Wagner, Johann Christoph: Delineatio provinciarum Pannoniae et imperii Turcici in oriente. Eine Grundrichtige Beschreibung des ganzen Aufgangs/ sonderlich aber des Hochlöblichen Königreichs Ungarn/ und der ganzen Türckey/ [...]. /Anderer Theil. Inhaltend Eine Historische Beschreibung Deß Ottomannischen oder Türckischen Reichs. (Teil II)./ Interiora Orientis detecta, oder Grundrichtige und eigentliche Beschreibung aller ... Reiche des Orients. (Teil III)./ Das mächtige Kayser-Reich Sina und die Asiatische Tartarey... (Teil IV)./ Die Kriegs-Begebenheiten deß 1686. und 1687. Jahres (Anhang des III. Teils). 2 Bde. Augsburg: Jakob Koppmayer 1684-89. 31 x 20 cm. Pgt. (Teile I und II), Mod. HPgt. m. Rs. (Teile III, IV und Anhang).
(Bezug von Band I fleckig. Einzelne Tafeln im Rand oder Falz angerissen und einige Einrisse hinterlegt. Teils etwas alters- und gebrauchsfleckig. Wenige Faltkupfer zu knapp beschnitten, wobei es nicht feststellbar ist, wie stark die Falttafeln beschnitten sind.)
VD17 3:301647E. VD17 39:133129U (Nur der IV. Teil und Anhang zu Teil III). Nebehay/Wagner 794. Lipperheide Lb22; letztere verzeichnen nur Teile I-II.
I. Teil: Mit 1 gest. doppelblgr. Front., 40 doppelseitigen Kupfertafeln (statt 35); 8 Kupfertafeln (davon 2 gef.) und 17 (4 ganzseitigen) Textholzschnitten. 4 Bll., 163 SS., 1 nn. S., 4 Bll.
II. Teil: Mit gest. Front., 28 doppelblgr. Kupfertafeln (von 31?); 12 gest. Kupfertafeln (7 gef.) und Textkupfern. 3 Bll., 155 SS., 1 nn. S., 2 Bll.
III. Teil: Mit gest. Front., 23 doppelblgr. Kupfertafeln; 10 (3 gef.) Kupfertafeln; 14 Textkupfer und 12 Textholzschnitten. 4 Bll., 228 SS., 4 Bll., 12 SS.
IV. Teil: Mit gest. Front., 10 doppelblgr. Kupfertafeln (von 11); 18 (5 gef.) Kupfertafeln und 5 Textkupfern.
8 Bll., 168 SS., 2 Bll.; (Anhang zu Teil III) 83 SS., 1 nn. S.
Insgesamt: 4 Frontispize (1 doppelblgr.); 149 Kupfertafeln (101 doppelblgr.; 21 gef.); 1 gest. Kopfvign.; 23 Textkupfer und 29 Textholzschnitte. Es fehlen insgesamt 4 in den Verzeichnissen aufgeführte Tafeln in Teil II und IV. In Teil I sind 5 nicht aufgeführte Tafeln beigebunden. In dieser Vollständigkeit und in diesem Umfang äußerst selten.
Johann Christoph Wagner (Nürnberg 1640-1710 [?] Augsburg) kam ab 1663 in Kontakt zu dem Verleger Felsecker und veröffentlichte ab 1664 Kalender unter dem Titel „Teutscher Helden und ausländischer Potentaten Lust= und Nutzbringende Historien=Calender“. Die Kalenderreihe wurde unter wechselnden Titeln über seinen Tod hinaus bis 1729 fortgesetzt. Wohl ab 1680 wählte er Augsburg als Wohnsitz und veröffentlichte neben weiteren Kalenderreihen auch umfangreiche Werke über die Geschichte der Türkenkriege und über Kometen. Seine historischen Werke quellen über von merkwürdigen Geschichten und Kuriositäten. Diese Art des Schreibens beruht wohl auf seiner Tätigkeit als Kalenderschreiber.
Einige Kostproben:
„In dem Landstrich Cungkingsu der Landschafft Suchuen halten sich auf dem Berg Tayung viele Bavianen auf/ welche der Grösse und Gestalt nach mit dem Menschen übereinkommen. Sie sind über die massen auf die Weiber verliebet/ja / greiffen dieselben zu weilen auf dem Wege an/ ihre viehische Lüste mit ihnen zu büssen.
