(Sermoneta 1521–1575 Rom) Bildnis eines Kardinals, um 1560–1565, Öl auf Leinwand, 111,5 x 86 cm, gerahmt Provenienz: Auktion, Galleria Geri, Rom, 13. Februar 1926, Los 486 (als Sebastiano del Piombo); Europäische Privatsammlung Wir danken Francesco Petrucci der die Zuschreibung auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes. Das vorliegende Porträt von bemerkenswerter Qualität und Seltenheit reiht sich in der Tradition der gegenreformatorischen römischen Bildnismalerei. Stilistisch steht es in der Tradition Raffaels, doch sind ebenso auch michelangelesk-venezianische Einflüsse zu verspüren, die sich zu Sebastiano del Piombo zurückführen lassen. Formal neigt die physische Beschreibung des Dargestellten zur formalen Abstraktion und einer gewissen Erstarrung der Haltung, wie sie für die fortgeschrittene Phase des römischen Manierismus um 1560–1565, die aufgrund ihrer Empfänglichkeit für unterschiedliche Einflüsse auch „Counter-Maniera“ genannt wird, typisch sind. Das vorliegende Porträt präsentiert sich als gemäßigter Gegenstil zur visionär-expressionistischen Porträtmalerei des Jacopino del Conte (Florenz um 1515 – Rom 1598), die später in die „zeitlose Kunst“ (F. Zeri) seines Schülers Scipione Pulzone (Gaeta 1640/42 – Rom 1598), des elegantesten römischen Porträtisten des letzten Viertel des 16. Jahrhunderts, überging. Der Künstler, den man am ehesten hinter einem Porträt wie dem vorliegenden vermuten kann, ist Girolamo Siciolante gen. Siciolante da Sermoneta, ein hervorragender Porträtist und Nachfolger der Raffael-Schüler Perino del Vaga und Leonardo da Pistoia. Ihm gelang eine Verschmelzung von Raffaels Stil mit einer „eleganten michelangelesken Qualität […], die nicht unmittelbar vom Meister herrührt, sondern dem Einfluss vieler römischer Bewunderer Michelangelos zuzuschreiben ist“ (siehe J. Hunter Girolamo Siciolante pittore da Sermoneta (1521–1557), Rom 1996). Der Künstler mag zudem eine direkte Rolle bei der Ausbildung von Pulzone gespielt haben, der in seiner Werkstatt verkehrt zu haben scheint (siehe A. Vannugli, Scipione Pulzone ritrattista. Traccia per un catalogo ragionato, in: Scipione Pulzone Da Gaeta a Roma alle Corti europee, Ausstellungskatalog, A. Acconci, A. Zuccari (Hrsg.), Gaeta, 27. Juni – 27. Oktober 2013, Rom 2013, S. 28). Körperhaltung und Abstraktheit des vorliegenden Werks erlauben einen überzeugenden Vergleich mit anderen Werken des Künstlers, etwa mit dem signierten und datierten Porträt des Francesco II. Colonna von 1561 in der Galleria Nazionale d’Arte Antica im Palazzo Barberini, den Porträts der Kardinäle Guido Ascanio und Alessandro Sforza in der Capella Sforza in Santa Maria Maggiore, dem Porträt von Papst Julius III. in der Galleria Spada und dem Porträt von Kardinal Innocenzo Cibo im Stadtmuseum Wiesbaden. Besonders maßgeblich sind stilistische Gemeinsamkeiten mit dem Porträt eines Kardinals in der Galleria Nazionale d’Arte Antica di Palazzo Barberini, das Siciolante 1932 von Adolfo Venturi zugeschrieben wurde und dessen Dargestellter von Andrea Donati als Guido Ascanio Sforza identifiziert wurde; ebenso mit dem Porträt eines unbekannten Kardinals in der Galleria Spada (siehe dazu: J. Hunter op. cit., S. 142/143, 178–181, 235/236, 245–247, 255/256; A. Donati, Ritratto e Figura nel manierismo a Roma, Villa Verrucchio (Rimini) 2010, S. 152–154, Abb. 226, 228–230, 236).
