(tätig in Verona und Venedig, erstes Jahrzehnt 16. Jahrhundert) Madonna mit Kind, Tempera und Öl auf Holz, 49 x 32,5 cm, gerahmt Provenienz: europäische Privatsammlung Wir danken Mauro Lucco, der die Zuschreibung nach Untersuchung des vorliegenden Gemäldes im Original vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Lots. Das vorliegende Gemälde vermittelt die abstrakte Vorstellung eines Blumenparadieses, vor dem die zierliche Gestalt des in gestreifte Windeln und einen roten Mantel gehüllten Jesuskinds von der liebevoll lächelnden Gottesmutter sanft gestützt wird. Der florale Hintergrund, der an eine Wiese oder eine Mille-fleur-Tapisserie erinnert, gehört eindeutig einer Veroneser Tradition an, die auf den spätgotischen Stil Michelino da Besozzos und Stefano d’Arbois’, gen. Stefano da Zevio, zurückgeht. Vor allem in der Gestalt des Kindes zeigt sich auch eine Reminiszenz an Mantegna. Diese geht jedoch mit einer Betonung des Volumens zugunsten der Linie einher, was wiederum die Gemälde Francesco Bonsignoris auszeichnet, der mehrere Jahre in Mantua weilte. Das Ergebnis ist eine Bildsprache, die sich mit dem Meister der Libreria Sagramoso in Verbindung bringen lässt. Der anonyme Künstler wurde nach der gleichnamigen Bibliothek im Kloster San Bernardino in Verona benannt, die er 1503 freskierte. Manche Kunsthistoriker sehen in dem Künstler Domenico Morone der in Mantua gelebt und für die Gonzaga gearbeitet hatte. Mauro Lucco schlägt hingegen vor, den anonymen Meister mit Girolamo dai Libri (um 1474-1555), einem Maler und Miniaturisten aus Verona, zu identifizieren (siehe M. Lucco, Bartolomeo Cincani detto Montagna. Dipinti, Treviso 2014, S. 426-428). Allerdings besteht für die Zeit zwischen 1500 und 1514 eine ziemliche Wissenslücke hinsichtlich der Aufenthaltsorte und Arbeiten dieses Künstlers. Das vorliegende Gemälde weist stilistische Ähnlichkeiten mit den Fragmenten eines mit 1509 datierten großformatigen Altarbilds auf, das sich einst in Santa Maria delle Grazie in Arzignano bei Vicenza befand und das Mauro Lucco dem Meister der Libreria Sagramoso zugeschrieben hat (siehe Lucco 2014, S. 426-428). Besagte Fragmente gelangten 2010 bei Christie’s als Werke Domenico Morones zur Versteigerung (Auktion, Christie’s, New York, 9. Juni 2010, Lots 5, 6, 7). Vergleiche lassen sich zudem mit der Pala Centrego in Sant’Anastasia, Verona, anstellen, die Girolamo dai Libri um 1500 schuf; ebenso mit der Madonna im Museo di Castelvecchio, Verona (Inv. 1291-IB143), und mit der Madonna der Banco Popolare di Verona e Novara (Inv. BPVN 274). Aktuell sind manche Kunsthistoriker der Auffassung, dass die beiden letztgenannten Werke ebenfalls von der Hand Domenico Morones stammen, obgleich die Castelvecchio-Madonna eine langjährige Zuschreibung an Girolamo dai Libri trägt. Die Hand der Madonna im vorliegenden Gemälde hat kleine, fast runde Fingernägel, die fast identisch sind mit jenen der oben genannten Werke. Darüber hinaus erinnert die Art der geometrisch anmutenden Faltenwürfe an Werke Girolamo dai Libris, etwa an die Madonna mit Kind und der heiligen Anna in der National Gallery, London (Inv. NG748). Technische Untersuchung: Auf einer einteiligen (3 cm starken) Holztafel gemalt, weist der Bildträger noch die originale Parkettierung auf. Das Gemälde ist gut erhalten, wobei die Ränder des ursprünglichen weißen Malgrunds zum Teil noch sichtbar sind. Es gibt ein paar Retuschen, leichte Bereibungen und eine größere Fehlstelle im Haar der Madonna. IR-Aufnahmen ergeben eine Umriss-Unterzeichnung, die mit einem dünnen Pinsel ausgeführt wurde, um die Konturen und Falten zu definieren. Die Zeichnung ist sorgfältig ohne Änderungen und bis auf einen kleinen Schattenbereich im Mantel der Madonna ohne Schraffuren ausgeführt. Bei der Maltechnik handelt es sich wohl größtenteils um die der „tempera grassa“ (Eitempera mit Sikkativ), wobei in vielen Bereichen die charakteristischen dünnen parallelen Striche und das feine Krakelee der Temperafarbe
