Auktionsarchiv: Los-Nr. 2636

Schnorr von Carolsfeld, Veit Hanns Brief April 1815

Schätzpreis
Zuschlagspreis:
n. a.
Auktionsarchiv: Los-Nr. 2636

Schnorr von Carolsfeld, Veit Hanns Brief April 1815

Schätzpreis
Zuschlagspreis:
n. a.
Beschreibung:

Über Mystizismus in der Malerei Schnorr von Carolsfeld, Veit Hanns, Maler und Radierer in Leipzig, der "Stammvater" der Künstlerdynastie, als Nachfolger Tischbeins Akademiedirektor (1764-1841). 4 eigh. Briefe m. U. "Veit Hanns Schnorr v K." oder "V H Schnorr v K." Jeweils mit Adresse. Zus. 4 2 / 3 S., sehr eng beschrieben. 4to. Leipzig und Franzensbrunn bei Eger 19.VIII.1815 - 27.VI.1816. An seinen Sohn, den Maler Ludwig Ferdinand Schnorr in Wien; der erste Brief auch an dessen gleichfalls dort als Künstler tätige Brüder Eduard und Julius. Wie immer inhaltsreiche, gemütvolle Briefe des um das Wohlergehen seiner Familie besorgten Vaters, der mit Interesse und Ratschlägen die Arbeiten seiner Söhne verfolgt und von Ereignissen in der Heimat berichtet. "... Euere Briefe haben mir tiefen Eindruck hinterlassen; ich liebe Euch alle, alle herzlich. Gott erhalte Euch nur gesund, und so werden meine bescheidenen Wünsche für Euch gewiß erfüllt werden ... Ich sehr, ich bin etwas weich geworden, das muß aber Euch nicht auch weich, sondern fest und stark machen! Lebt stets in und für einander ...". Verteilt dann verschickte Gegenstände und gute Ratschläge: Wäsche für Eduard, schwarze Kreide für Julius etc. und für Eduard die Empfehlung, bei seiner beabsichtigten Reise nach Italien sich in Triest bei einem Bankier und in Rom bei E. Plattner vorzustellen [19.IV.1815]. Am 29. Oktober 1815 geht er nach vielerlei familiären Fragen auf Julius Ferdinands Gemälde "Undine" ein, an dem er seit längerer Zeit arbeitete. "... Wie weit bist Du mit Deiner Undine ? - wir freuen uns sehr darauf! Aber der Kasten der Sendung muß doch etwas dauerhafter seyn, u. die Leisten, um das Bild zu halten, müssen mit größeren Nägeln, als die Stifte bei Mark Aurel es waren, befestiget werden. In Prag hatte ich keine Ruhe mehr; ich öffnete die Kiste u. das war gut u. nöthig daß ich noch 4 größere Nägel anwandte, denn es wäre doch möglich gewesen, daß es bis Leipzig nicht gehalten ... Ottilie [seine Tochter] ... ist nun schon seit 9 Wochen in der Lausitz u. wird auch noch 4 Wochen bleiben, da sie von ihrer Freundin, der Baronin Houwald zu Gevatterin gebethen wurde ... Der Kunsthändler Schlegel hat hier gar nichts abgesetzt u. ist nach Berlin gegangen. Dort wird er nun die Hebe fürs Geld sehen lassen, was ihm viele gerathen haben. Er besitzt nicht das angebohrene Kunsthändlergenie, wie ein gewisser Palmer, der einen großen Theil Morghenscher Blätter 1 / 4 und halbfertige, 3 / 4 fertige pp. hat u. horrende Preise macht. Und an Narren hat es nie gefehlt ... Es wäre doch wohl nicht übel, wenn Du zuweilen ein Portrait in Oehl mahlen könntest; mit Deinem Sinn für Natur würde Dir es viel frommen u. in ökonomischer Hinsicht ist es doch immer einträglich ..." [29.X.1815]. Der ganze Brief vom 25. November 1815 ist mit Trauer und Gedanken über den Tod einer Verwandten (wohl Schwester oder Tochter seiner Schwiegertochter Caroline) gefüllt. Am Schluß die Meldung: "Von Deinem Mark Aurel sagte Prof Mattäi, daß er ihm, je öfter er denselben sähe, immer mehr gefalle." Am 27. Juni 1816 schreibt Schnorr von einem Kur-Aufenthalt in Franzensbrunn, daß er eine Reise nach Bayreuth, Bamberg und Würzburg plane, und kommt dann grundsätzlich auf die Neigung der aktuellen Malerei zur schwärmerischen Wiederentdeckung des Mittelalters und seiner Mystik zu sprechen. "... Besonders freue ich mich die Pommersfelder Gallerie in der Nachbarschaft von Bamberg zu sehen ... Die jetzige Wandlung, die die Kunst schon genommen, beschäftiget meine Seele sehr u. zwar nicht ohne Furcht vor Abwege: mich dünkt, der Mystizismuns sei mit im Spiele u. habe nicht wenig Einfluß darauf. Ist aber meine Vermuthung gegründet, so muß dieses Besorgniß erregen: der Mensch - das junge weiche Gemüth besonders - kann irre geleitet werden; u. welchen heillosen Schaden hat der Mystizismus nicht schon angerichtet! - Eine gesunde Logik ist daher die sicherste Schildwache. - Mit so unverkennbaren herrlichen Talenten ausger

