(Rottluff 1884-1974 Berlin), Weiblicher Akt, sitzend. Schwarze Kreide auf Packpapier. Sign., mit Widmung bezeichnet und dat. 18. Januar 1911. 35 x 45 cm. – Unter Passepartout. (199)
In breiten und kühnen Strichen hat der Künstler einen sitzenden Frauenakt auf das Papier gebracht. Die leicht diagonal ausgestreckten Beine wie auch das aufgestellte Kissen hinter der Dunkelhaarigen sind der einzige Anhaltspunkt für Räumlichkeit und Plastizität. Die zum Gesicht erhobenen Hände verdecken ihre Züge. Die kraftvolle Zeichnung entstand in Hamburg, wo sich der junge Künstler von Ende Dezember 1910 bis März 1911 aufhielt, um seine erste größere Einzelausstellung in der Galerie Commeter (1.-20. Januar 1911) vorzubereiten. Schmidt-Rottluff hatte den Sommer 1910 in Dangast verbracht, wo er vor allem die Landschaft und Stilleben malte, vereinzelt auch Figuren. Das Sujet des Aktes jedoch, das zu einem der bevorzugten Motive der Brücke-Maler gehörte, wurde hier vernachlässigt. Ihm wendet sich Schmidt-Rottluff in der Großstadt wieder verstärkt zu. "Fast scheint es so, als wollte der Künstler nun nachholen, was ihm durch sein Fernbleiben von der Dresdener Brücke-Ateliergemeinschaft und der an den Moritzburger Teichen fortgesetzten Freiheit und Ungebundenheit entgangen war, so ausschließlich bemächtigt er sich jetzt dieses bisher nur sporadisch wahrgenommenen Themas und der ihm innewohnenden Ausdrucksmöglichkeiten" (Wietek 1995, S. 492). Gewidmet ist das Blatt der bedeutenden Brücke-Sammlerin Elsa Hopf (gestorben 1943), einer Frau mit starker Persönlichkeit und ungewöhnlichem Lebenslauf. Die Hamburgerin studierte in den USA Zahnmedizin und arbeitete mit ihrer Lebensgefährtin Clara Goldschmidt als niedergelassene Zahnärztin in Hamburg. Durch die mit ihr befreundete Kunsthistorikerin Rosa Schapire (1874-1954) wurde sie 1910 mit den Brücke-Künstlern bekannt und trat als passives Mitglied der Gruppe bei. Vor allem in den Jahren 1910 und 1911 schenkte ihr der Maler zahlreiche Künstlerpostkarten. Unser bis 1991 unveröffentlichtes Blatt zeigt wohl nicht, wie von Thiem angenommen, die Empfängerin selbst, sondern eine der zahlreichen Berufsmodelle, die den Brücke-Künstlern zur Verfügung standen. Wie Wietek ausführt, war das Verhältnis zwischen Schmidt-Rottluff und seiner Förderin Hopf stets respektvoll. Hopf erhielt die wohl spontan auf Packpapier gemalte Kreidezeichnung als Dank für die Zusendung von Pappen, die wahrscheinlich zur Aufbewahrung von Graphiken des Künstlers benötigt wurden. Noch im gleichen Jahr bekam Elsa Hopf von Schmidt-Rottluff vier weitere, nun allerdings auf Postkarten gezeichnete Akte. – Aus süddeutschem Privatbesitz. Literatur: KÜNSTLERPOSTKARTEN der klassischen Moderne, Hamburg 2017. – THIEM, GUNTHER, Karl Schmidt-Rottluff 1912 – Experiment Kubismus, in: Städel Jahrbuch, Neue Folge 13, München 1991, S. 245-256. (Hierin auf Seite 252 die Erstveröffentlichung der Zeichnung in einer stark miniaturisierten Abbildung.) – WIETEK, GERHARD, Schmidt-Rottluff: Oldenburger Jahre 1907-1912. Mainz 1995. – DERS., Karl Schmidt-Rottluff Zeichnungen auf Postkarten. Köln 2010. Sitting female nude. Black chalk on wrapping paper. Signed, inscribed with a dedication and dated January 18th 1911. 35 x 45 cm. – Under passe-partout. – The artist’s bold lines define this female nude. This powerful drawing was created in Hamburg, where the young artist spent some time between December 1910 and March 1911 working on his first more prominent solo exhibition at the Galerie Commeter (January 1911). – This work is dedicated to the important Brücke collector Elsa Hopf (died in 1943), a woman of character living a life less ordinary. Born in Hamburg, she studied dentistry in the USA and had her own practice in Hamburg where she worked together with her partner in life Clara Goldschmidt. Through her friend, the art historian Rosa Schapire (1874-1954) she met a lot of the Brücke artists and became a passive member of the group in 1910. Especially in 1910 and 1911 she received a lot of artist’s postcards by Schmidt-Rottluff. – This work was unpublished till 1991. Gunther Thiem and Gerhard Wietek mention or show it in their works on Schmidt-