(tätig in Verona und Venedig, erstes Jahrzehnt 16. Jahrhundert) Madonna mit Kind, Tempera und Öl auf Holz, 49 x 32,5 cm, gerahmt Provenienz: europäische Privatsammlung Wir danken Mauro Lucco, der die Zuschreibung nach Untersuchung des vorliegenden Gemäldes im Original vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung dieses Lots. Das vorliegende Gemälde vermittelt die abstrakte Vorstellung eines Blumenparadieses, vor dem die zierliche Gestalt des in gestreifte Windeln und einen roten Mantel gehüllten Jesuskinds von der liebevoll lächelnden Gottesmutter sanft gestützt wird. Der florale Hintergrund, der an eine Wiese oder eine Mille-fleur-Tapisserie erinnert, gehört eindeutig einer Veroneser Tradition an, die auf den spätgotischen Stil Michelino da Besozzos und Stefano d’Arbois’, gen. Stefano da Zevio, zurückgeht. Vor allem in der Gestalt des Kindes zeigt sich auch eine Reminiszenz an Mantegna. Diese geht jedoch mit einer Betonung des Volumens zugunsten der Linie einher, was wiederum die Gemälde Francesco Bonsignoris auszeichnet, der mehrere Jahre in Mantua weilte. Das Ergebnis ist eine Bildsprache, die sich mit dem Meister der Libreria Sagramoso in Verbindung bringen lässt. Der anonyme Künstler wurde nach der gleichnamigen Bibliothek im Kloster San Bernardino in Verona benannt, die er 1503 freskierte. Manche Kunsthistoriker sehen in dem Künstler Domenico Morone der in Mantua gelebt und für die Gonzaga gearbeitet hatte. Mauro Lucco schlägt hingegen vor, den anonymen Meister mit Girolamo dai Libri (um 1474-1555), einem Maler und Miniaturisten aus Verona, zu identifizieren (siehe M. Lucco, Bartolomeo Cincani detto Montagna. Dipinti, Treviso 2014, S. 426-428). Allerdings besteht für die Zeit zwischen 1500 und 1514 eine ziemliche Wissenslücke hinsichtlich der Aufenthaltsorte und Arbeiten dieses Künstlers. Das vorliegende Gemälde weist stilistische Ähnlichkeiten mit den Fragmenten eines mit 1509 datierten großformatigen Altarbilds auf, das sich einst in Santa Maria delle Grazie in Arzignano bei Vicenza befand und das Mauro Lucco dem Meister der Libreria Sagramoso zugeschrieben hat (siehe Lucco 2014, S. 426-428). Besagte Fragmente gelangten 2010 bei Christie’s als Werke Domenico Morones zur Versteigerung (Auktion, Christie’s, New York, 9. Juni 2010, Lots 5, 6, 7). Vergleiche lassen sich zudem mit der Pala Centrego in Sant’Anastasia, Verona, anstellen, die Girolamo dai Libri um 1500 schuf; ebenso mit der Madonna im Museo di Castelvecchio, Verona (Inv. 1291-IB143), und mit der Madonna der Banco Popolare di Verona e Novara (Inv. BPVN 274). Aktuell sind manche Kunsthistoriker der Auffassung, dass die beiden letztgenannten Werke ebenfalls von der Hand Domenico Morones stammen, obgleich die Castelvecchio-Madonna eine langjährige Zuschreibung an Girolamo dai Libri trägt. Die Hand der Madonna im vorliegenden Gemälde hat kleine, fast runde Fingernägel, die fast identisch sind mit jenen der oben genannten Werke. Darüber hinaus erinnert die Art der geometrisch anmutenden Faltenwürfe an Werke Girolamo dai Libris, etwa an die Madonna mit Kind und der heiligen Anna in der National Gallery, London (Inv. NG748). Technische Untersuchung: Auf einer einteiligen (3 cm starken) Holztafel gemalt, weist der Bildträger noch die originale Parkettierung auf. Das Gemälde ist gut erhalten, wobei die Ränder des ursprünglichen weißen Malgrunds zum Teil noch sichtbar sind. Es gibt ein paar Retuschen, leichte Bereibungen und eine größere Fehlstelle im Haar der Madonna. IR-Aufnahmen ergeben eine Umriss-Unterzeichnung, die mit einem dünnen Pinsel ausgeführt wurde, um die Konturen und Falten zu definieren. Die Zeichnung ist sorgfältig ohne Änderungen und bis auf einen kleinen Schattenbereich im Mantel der Madonna ohne Schraffuren ausgeführt. Bei der Maltechnik handelt es sich wohl größtenteils um die der „tempera grassa“ (Eitempera mit Sikkativ), wobei in vielen Bereichen die charakteristischen dünnen parallelen Striche und das feine Krakelee der Temperafarbe
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