In der Provinz Fokien/ wie auch in Junnan und dem Königreich Gannan/ findet sich ein Thier Fexe genant/ welches bey nahe menschliche Gestalt hat. Es ist lang von Armen/ schwartz und rauh vom Leibe/ schnell von Füssen/und lachet überlaut wie ein Mensch/ aber es frisset und verschlinget den Menschen/ wo es sein mächtig wird.“ (IV, 127).
„Die Sinesischen Weibs=Bilder sind insgemein überaus schön/ lieblich und anmuthig/ und übertreffen an Leibs=Schönheit alle Heidnische Weiber deß ganzen Erdboden. Sie sind weiß von Haut und Braun von Augen. Wenig sind/ die ihre natürliche Schönheit mit Golde zieren/ wiewol sie auch bißweilen Schmincke gebrauchen. Die Nägel der lincken Hand schneiden sie nimmermehr ab: und gibt es deren die ihre Nägel an dieser Hand stets in einem Büxlein zu verwahren pflegen/ damit sie nicht möchten zerbrochen werden. Reicher Leuthe Töchter werden gantz lecker= und zartlich erzogen/ essen und trincken nur zu gewissen bestimten Zeiten/ und zwar nich mehr/ dann was ihnen nach dem Gewicht und Maase gegeben wird; daher etliche eine sehr zarte Haut und schöne Gestalt bekommen.“ (IV, 139).
„Der Caffá oder Cawah ist ein schwartzes Wasser/ welches die Niderländer Koffi nennen/ und komt von dem Arabischen Namen Koawa her. Diß wasser wird gekochet mit einer Art Bonen/ Bon in Arabischer Sprach genennet/ welche erstlich in einer Pfanne gebraten/ hernach zerstossen oder klein gerieben werden. Dieses Wasser wird fast sied=heiß getruncken/ und hat einen brandigen unangenehmen Geschmack.“ (III, 46).
„Die Fledermäuse/so von einigen fliegende Katzen genennet werden/ sind so groß als ein zimlich Huhn/ und ein Flügel derselben ist länger als anderhalb Schuh/ sie setzen sich nicht auf die Bäume/ wie andere Vögel/ sondern man sihet sie alle Tage an den Zweigen der gemeldten grossen Bäume hangen/ und hier klammern sie sich mit den Klauen ein/ und lassen die Köpffe unter sich hangen; sie haben an jedem Flügel 8 oder 9 Hacken/ darum fallen sie nicht herunter/ ob man sie gleich mit einer Flinte schiesset/ sondern bleiben allezeit an einigen Oertern hangen/ daß man von ferne meynet/ es hangen so grosse Birne an dem Baum. Die Portugesen essen sie lieber als junge Hüner/ das Fleisch derselben ist über die massen weiß/ und/ wann sie noch jung sind/ sehr zart. Es sind auch die jenige Art Vogel=Nester in den 4 Insuln dieses Königreichs/ gegen CochinChina zu gräntzend/ anzutreffen/ welche den Inwohnern vor eine sehr niedliche Speise dienen. Die Vögel/ so solche bauen/ sind in Grösse der Schwalben/ und machen ihre Nester aus einer Materi/ die nicht ganz dunckel/ doch auch nicht durchsichtig ist/ und hat eine Haut über der andern/ wie ein Zwiebel; diese Materie ist fast wie eine Art Gummi/ so in laulichtem Wasser zergehet/ und zu allerhand Brühen/ so man an die Speisen und Fische thut/ gebraucht wird/ und so dann einen Geschmack gibt/ als wären diese Nester von aller Art Gewürtz/ so in Orient zu finden gemacht/ sind ungefehr so groß als bey uns die Schwalben=Nester. Sie werden überall in Indien herum geführet/ und wol zur Curiosität nach Holland gebracht. Vornemlich aber nach Tunquin/ da dieses Lecker=Bißlein sehr geliebet wird.“ (III, 204 f.).
Als Kalenderschreiber hat J. Ch. Wagner einen besonderen Bezug zu kurzen Texten mit überraschenden und kuriosen Inhalten. Er hat die beschriebenen Länder nie selbst bereist, sondern alle ihm zur Verfügung stehende Literatur ausgeschlachtet und die Textstücke geographisch oder thematisch arrangiert. Mit dem 4. Band und dieser hier vorhandenen reichen Bildausstattung ist das Werk sehr selten.
