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Auction archive: Lot number 2360

Rückert, Heinrich

Estimate
€600
ca. US$583
Price realised:
n. a.
Auction archive: Lot number 2360

Rückert, Heinrich

Estimate
€600
ca. US$583
Price realised:
n. a.
Beschreibung:

Rückert, Heinrich, Sohn Friedrich Rückerts, Historiker, Professor in Breslau (1823-1875). 3 eigh. Briefe m. U. "H. Rückert" bzw. "Heinrich Rückert". Zus. 92/3 S., meist sehr eng beschrieben. Gr. 8vo. Breslau 1860-1870. An den (nicht genannten) Staatsrechtler und Rechtshistoriker Hermann von Schulze-Gaevernitz. Zwei der drei Briefe sehr umfangreich; sie handeln großenteils von der politischen Situation in den Jahren 1860 und 1870. Einige Zitate: "... schwer ... wiegt bei mir das allgemeine oder politisch nationale Interesse, das jetzt doch mehr als je von Jedem ein festes Stehen bei Preußen auf die Gefahr aller möglichen Opfer oder gerade wegen dieser Gefahr verlangt. Es ist denn doch nur eine Selbsttäuschung, wenn man sich damit beruhigt, man könne außerhalb Preußens der guten Sache ebenso oder noch bessere Dienste leisten. Das mag gehen, solange alles still u. gemüthlich sich entwickelt, aber sobald die Krisis eintritt u. sich Freund u. Feind scharf trennen, ist es eine bloße Phrase der Bequemlichkeit oder des Egoismus. Daß der Eintritt der Krisis seit unserem letzten persönlichen Verkehr bedeutend, ja mit Siebenmeilenstiefeln näher gerückt ist, wird wohl jeder zugeben, auch wenn er das allgemein verbreitete Gefühl davon, das schnell die Behaglichkeit des materiallen Erwerbs ... so furchtbar stört, nicht weiter beachten wollte ... Wäre nicht die äußere Seite unserer deutschen Volksseele durch Weichlichkeit u. Materialismus so arg verwüstet - in der Tiefe ist sie noch kerngesund - so könnten diese Monstrositäten von Feigheit, Verrath und Kopflosigkeit nicht erzeugt werden, zu deren Bestrafung ... ein physisch u. moralisch so räudiger Hund wie dieser neue Mann des Jahrhunderts in die Welt geschickt ist ...". - Berichtet in der zweiten Hälfte dieses ersten Briefes von diversen Gelehrten und gemeinsamen Bekannten, darunter Theodor Mommsen, und erwähnt auch seinen Vater, den Dichter und Orientalisten Friedrich Rückert, der den Winter besser überstanden habe, als man erwarten konnte (Neuseß 21.IV.1860). - Während der zweite Brief (Breslau 13.IV.1863) mit Glückwünschen zur Hochzeit von Hermann und Louise Milde gefüllt ist, beschäftigt sich der dritte, wieder sehr umfangreiche Brief (Breslau 21.VIII.1870) ganz mit dem Beginn des Deutsch-Französischen Krieges. "... Wie ich diese letzten erhabenen Wochen verlebt habe, kannst Du Dir denken. Für die unvergleichliche Heldenhaftigkeit unseres Heeres giebt es kein zureichendes Wort, auch kaum für das Geschick u. den Geist der Führung. Es ist alles das, was die Thaten der Freiheitskriege so einzig aus dem wüsten Gemetzel der gewöhnlichen Kriegsgeschichte herausheben, nun noch geläuterter, plastischer u. großartiger wieder vor unsre leiblichen Augen getreten u. ich kann weiter nichts sagen als: womit habe ich unwürdigster verdient, das zu erleben, was ich sonst als fernen Traum einer fernen Zukunft mir möglich oder kaum möglich dachte? ...". - Er sagt aber doch noch sehr viel, was die nächsten 3 Seiten eng geschrieben füllt. - Inhaltsreiche zeitkritische Betrachtungen und Kommentare Heinrich Rückerts, die in ihrer lebhaften und gefühlsmäßigen Anteilnahme an allem Geschehen weit über das hinausgehen, was man von einem akademischen Historiker erwarten durfte. - Der erste Brief mit starken Defekten an einer Ecke, der dritte mit einem Einriss, alle drei mit kleinen Heftungslöchern; Anstreichungen von der Hand des Nationalökonomen Gerhart von Schulze-Gaevernitz, Sohn des Adressaten.

