Beschreibung:

Telegraphenarbeiter Öl auf Leinwand. 1920 (?). 65,5 x 50,5 cm. Unten rechts mit Pinsel in Rot mit dem Künstlersignet, unten links datiert, verso auf dem Keilrahmen signiert (von fremder Hand bezeichnet?) "G. Wiethüchter" und betitelt. Die freundlich beleuchteten bunten Dächer im Vordergrund stehen in kräftigem Kontrast zu den dunkelgrauen und braunen Rauchwolken, die Bergbau und Industrie im Ruhrgebiet verursachten. Ebenso wie die Unweltverschmutzung thematisiert Wiethüchter die Härte der Arbeit des Mannes am Telegraphenmast. Silhouettenhaft erfasst der Künstler die Figur, rechts und links von ihr türmen sich die schmutzigen Wolkenberge. Stilistische Anleihen an Jugendstil, Expressionismus und Kubismus, aber auch Parallelen zum französischen Impressionismus und abstrakten Arbeiten zeigen, dass Wiethüchter in seinem Schaffen stets am Puls der Zeit blieb. Wiethüchter absolvierte eine Lehre zum Dekorationsmaler und studierte im Anschluss an der Königlichen Kunstschule Berlin sowie an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums. 1900 wurde er an die Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Barmen berufen. Dort lehrte er als einflussreicher und progressiver Pädagoge bis 1933. Er unterrichtete mehr als 5000 Schüler, unter ihnen auch der Maler Jankel Adler Wegen Differenzen mit der Schulleitung und Teilen des Lehrkörpers legte Wiethüchter nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sein Amt nieder. Während des Zweiten Weltkrieges wurde ein Großteil seines Oeuvres zerstört. Er beschäftigte sich mit Malerei und angewandter Kunst und entwickelte sich ausgehend vom Jugendstil zu einem wichtigen Vertreter des Rheinischen Expressionismus.