Wagner, Johann Christoph: Delineatio provinciarum Pannoniae et imperii Turcici in oriente. Eine Grundrichtige Beschreibung des ganzen Aufgangs/ sonderlich aber des Hochlöblichen Königreichs Ungarn/ und der ganzen Türckey/ [...]. /Anderer Theil. Inhaltend Eine Historische Beschreibung Deß Ottomannischen oder Türckischen Reichs. (Teil II)./ Interiora Orientis detecta, oder Grundrichtige und eigentliche Beschreibung aller ... Reiche des Orients. (Teil III)./ Das mächtige Kayser-Reich Sina und die Asiatische Tartarey... (Teil IV)./ Die Kriegs-Begebenheiten deß 1686. und 1687. Jahres (Anhang des III. Teils). 2 Bde. Augsburg: Jakob Koppmayer 1684-89. 31 x 20 cm. Pgt. (Teile I und II), Mod. HPgt. m. Rs. (Teile III, IV und Anhang).
(Bezug von Band I fleckig. Einzelne Tafeln im Rand oder Falz angerissen und einige Einrisse hinterlegt. Teils etwas alters- und gebrauchsfleckig. Wenige Faltkupfer zu knapp beschnitten, wobei es nicht feststellbar ist, wie stark die Falttafeln beschnitten sind.)
VD17 3:301647E. VD17 39:133129U (Nur der IV. Teil und Anhang zu Teil III). Nebehay/Wagner 794. Lipperheide Lb22; letztere verzeichnen nur Teile I-II.
I. Teil: Mit 1 gest. doppelblgr. Front., 40 doppelseitigen Kupfertafeln (statt 35); 8 Kupfertafeln (davon 2 gef.) und 17 (4 ganzseitigen) Textholzschnitten. 4 Bll., 163 SS., 1 nn. S., 4 Bll.
II. Teil: Mit gest. Front., 28 doppelblgr. Kupfertafeln (von 31?); 12 gest. Kupfertafeln (7 gef.) und Textkupfern. 3 Bll., 155 SS., 1 nn. S., 2 Bll.
III. Teil: Mit gest. Front., 23 doppelblgr. Kupfertafeln; 10 (3 gef.) Kupfertafeln; 14 Textkupfer und 12 Textholzschnitten. 4 Bll., 228 SS., 4 Bll., 12 SS.
IV. Teil: Mit gest. Front., 10 doppelblgr. Kupfertafeln (von 11); 18 (5 gef.) Kupfertafeln und 5 Textkupfern.
8 Bll., 168 SS., 2 Bll.; (Anhang zu Teil III) 83 SS., 1 nn. S.
Insgesamt: 4 Frontispize (1 doppelblgr.); 149 Kupfertafeln (101 doppelblgr.; 21 gef.); 1 gest. Kopfvign.; 23 Textkupfer und 29 Textholzschnitte. Es fehlen insgesamt 4 in den Verzeichnissen aufgeführte Tafeln in Teil II und IV. In Teil I sind 5 nicht aufgeführte Tafeln beigebunden. In dieser Vollständigkeit und in diesem Umfang äußerst selten.
Johann Christoph Wagner (Nürnberg 1640-1710 [?] Augsburg) kam ab 1663 in Kontakt zu dem Verleger Felsecker und veröffentlichte ab 1664 Kalender unter dem Titel „Teutscher Helden und ausländischer Potentaten Lust= und Nutzbringende Historien=Calender“. Die Kalenderreihe wurde unter wechselnden Titeln über seinen Tod hinaus bis 1729 fortgesetzt. Wohl ab 1680 wählte er Augsburg als Wohnsitz und veröffentlichte neben weiteren Kalenderreihen auch umfangreiche Werke über die Geschichte der Türkenkriege und über Kometen. Seine historischen Werke quellen über von merkwürdigen Geschichten und Kuriositäten. Diese Art des Schreibens beruht wohl auf seiner Tätigkeit als Kalenderschreiber.
Einige Kostproben:
„In dem Landstrich Cungkingsu der Landschafft Suchuen halten sich auf dem Berg Tayung viele Bavianen auf/ welche der Grösse und Gestalt nach mit dem Menschen übereinkommen. Sie sind über die massen auf die Weiber verliebet/ja / greiffen dieselben zu weilen auf dem Wege an/ ihre viehische Lüste mit ihnen zu büssen.