Auction archive: Lot number 2360
Auction:
Datum:
12 Oct 2022
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

Rückert, Heinrich, Sohn Friedrich Rückerts, Historiker, Professor in Breslau (1823-1875). 3 eigh. Briefe m. U. "H. Rückert" bzw. "Heinrich Rückert". Zus. 92/3 S., meist sehr eng beschrieben. Gr. 8vo. Breslau 1860-1870. An den (nicht genannten) Staatsrechtler und Rechtshistoriker Hermann von Schulze-Gaevernitz. Zwei der drei Briefe sehr umfangreich; sie handeln großenteils von der politischen Situation in den Jahren 1860 und 1870. Einige Zitate: "... schwer ... wiegt bei mir das allgemeine oder politisch nationale Interesse, das jetzt doch mehr als je von Jedem ein festes Stehen bei Preußen auf die Gefahr aller möglichen Opfer oder gerade wegen dieser Gefahr verlangt. Es ist denn doch nur eine Selbsttäuschung, wenn man sich damit beruhigt, man könne außerhalb Preußens der guten Sache ebenso oder noch bessere Dienste leisten. Das mag gehen, solange alles still u. gemüthlich sich entwickelt, aber sobald die Krisis eintritt u. sich Freund u. Feind scharf trennen, ist es eine bloße Phrase der Bequemlichkeit oder des Egoismus. Daß der Eintritt der Krisis seit unserem letzten persönlichen Verkehr bedeutend, ja mit Siebenmeilenstiefeln näher gerückt ist, wird wohl jeder zugeben, auch wenn er das allgemein verbreitete Gefühl davon, das schnell die Behaglichkeit des materiallen Erwerbs ... so furchtbar stört, nicht weiter beachten wollte ... Wäre nicht die äußere Seite unserer deutschen Volksseele durch Weichlichkeit u. Materialismus so arg verwüstet - in der Tiefe ist sie noch kerngesund - so könnten diese Monstrositäten von Feigheit, Verrath und Kopflosigkeit nicht erzeugt werden, zu deren Bestrafung ... ein physisch u. moralisch so räudiger Hund wie dieser neue Mann des Jahrhunderts in die Welt geschickt ist ...". - Berichtet in der zweiten Hälfte dieses ersten Briefes von diversen Gelehrten und gemeinsamen Bekannten, darunter Theodor Mommsen, und erwähnt auch seinen Vater, den Dichter und Orientalisten Friedrich Rückert, der den Winter besser überstanden habe, als man erwarten konnte (Neuseß 21.IV.1860). - Während der zweite Brief (Breslau 13.IV.1863) mit Glückwünschen zur Hochzeit von Hermann und Louise Milde gefüllt ist, beschäftigt sich der dritte, wieder sehr umfangreiche Brief (Breslau 21.VIII.1870) ganz mit dem Beginn des Deutsch-Französischen Krieges. "... Wie ich diese letzten erhabenen Wochen verlebt habe, kannst Du Dir denken. Für die unvergleichliche Heldenhaftigkeit unseres Heeres giebt es kein zureichendes Wort, auch kaum für das Geschick u. den Geist der Führung. Es ist alles das, was die Thaten der Freiheitskriege so einzig aus dem wüsten Gemetzel der gewöhnlichen Kriegsgeschichte herausheben, nun noch geläuterter, plastischer u. großartiger wieder vor unsre leiblichen Augen getreten u. ich kann weiter nichts sagen als: womit habe ich unwürdigster verdient, das zu erleben, was ich sonst als fernen Traum einer fernen Zukunft mir möglich oder kaum möglich dachte? ...". - Er sagt aber doch noch sehr viel, was die nächsten 3 Seiten eng geschrieben füllt. - Inhaltsreiche zeitkritische Betrachtungen und Kommentare Heinrich Rückerts, die in ihrer lebhaften und gefühlsmäßigen Anteilnahme an allem Geschehen weit über das hinausgehen, was man von einem akademischen Historiker erwarten durfte. - Der erste Brief mit starken Defekten an einer Ecke, der dritte mit einem Einriss, alle drei mit kleinen Heftungslöchern; Anstreichungen von der Hand des Nationalökonomen Gerhart von Schulze-Gaevernitz, Sohn des Adressaten.

Auction archive: Lot number 2360
Auction:
Datum:
12 Oct 2022
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
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+49 30 89380290
+49 30 8918025
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