(Sermoneta 1521–1575 Rom) Bildnis eines Kardinals, um 1560–1565, Öl auf Leinwand, 111,5 x 86 cm, gerahmt Provenienz: Auktion, Galleria Geri, Rom, 13. Februar 1926, Los 486 (als Sebastiano del Piombo); Europäische Privatsammlung Wir danken Francesco Petrucci der die Zuschreibung auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes. Das vorliegende Porträt von bemerkenswerter Qualität und Seltenheit reiht sich in der Tradition der gegenreformatorischen römischen Bildnismalerei. Stilistisch steht es in der Tradition Raffaels, doch sind ebenso auch michelangelesk-venezianische Einflüsse zu verspüren, die sich zu Sebastiano del Piombo zurückführen lassen. Formal neigt die physische Beschreibung des Dargestellten zur formalen Abstraktion und einer gewissen Erstarrung der Haltung, wie sie für die fortgeschrittene Phase des römischen Manierismus um 1560–1565, die aufgrund ihrer Empfänglichkeit für unterschiedliche Einflüsse auch „Counter-Maniera“ genannt wird, typisch sind. Das vorliegende Porträt präsentiert sich als gemäßigter Gegenstil zur visionär-expressionistischen Porträtmalerei des Jacopino del Conte (Florenz um 1515 – Rom 1598), die später in die „zeitlose Kunst“ (F. Zeri) seines Schülers Scipione Pulzone (Gaeta 1640/42 – Rom 1598), des elegantesten römischen Porträtisten des letzten Viertel des 16. Jahrhunderts, überging. Der Künstler, den man am ehesten hinter einem Porträt wie dem vorliegenden vermuten kann, ist Girolamo Siciolante gen. Siciolante da Sermoneta, ein hervorragender Porträtist und Nachfolger der Raffael-Schüler Perino del Vaga und Leonardo da Pistoia. Ihm gelang eine Verschmelzung von Raffaels Stil mit einer „eleganten michelangelesken Qualität […], die nicht unmittelbar vom Meister herrührt, sondern dem Einfluss vieler römischer Bewunderer Michelangelos zuzuschreiben ist“ (siehe J. Hunter Girolamo Siciolante pittore da Sermoneta (1521–1557), Rom 1996). Der Künstler mag zudem eine direkte Rolle bei der Ausbildung von Pulzone gespielt haben, der in seiner Werkstatt verkehrt zu haben scheint (siehe A. Vannugli, Scipione Pulzone ritrattista. Traccia per un catalogo ragionato, in: Scipione Pulzone Da Gaeta a Roma alle Corti europee, Ausstellungskatalog, A. Acconci, A. Zuccari (Hrsg.), Gaeta, 27. Juni – 27. Oktober 2013, Rom 2013, S. 28). Körperhaltung und Abstraktheit des vorliegenden Werks erlauben einen überzeugenden Vergleich mit anderen Werken des Künstlers, etwa mit dem signierten und datierten Porträt des Francesco II. Colonna von 1561 in der Galleria Nazionale d’Arte Antica im Palazzo Barberini, den Porträts der Kardinäle Guido Ascanio und Alessandro Sforza in der Capella Sforza in Santa Maria Maggiore, dem Porträt von Papst Julius III. in der Galleria Spada und dem Porträt von Kardinal Innocenzo Cibo im Stadtmuseum Wiesbaden. Besonders maßgeblich sind stilistische Gemeinsamkeiten mit dem Porträt eines Kardinals in der Galleria Nazionale d’Arte Antica di Palazzo Barberini, das Siciolante 1932 von Adolfo Venturi zugeschrieben wurde und dessen Dargestellter von Andrea Donati als Guido Ascanio Sforza identifiziert wurde; ebenso mit dem Porträt eines unbekannten Kardinals in der Galleria Spada (siehe dazu: J. Hunter op. cit., S. 142/143, 178–181, 235/236, 245–247, 255/256; A. Donati, Ritratto e Figura nel manierismo a Roma, Villa Verrucchio (Rimini) 2010, S. 152–154, Abb. 226, 228–230, 236).
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