Porträt eines Jungen
Porträt eines Jungen. 1848. Schwarze Kreidezeichnung, weiß gehöht. Rechts unten monogrammiert und datiert. Auf braunem Tonpapier. 30,2 x 22,8 cm (11,8 x 8,9 in), blattgroß. [CB]. Wir danken Herrn Dr. Claude Keisch, ehemals Nationalgalerie Berlin, für die wissenschaftliche Beratung und die Bestätigung der Authentizität der vorliegenden Arbeit anhand von Fotomaterial. Der Maler und Grafiker Adolph von Menzel wird 1815 in Breslau als Sohn einer Bürgerfamilie geboren. Nach dem Umzug der Familie nach Berlin im Jahre 1830 betreibt der Vater eine Druckerei, in der der junge Menzel seine lithografische Ausbildung erhält. Nach dem frühen Tod des Vaters, 1832, betreibt er die väterliche Druckerei zunächst weiter. 1833/34 besucht er die Berliner Kunstakademie, an der er seinen späteren Freund und Förderer, den Tapetenfabrikanten Carl Heinrich Arnold kennenlernt. Den ersten künstlerischen Erfolg bringt ihm der Auftrag des Kunsthändlers und Verlegers Louis Sachse, es entsteht die lithografische Folge zu Goethes "Künstlers Erdenwallen". 1834 wird Menzel in den "Verein der Jüngeren Künstler" und 1838 als Mitglied im "Verein der Älteren Künstler" aufgenommen. Es folgt der Auftrag für die Illustrationen zu Franz Kuglers "Geschichte Friedrichs des Großen". Voller Stolz steht der kleine Junge dem Künstler Modell, er ist gespannt und sich durchaus bewusst, dass ihm allein gerade dessen ganze Aufmerksamkeit gilt. Er trägt seinen guten Sonntagsanzug und versucht eine lässige, erwachsen wirkende Pose einzunehmen. Doch scheint es, als wüsste er nicht so recht, wohin mit seiner rechten Hand, als versuche er still zu stehen, obwohl er bis in die Fingerspitzen hibbelig und kribbelig ist und jeden Moment viel lieber zum Spielen fortrennen wollte. Menzel als großartigem Beobachter gelingt es meisterhaft, diesen flüchtigen Moment einzufangen und mit fast schon impressionistischer Zeichnung den Jungen in seiner ganzen Lebendigkeit und seinem kindlichen Stolz zu porträtieren. Seit den 1820er Jahren erfreute sich braunes Tonpapier bei den Künstlern in Deutschland großer Beliebtheit. Auch Menzel verwendet in den 1840er und 1850er Jahren Tonpapier für zahlreiche farbige Kreidezeichnungen. Bei einigen Arbeiten verzichtet er auf die farbige Ausführung und arbeitet, wie bei diesem Jungenporträt, ausschließlich mit schwarzer Kreide, teils ergänzt mit Weißhöhungen. Der dunkle Papierton bietet einen idealen Grund und erlaubt Menzel diese nahezu vibrierend lebendig gesetzten Weißhöhungen (vgl. dazu Ausst.-Kat. Paris/Washington/Berlin 1996/97, Adolph Menzel Das Labyrinth der Wirklichkeit, Claude Keisch und Marie Ursula Riemann- Reyher [Hrsg.], Köln 1996, Kat.-Nr. 38 (1846/48) sowie Ausst.-Kat. Zürich 2002, Adolph von Menzel. Spätes Debut, Galerie Pels-Leusden, Zürich 2002, Kat.-Nr. 10 (1860) und Kat.-Nr. 12 (um 1855/60, gänzlich ohne Weißhöhung)). 1849 beginnt Menzel mit der Gemäldefolge zu Leben und Wirken Friedrichs des Großen und vollendet 1850 mit der "Tafelrunde Friedrichs des Großen in Sanssouci" eine seiner bekanntesten Darstellungen aus dem Leben des Herrschers. Im Jahr 1853 wird er Mitglied der Königlichen Akademie der Künste. Anlässlich der Weltausstellung reist er 1855 erstmals nach Paris und besucht dort den "Pavillon du Réalisme" von Courbet. Zahlreiche Ehrungen und Preise begleiten sein reichhaltiges Schaffen. 1884 werden seine Werke erstmals in einer Einzelausstellung in Berlin präsentiert, auch anschließende Werkschauen im In- und Ausland finden großen Anklang. Zu seinem 70. Geburtstag verleiht die Berliner Universität Adolph Menzel schließlich die Ehrendoktorwürde, auch wird er zum Ehrenbürger der Stadt Breslau und zum Ehrenmitglied der St. Petersburger Akademie ernannt. Es folgen die Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Berlin, die Verleihung des Titels des Geheimen Rats mit dem Prädikat "Exzellenz" und die Aufnahme in die Akademien in Paris und London. Die Krönung seiner künstlerischen Laufbahn erfährt Menzel schließlich mit der Ernennung zum Ritter
Porträt eines Jungen