In der Provinz Fokien/ wie auch in Junnan und dem Königreich Gannan/ findet sich ein Thier Fexe genant/ welches bey nahe menschliche Gestalt hat. Es ist lang von Armen/ schwartz und rauh vom Leibe/ schnell von Füssen/und lachet überlaut wie ein Mensch/ aber es frisset und verschlinget den Menschen/ wo es sein mächtig wird.“ (IV, 127).
„Die Sinesischen Weibs=Bilder sind insgemein überaus schön/ lieblich und anmuthig/ und übertreffen an Leibs=Schönheit alle Heidnische Weiber deß ganzen Erdboden. Sie sind weiß von Haut und Braun von Augen. Wenig sind/ die ihre natürliche Schönheit mit Golde zieren/ wiewol sie auch bißweilen Schmincke gebrauchen. Die Nägel der lincken Hand schneiden sie nimmermehr ab: und gibt es deren die ihre Nägel an dieser Hand stets in einem Büxlein zu verwahren pflegen/ damit sie nicht möchten zerbrochen werden. Reicher Leuthe Töchter werden gantz lecker= und zartlich erzogen/ essen und trincken nur zu gewissen bestimten Zeiten/ und zwar nich mehr/ dann was ihnen nach dem Gewicht und Maase gegeben wird; daher etliche eine sehr zarte Haut und schöne Gestalt bekommen.“ (IV, 139).
„Der Caffá oder Cawah ist ein schwartzes Wasser/ welches die Niderländer Koffi nennen/ und komt von dem Arabischen Namen Koawa her. Diß wasser wird gekochet mit einer Art Bonen/ Bon in Arabischer Sprach genennet/ welche erstlich in einer Pfanne gebraten/ hernach zerstossen oder klein gerieben werden. Dieses Wasser wird fast sied=heiß getruncken/ und hat einen brandigen unangenehmen Geschmack.“ (III, 46).
„Die Fledermäuse/so von einigen fliegende Katzen genennet werden/ sind so groß als ein zimlich Huhn/ und ein Flügel derselben ist länger als anderhalb Schuh/ sie setzen sich nicht auf die Bäume/ wie andere Vögel/ sondern man sihet sie alle Tage an den Zweigen der gemeldten grossen Bäume hangen/ und hier klammern sie sich mit den Klauen ein/ und lassen die Köpffe unter sich hangen; sie haben an jedem Flügel 8 oder 9 Hacken/ darum fallen sie nicht herunter/ ob man sie gleich mit einer Flinte schiesset/ sondern bleiben allezeit an einigen Oertern hangen/ daß man von ferne meynet/ es hangen so grosse Birne an dem Baum. Die Portugesen essen sie lieber als junge Hüner/ das Fleisch derselben ist über die massen weiß/ und/ wann sie noch jung sind/ sehr zart. Es sind auch die jenige Art Vogel=Nester in den 4 Insuln dieses Königreichs/ gegen CochinChina zu gräntzend/ anzutreffen/ welche den Inwohnern vor eine sehr niedliche Speise dienen. Die Vögel/ so solche bauen/ sind in Grösse der Schwalben/ und machen ihre Nester aus einer Materi/ die nicht ganz dunckel/ doch auch nicht durchsichtig ist/ und hat eine Haut über der andern/ wie ein Zwiebel; diese Materie ist fast wie eine Art Gummi/ so in laulichtem Wasser zergehet/ und zu allerhand Brühen/ so man an die Speisen und Fische thut/ gebraucht wird/ und so dann einen Geschmack gibt/ als wären diese Nester von aller Art Gewürtz/ so in Orient zu finden gemacht/ sind ungefehr so groß als bey uns die Schwalben=Nester. Sie werden überall in Indien herum geführet/ und wol zur Curiosität nach Holland gebracht. Vornemlich aber nach Tunquin/ da dieses Lecker=Bißlein sehr geliebet wird.“ (III, 204 f.).
Als Kalenderschreiber hat J. Ch. Wagner einen besonderen Bezug zu kurzen Texten mit überraschenden und kuriosen Inhalten. Er hat die beschriebenen Länder nie selbst bereist, sondern alle ihm zur Verfügung stehende Literatur ausgeschlachtet und die Textstücke geographisch oder thematisch arrangiert. Mit dem 4. Band und dieser hier vorhandenen reichen Bildausstattung ist das Werk sehr selten.
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