Stammbuch mit 26 handschriftlichen Eintragungen und 11 Feder-, 2 Bleistift- und 5 Buntstiftzeichnungen. Wien, 1920 – London, 1940. 17,3 x 13 cm. Grüner Leinenband mit goldgeprägtem Deckelornament (etwas berieben und bestoßen).
Die Wienerin Hilde Lampl (1895-1955), geborene Berger, heiratete 1918 den österreichischen Schriftsteller Fritz Lampl (1892-1955), der nach dem Krieg mit Albert Ehrenstein und Franz Werfel den “Genossenschaftsverlag” gegründet hatte und die expressionistische Zeitschrift “Der Daimon” herausgab. Zusammen mit Hildes Brüdern Joseph und Artur Berger eröffnete Lampl 1923 die berühmten “Bimini-Werkstätten”. Im Empfangsraum der florierenden Glasmanufaktur eröffnete Lampl, der weiterhin als Lyriker tätig war, einen literarischen Salon, wo er und Hilde die avantgardistische Intelligenzija Wiens, u.a. den Zwölftonkomponisten Josef Matthias Hauer, den Architekten Paul Engelmann oder Ludwig Wittgenstein empfingen. Mit Aufkommen des Nationalsozialismus verließen 1936 erst Hildes Brüder Österreich und 1938 emigrierten schließlich auch die Lampls nach England. – Das Stammbuch eröffnet mit einer Titelzeichnung und dem Eintrag von Fritz Lampl, gefolgt von einer Notiz Albert Ehrensteins (1886-1950). Weitere Einträge stammen von Hugo “Sonka” Sonnenschein (1889-1953), dem Übersetzer Arnold Gahlberg, Hildes Brüdern Artur und “Pepi” Berger (mit einer Zeichnung, die auf Lampls “Genossenschaftsverlag” anspielt), dem Karrikaturisten Peter Eng (1892-1939), der zahlreiche Karikaturen vom Olmützer Kreis um Ludwig Wittgenstein fertigte, dem Kunsthistoriker Hans Tietze (1880-1954) und seiner Frau Erica (deren 1909 von Oskar Kokoschka geschaffenes Doppelbildnis heute im MoMA in New York zu besichtigen ist) oder dem Architekten Oskar “Klasi Wlach” (1881-1963), der zusammen mit Josef Frank die “Haus und Garten OHG” gegründet hatte und 1938 nach der Arisierung der Firma ebenfalls nach London emigrierte. – Ein Blatt herausgetrennt, vier Buntstiftzeichnungen offensichtlich von Kinderhand, die letzten 26 Blatt leer. – Bewegendes Zeugnis des nach dem ersten Weltkrieg zunächst aufblühenden jüdischen Lebens in Wien – und seiner Vertreibung.
Stammbuch mit 26 handschriftlichen Eintragungen und 11 Feder-, 2 Bleistift- und 5 Buntstiftzeichnungen. Wien, 1920 – London, 1940. 17,3 x 13 cm. Grüner Leinenband mit goldgeprägtem Deckelornament (etwas berieben und bestoßen).
Die Wienerin Hilde Lampl (1895-1955), geborene Berger, heiratete 1918 den österreichischen Schriftsteller Fritz Lampl (1892-1955), der nach dem Krieg mit Albert Ehrenstein und Franz Werfel den “Genossenschaftsverlag” gegründet hatte und die expressionistische Zeitschrift “Der Daimon” herausgab. Zusammen mit Hildes Brüdern Joseph und Artur Berger eröffnete Lampl 1923 die berühmten “Bimini-Werkstätten”. Im Empfangsraum der florierenden Glasmanufaktur eröffnete Lampl, der weiterhin als Lyriker tätig war, einen literarischen Salon, wo er und Hilde die avantgardistische Intelligenzija Wiens, u.a. den Zwölftonkomponisten Josef Matthias Hauer, den Architekten Paul Engelmann oder Ludwig Wittgenstein empfingen. Mit Aufkommen des Nationalsozialismus verließen 1936 erst Hildes Brüder Österreich und 1938 emigrierten schließlich auch die Lampls nach England. – Das Stammbuch eröffnet mit einer Titelzeichnung und dem Eintrag von Fritz Lampl, gefolgt von einer Notiz Albert Ehrensteins (1886-1950). Weitere Einträge stammen von Hugo “Sonka” Sonnenschein (1889-1953), dem Übersetzer Arnold Gahlberg, Hildes Brüdern Artur und “Pepi” Berger (mit einer Zeichnung, die auf Lampls “Genossenschaftsverlag” anspielt), dem Karrikaturisten Peter Eng (1892-1939), der zahlreiche Karikaturen vom Olmützer Kreis um Ludwig Wittgenstein fertigte, dem Kunsthistoriker Hans Tietze (1880-1954) und seiner Frau Erica (deren 1909 von Oskar Kokoschka geschaffenes Doppelbildnis heute im MoMA in New York zu besichtigen ist) oder dem Architekten Oskar “Klasi Wlach” (1881-1963), der zusammen mit Josef Frank die “Haus und Garten OHG” gegründet hatte und 1938 nach der Arisierung der Firma ebenfalls nach London emigrierte. – Ein Blatt herausgetrennt, vier Buntstiftzeichnungen offensichtlich von Kinderhand, die letzten 26 Blatt leer. – Bewegendes Zeugnis des nach dem ersten Weltkrieg zunächst aufblühenden jüdischen Lebens in Wien – und seiner Vertreibung.
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