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Über Mystizismus in der Malerei Schnorr von Carolsfeld, Veit Hanns, Maler und Radierer in Leipzig, der "Stammvater" der Künstlerdynastie, als Nachfolger Tischbeins Akademiedirektor (1764-1841). 4 eigh. Briefe m. U. "Veit Hanns Schnorr v K." oder "V H Schnorr v K." Jeweils mit Adresse. Zus. 4 2 / 3 S., sehr eng beschrieben. 4to. Leipzig und Franzensbrunn bei Eger 19.VIII.1815 - 27.VI.1816. An seinen Sohn, den Maler Ludwig Ferdinand Schnorr in Wien; der erste Brief auch an dessen gleichfalls dort als Künstler tätige Brüder Eduard und Julius. Wie immer inhaltsreiche, gemütvolle Briefe des um das Wohlergehen seiner Familie besorgten Vaters, der mit Interesse und Ratschlägen die Arbeiten seiner Söhne verfolgt und von Ereignissen in der Heimat berichtet. "... Euere Briefe haben mir tiefen Eindruck hinterlassen; ich liebe Euch alle, alle herzlich. Gott erhalte Euch nur gesund, und so werden meine bescheidenen Wünsche für Euch gewiß erfüllt werden ... Ich sehr, ich bin etwas weich geworden, das muß aber Euch nicht auch weich, sondern fest und stark machen! Lebt stets in und für einander ...". Verteilt dann verschickte Gegenstände und gute Ratschläge: Wäsche für Eduard, schwarze Kreide für Julius etc. und für Eduard die Empfehlung, bei seiner beabsichtigten Reise nach Italien sich in Triest bei einem Bankier und in Rom bei E. Plattner vorzustellen [19.IV.1815]. Am 29. Oktober 1815 geht er nach vielerlei familiären Fragen auf Julius Ferdinands Gemälde "Undine" ein, an dem er seit längerer Zeit arbeitete. "... Wie weit bist Du mit Deiner Undine ? - wir freuen uns sehr darauf! Aber der Kasten der Sendung muß doch etwas dauerhafter seyn, u. die Leisten, um das Bild zu halten, müssen mit größeren Nägeln, als die Stifte bei Mark Aurel es waren, befestiget werden. In Prag hatte ich keine Ruhe mehr; ich öffnete die Kiste u. das war gut u. nöthig daß ich noch 4 größere Nägel anwandte, denn es wäre doch möglich gewesen, daß es bis Leipzig nicht gehalten ... Ottilie [seine Tochter] ... ist nun schon seit 9 Wochen in der Lausitz u. wird auch noch 4 Wochen bleiben, da sie von ihrer Freundin, der Baronin Houwald zu Gevatterin gebethen wurde ... Der Kunsthändler Schlegel hat hier gar nichts abgesetzt u. ist nach Berlin gegangen. Dort wird er nun die Hebe fürs Geld sehen lassen, was ihm viele gerathen haben. Er besitzt nicht das angebohrene Kunsthändlergenie, wie ein gewisser Palmer, der einen großen Theil Morghenscher Blätter 1 / 4 und halbfertige, 3 / 4 fertige pp. hat u. horrende Preise macht. Und an Narren hat es nie gefehlt ... Es wäre doch wohl nicht übel, wenn Du zuweilen ein Portrait in Oehl mahlen könntest; mit Deinem Sinn für Natur würde Dir es viel frommen u. in ökonomischer Hinsicht ist es doch immer einträglich ..." [29.X.1815]. Der ganze Brief vom 25. November 1815 ist mit Trauer und Gedanken über den Tod einer Verwandten (wohl Schwester oder Tochter seiner Schwiegertochter Caroline) gefüllt. Am Schluß die Meldung: "Von Deinem Mark Aurel sagte Prof Mattäi, daß er ihm, je öfter er denselben sähe, immer mehr gefalle." Am 27. Juni 1816 schreibt Schnorr von einem Kur-Aufenthalt in Franzensbrunn, daß er eine Reise nach Bayreuth, Bamberg und Würzburg plane, und kommt dann grundsätzlich auf die Neigung der aktuellen Malerei zur schwärmerischen Wiederentdeckung des Mittelalters und seiner Mystik zu sprechen. "... Besonders freue ich mich die Pommersfelder Gallerie in der Nachbarschaft von Bamberg zu sehen ... Die jetzige Wandlung, die die Kunst schon genommen, beschäftiget meine Seele sehr u. zwar nicht ohne Furcht vor Abwege: mich dünkt, der Mystizismuns sei mit im Spiele u. habe nicht wenig Einfluß darauf. Ist aber meine Vermuthung gegründet, so muß dieses Besorgniß erregen: der Mensch - das junge weiche Gemüth besonders - kann irre geleitet werden; u. welchen heillosen Schaden hat der Mystizismus nicht schon angerichtet! - Eine gesunde Logik ist daher die sicherste Schildwache. - Mit so unverkennbaren herrlichen Talenten ausger

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