Bildnis der Friederike Leisching im weißen Kleid mit blauem Tuch. Öl auf Leinwand, alt doubliert. 71,2 x 57,4 cm. Die Französische Revolution markierte für den Portraitmaler Jean-Laurent Mosnier, der seine Karriere als Miniaturist begonnen hatte und seit 1788 Mitglied der Académie Royale war, den Beginn eines lebenslangen Exils. Dieses führte ihn spätestens 1791 zunächst nach London, wo er seine Tätigkeit als gefragter Porträtist der adeligen und großbürgerlichen Oberschicht erfolgreich wiederaufnehmen konnte. Seiner letzten Station in St. Petersburg als Bildnismaler am russischen Zarenhof Alexanders I. und Professor an der dortigen Akademie, ging 1797-1801 ein vierjähriger Aufenthalt in Hamburg voraus. Wie bereits in Paris und London fanden auch in der Hansestadt seine Bildnisse beim zahlkräftigen Publikum großen Anklang. Deren gestalterische Anziehungskraft resultierte aus der klaren Malweise, der virtuosen Wiedergabe von Stoffen sowie dem brillanten, in großflächigen Partien organisierten Kolorit. Diese malerischen Qualitäten prägen auch das Porträt der Friederike Leisching (Kunsthalle zu Kiel, Inv.nr. 605) aus dem Jahre 1799, das sicherlich zum Besten gehört, was Mosnier während seiner Hamburger Jahre schuf. Die Dargestellte wuchs als Tochter eines Staatsrates in dänischem Dienste in großbürgerlichen, aufgeklärten Kreisen auf und genoss als begabte Zeichnerin und Porträtistin künstlerischen Unterricht. Zwar war Friederike Leisching (1767-1846) nicht auf Erwerb angewiesen, doch die spärlich gesäten Lebensspuren zeigen, dass sie mit dem Verzicht auf eine eigene Familie den Lebensentwurf der meisten Berufskünstlerinnen ihrer Zeit teilte: Stets unvermählt verließ sie damit den für Frauen ihres Standes gesellschaftlich vorbestimmten Weg als Ehefrau, Mutter und hingebungsvolle Hüterin des Heims. Mosnier, der Ende der 1790er Jahre zu ihrem Lehrer wurde, hielt die junge Frau sitzend in Halbfigur im Chemisenkleid und mit modischer Kinnbinde nach dem Vorbild Luise von Preußens fest. Das Weiß des Kleides und der Binde bestimmt zusammen mit dem Blau der Stola und dem satten Rot des Vorhangs im Hintergrund das kühl-elegante Kolorit des Bildes; eine Eleganz, die auch von den ebenmäßigen Zügen und dem distanzierten Blick der Porträtierten vermittelt wird. Die Landschaft in der Fensteröffnung gibt als konventionaler Bestandteil dieser tradierten Kompositionsformel höchstwahrscheinlich keine reale Topographie wieder. Gerade bei Bildnissen sind Wiederholungen kein unübliches Phänomen, da die Werke oft als Gaben innerhalb des Familien- und Freundeskreises zirkulierten. Dr. Gerrit Walczak, Berlin, bestätigte nach Begutachtung des Originals, dass es sich bei dem Werk um eine eigenhändige Zweitfassung Mosniers handelt (mündlich am 9. September 2019). Provenienz: Aus dem Besitz der Nachfahren der Familie Leisching. Hamburger Privatsammlung.
Bildnis der Friederike Leisching im weißen Kleid mit blauem Tuch. Öl auf Leinwand, alt doubliert. 71,2 x 57,4 cm. Die Französische Revolution markierte für den Portraitmaler Jean-Laurent Mosnier, der seine Karriere als Miniaturist begonnen hatte und seit 1788 Mitglied der Académie Royale war, den Beginn eines lebenslangen Exils. Dieses führte ihn spätestens 1791 zunächst nach London, wo er seine Tätigkeit als gefragter Porträtist der adeligen und großbürgerlichen Oberschicht erfolgreich wiederaufnehmen konnte. Seiner letzten Station in St. Petersburg als Bildnismaler am russischen Zarenhof Alexanders I. und Professor an der dortigen Akademie, ging 1797-1801 ein vierjähriger Aufenthalt in Hamburg voraus. Wie bereits in Paris und London fanden auch in der Hansestadt seine Bildnisse beim zahlkräftigen Publikum großen Anklang. Deren gestalterische Anziehungskraft resultierte aus der klaren Malweise, der virtuosen Wiedergabe von Stoffen sowie dem brillanten, in großflächigen Partien organisierten Kolorit. Diese malerischen Qualitäten prägen auch das Porträt der Friederike Leisching (Kunsthalle zu Kiel, Inv.nr. 605) aus dem Jahre 1799, das sicherlich zum Besten gehört, was Mosnier während seiner Hamburger Jahre schuf. Die Dargestellte wuchs als Tochter eines Staatsrates in dänischem Dienste in großbürgerlichen, aufgeklärten Kreisen auf und genoss als begabte Zeichnerin und Porträtistin künstlerischen Unterricht. Zwar war Friederike Leisching (1767-1846) nicht auf Erwerb angewiesen, doch die spärlich gesäten Lebensspuren zeigen, dass sie mit dem Verzicht auf eine eigene Familie den Lebensentwurf der meisten Berufskünstlerinnen ihrer Zeit teilte: Stets unvermählt verließ sie damit den für Frauen ihres Standes gesellschaftlich vorbestimmten Weg als Ehefrau, Mutter und hingebungsvolle Hüterin des Heims. Mosnier, der Ende der 1790er Jahre zu ihrem Lehrer wurde, hielt die junge Frau sitzend in Halbfigur im Chemisenkleid und mit modischer Kinnbinde nach dem Vorbild Luise von Preußens fest. Das Weiß des Kleides und der Binde bestimmt zusammen mit dem Blau der Stola und dem satten Rot des Vorhangs im Hintergrund das kühl-elegante Kolorit des Bildes; eine Eleganz, die auch von den ebenmäßigen Zügen und dem distanzierten Blick der Porträtierten vermittelt wird. Die Landschaft in der Fensteröffnung gibt als konventionaler Bestandteil dieser tradierten Kompositionsformel höchstwahrscheinlich keine reale Topographie wieder. Gerade bei Bildnissen sind Wiederholungen kein unübliches Phänomen, da die Werke oft als Gaben innerhalb des Familien- und Freundeskreises zirkulierten. Dr. Gerrit Walczak, Berlin, bestätigte nach Begutachtung des Originals, dass es sich bei dem Werk um eine eigenhändige Zweitfassung Mosniers handelt (mündlich am 9. September 2019). Provenienz: Aus dem Besitz der Nachfahren der Familie Leisching. Hamburger Privatsammlung.
Try LotSearch and its premium features for 7 days - without any costs!
Be notified automatically about new items in upcoming auctions.
Create an alert