Porträt eines Jungen. 1848. Schwarze Kreidezeichnung, weiß gehöht. Rechts unten monogrammiert und datiert. Auf braunem Tonpapier. 30,2 x 22,8 cm (11,8 x 8,9 in), blattgroß. [CB]. Wir danken Herrn Dr. Claude Keisch, ehemals Nationalgalerie Berlin, für die wissenschaftliche Beratung und die Bestätigung der Authentizität der vorliegenden Arbeit anhand von Fotomaterial. Der Maler und Grafiker Adolph von Menzel wird 1815 in Breslau als Sohn einer Bürgerfamilie geboren. Nach dem Umzug der Familie nach Berlin im Jahre 1830 betreibt der Vater eine Druckerei, in der der junge Menzel seine lithografische Ausbildung erhält. Nach dem frühen Tod des Vaters, 1832, betreibt er die väterliche Druckerei zunächst weiter. 1833/34 besucht er die Berliner Kunstakademie, an der er seinen späteren Freund und Förderer, den Tapetenfabrikanten Carl Heinrich Arnold kennenlernt. Den ersten künstlerischen Erfolg bringt ihm der Auftrag des Kunsthändlers und Verlegers Louis Sachse, es entsteht die lithografische Folge zu Goethes "Künstlers Erdenwallen". 1834 wird Menzel in den "Verein der Jüngeren Künstler" und 1838 als Mitglied im "Verein der Älteren Künstler" aufgenommen. Es folgt der Auftrag für die Illustrationen zu Franz Kuglers "Geschichte Friedrichs des Großen". Voller Stolz steht der kleine Junge dem Künstler Modell, er ist gespannt und sich durchaus bewusst, dass ihm allein gerade dessen ganze Aufmerksamkeit gilt. Er trägt seinen guten Sonntagsanzug und versucht eine lässige, erwachsen wirkende Pose einzunehmen. Doch scheint es, als wüsste er nicht so recht, wohin mit seiner rechten Hand, als versuche er still zu stehen, obwohl er bis in die Fingerspitzen hibbelig und kribbelig ist und jeden Moment viel lieber zum Spielen fortrennen wollte. Menzel als großartigem Beobachter gelingt es meisterhaft, diesen flüchtigen Moment einzufangen und mit fast schon impressionistischer Zeichnung den Jungen in seiner ganzen Lebendigkeit und seinem kindlichen Stolz zu porträtieren. Seit den 1820er Jahren erfreute sich braunes Tonpapier bei den Künstlern in Deutschland großer Beliebtheit. Auch Menzel verwendet in den 1840er und 1850er Jahren Tonpapier für zahlreiche farbige Kreidezeichnungen. Bei einigen Arbeiten verzichtet er auf die farbige Ausführung und arbeitet, wie bei diesem Jungenporträt, ausschließlich mit schwarzer Kreide, teils ergänzt mit Weißhöhungen. Der dunkle Papierton bietet einen idealen Grund und erlaubt Menzel diese nahezu vibrierend lebendig gesetzten Weißhöhungen (vgl. dazu Ausst.-Kat. Paris/Washington/Berlin 1996/97, Adolph Menzel Das Labyrinth der Wirklichkeit, Claude Keisch und Marie Ursula Riemann- Reyher [Hrsg.], Köln 1996, Kat.-Nr. 38 (1846/48) sowie Ausst.-Kat. Zürich 2002, Adolph von Menzel. Spätes Debut, Galerie Pels-Leusden, Zürich 2002, Kat.-Nr. 10 (1860) und Kat.-Nr. 12 (um 1855/60, gänzlich ohne Weißhöhung)). 1849 beginnt Menzel mit der Gemäldefolge zu Leben und Wirken Friedrichs des Großen und vollendet 1850 mit der "Tafelrunde Friedrichs des Großen in Sanssouci" eine seiner bekanntesten Darstellungen aus dem Leben des Herrschers. Im Jahr 1853 wird er Mitglied der Königlichen Akademie der Künste. Anlässlich der Weltausstellung reist er 1855 erstmals nach Paris und besucht dort den "Pavillon du Réalisme" von Courbet. Zahlreiche Ehrungen und Preise begleiten sein reichhaltiges Schaffen. 1884 werden seine Werke erstmals in einer Einzelausstellung in Berlin präsentiert, auch anschließende Werkschauen im In- und Ausland finden großen Anklang. Zu seinem 70. Geburtstag verleiht die Berliner Universität Adolph Menzel schließlich die Ehrendoktorwürde, auch wird er zum Ehrenbürger der Stadt Breslau und zum Ehrenmitglied der St. Petersburger Akademie ernannt. Es folgen die Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Berlin, die Verleihung des Titels des Geheimen Rats mit dem Prädikat "Exzellenz" und die Aufnahme in die Akademien in Paris und London. Die Krönung seiner künstlerischen Laufbahn erfährt Menzel schließlich mit der Ernennung zum Ritter
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