(Rottluff 1884-1974 Berlin), Weiblicher Akt, sitzend. Schwarze Kreide auf Packpapier. Sign., mit Widmung bezeichnet und dat. 18. Januar 1911. 35 x 45 cm. – Unter Passepartout. (199)
In breiten und kühnen Strichen hat der Künstler einen sitzenden Frauenakt auf das Papier gebracht. Die leicht diagonal ausgestreckten Beine wie auch das aufgestellte Kissen hinter der Dunkelhaarigen sind der einzige Anhaltspunkt für Räumlichkeit und Plastizität. Die zum Gesicht erhobenen Hände verdecken ihre Züge. Die kraftvolle Zeichnung entstand in Hamburg, wo sich der junge Künstler von Ende Dezember 1910 bis März 1911 aufhielt, um seine erste größere Einzelausstellung in der Galerie Commeter (1.-20. Januar 1911) vorzubereiten. Schmidt-Rottluff hatte den Sommer 1910 in Dangast verbracht, wo er vor allem die Landschaft und Stilleben malte, vereinzelt auch Figuren. Das Sujet des Aktes jedoch, das zu einem der bevorzugten Motive der Brücke-Maler gehörte, wurde hier vernachlässigt. Ihm wendet sich Schmidt-Rottluff in der Großstadt wieder verstärkt zu. "Fast scheint es so, als wollte der Künstler nun nachholen, was ihm durch sein Fernbleiben von der Dresdener Brücke-Ateliergemeinschaft und der an den Moritzburger Teichen fortgesetzten Freiheit und Ungebundenheit entgangen war, so ausschließlich bemächtigt er sich jetzt dieses bisher nur sporadisch wahrgenommenen Themas und der ihm innewohnenden Ausdrucksmöglichkeiten" (Wietek 1995, S. 492). Gewidmet ist das Blatt der bedeutenden Brücke-Sammlerin Elsa Hopf (gestorben 1943), einer Frau mit starker Persönlichkeit und ungewöhnlichem Lebenslauf. Die Hamburgerin studierte in den USA Zahnmedizin und arbeitete mit ihrer Lebensgefährtin Clara Goldschmidt als niedergelassene Zahnärztin in Hamburg. Durch die mit ihr befreundete Kunsthistorikerin Rosa Schapire (1874-1954) wurde sie 1910 mit den Brücke-Künstlern bekannt und trat als passives Mitglied der Gruppe bei. Vor allem in den Jahren 1910 und 1911 schenkte ihr der Maler zahlreiche Künstlerpostkarten. Unser bis 1991 unveröffentlichtes Blatt zeigt wohl nicht, wie von Thiem angenommen, die Empfängerin selbst, sondern eine der zahlreichen Berufsmodelle, die den Brücke-Künstlern zur Verfügung standen. Wie Wietek ausführt, war das Verhältnis zwischen Schmidt-Rottluff und seiner Förderin Hopf stets respektvoll. Hopf erhielt die wohl spontan auf Packpapier gemalte Kreidezeichnung als Dank für die Zusendung von Pappen, die wahrscheinlich zur Aufbewahrung von Graphiken des Künstlers benötigt wurden. Noch im gleichen Jahr bekam Elsa Hopf von Schmidt-Rottluff vier weitere, nun allerdings auf Postkarten gezeichnete Akte. – Aus süddeutschem Privatbesitz. Literatur: KÜNSTLERPOSTKARTEN der klassischen Moderne, Hamburg 2017. – THIEM, GUNTHER, Karl Schmidt-Rottluff 1912 – Experiment Kubismus, in: Städel Jahrbuch, Neue Folge 13, München 1991, S. 245-256. (Hierin auf Seite 252 die Erstveröffentlichung der Zeichnung in einer stark miniaturisierten Abbildung.) – WIETEK, GERHARD, Schmidt-Rottluff: Oldenburger Jahre 1907-1912. Mainz 1995. – DERS., Karl Schmidt-Rottluff Zeichnungen auf Postkarten. Köln 2010. Sitting female nude. Black chalk on wrapping paper. Signed, inscribed with a dedication and dated January 18th 1911. 35 x 45 cm. – Under passe-partout. – The artist’s bold lines define this female nude. This powerful drawing was created in Hamburg, where the young artist spent some time between December 1910 and March 1911 working on his first more prominent solo exhibition at the Galerie Commeter (January 1911). – This work is dedicated to the important Brücke collector Elsa Hopf (died in 1943), a woman of character living a life less ordinary. Born in Hamburg, she studied dentistry in the USA and had her own practice in Hamburg where she worked together with her partner in life Clara Goldschmidt. Through her friend, the art historian Rosa Schapire (1874-1954) she met a lot of the Brücke artists and became a passive member of the group in 1910. Especially in 1910 and 1911 she received a lot of artist’s postcards by Schmidt-Rottluff. – This work was unpublished till 1991. Gunther Thiem and Gerhard Wietek mention or show it in their works on Schmidt-
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