, in dem größern Sokrates ... Christus zu erkennen; mit Christus hat der griechische Sokrates insofern einige Aehnlichkeit, daß er für seine Austheilung der Wahrheit zum Tode verurtheilt wurde ... Wenn eine Zeit der Frevel so sehr um sich gegriffen hat, daß Recht und Tugend unterzugehen scheint, wenn es ein Weltbedürfniß wird, daß der Mensch an seine Bestimmung erinnert werde: dann trit oft die Erscheinung einer großen mächtigen Tugend auf, welche die Gemüther ergreift und zurück führt. Eine solche Erscheinung war Christus ...". Aus Karlsbad schreibt er 1809: "... unser Aufenthalt in Teplitz, war dieses Jahr einsamer, als jemals, aber dennoch interessant; denn er war sehr reich an Erinnerungen vergangener Stunden und an Ereignissen neuer Tage, die einander ablöseten, wie Wechseltöne jener, mir unvergeßlichen Laute. Einige Male bin ich an dem Hause vorüber gegangen, wo diese lieblichen Töne aufklangen, in denen mir so oft der Wiederhall einer innern sanften Lebensharmonie erschien ... Eben die Vergangenheit ist es, zu der mein Gemüth hinflüchtet, wie zu einem Tempel der Stille, in welchem es sich der Sorgen und Befürchtungen der Gegenwart entladet, die kaum zu ertragen wäre, wenn nicht neuere Ereignisse ihr einen Strahl von Hofnung zuwürfen. Heute habe ich einen Brief von Scheffner aus Königsberg erhalten. Ihr Name, Erhabene Fürstin, steht und leuchtet darin, wie am heitersten Abendhimmel ein freundlicher Stern ... Ein schönes Erinnerungsfest stehet uns hier noch bevor: es ist die Wallfarth zu dem Felsenaltare, der zwischen erhabenen Tannen den verehrtesten Namen feiert. Elisa [von der Recke] wird die hohe Priesterin dieses Festes seyn; und wir werden Blumen und heilige Gelübde auf den Altar niederlegen; und so lange wir feiern, soll uns kein gräßliches Kriegesgerücht den Frieden des Herzens stören. - Aber der Friede der Welt, wann wird dieser Engel ein Mal wieder erscheinen? Wenn er erscheint, so soll er so himlisch freundlich sein, wie Luise oder Friederike [gemeint sind wohl die Königin von Preußen und ihre Schwester], und Töne sollen ihn begleiten, so sanft wie die, welche unter den Linden verhallten, die das Auge Gottes beschatten ... Das große politische Weltleben ist wieder so verwirrt und verwinkelt, daß schwerlich jemand ahnen wird, wie es auslaufen dürfte ...".

Auction archive: Lot number 2085
Auction:
Datum:
22 Apr 2016
Auction house:
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Erdener Str. 5a
14193 Berlin
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+49 30 89380290
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