Oskar Kokoschka* (Pöchlarn 1886 - 1980 Montreux) Mädchenakt mit umgehängtem Mantel, 1907 Bleistift, Aquarell auf Papier; 45,4 x 31,6 cm Monogrammiert rechts unten: OK Provenienz Hassfurther Wien, 26. 05. 1979, Nr. 160, Farbtafel XIV; Hassfurther Wien, 31. 03. 1984, Nr. 68, Farbtafel 13; österreichischer Privatbesitz Ausstellungen 1979 Wien, Secession, Österreichische Kunst 1880-1945, 08. 05. - 31. 05., Nr. 160, Farbtafel XIV; 1987 Paris, Centre Georges Pompidou, Kokoschka. Dessins et aquarelles: 1906-1926, 21. 01. - 22. 03., Nr. 6 (m. Farbabb., aber nicht ausgestellt); 1994 Wien, Albertina, Oskar Kokoschka Das Frühwerk (1897/98-1917). Zeichnungen und Aquarelle, 02. 03. - 23. 05., Nr. 20 (m. Farbabb.) Literatur Weltkunst, 49. Jg., Nr. 9, München, 01. 05. 1979, S. 1173 (Farbabb.); Werner J. Schweiger, Der junge Kokoschka. Leben und Werk 1904-1914, Wien / München 1983, Farbabb. S. 101; Alice Strobl, Alfred Weidinger, Oskar Kokoschka Zeichnungen und Aquarelle aus dem Frühwerk (1897/98-1917), in: Ausst.-Kat. Albertina, Wien 1994, S. 15; Alfred Weidinger, Oskar Kokoschka Träumender Knabe und Enfant Terrible 1897/98 bis 1910, Dissertation, Salzburg 1997, S. 69, Abb. 149; Heinz Spielmann, Oskar Kokoschka Leben und Werk, Köln 2003, Abb. S. 64; Alfred Weidinger, Alice Strobl, Oskar Kokoschka Die Zeichnungen und Aquarelle 1897-1916, Salzburg 2008, WV-Nr. 143, sw-Abb. S. 84 Als zwanzigjähriger begann Oskar Kokoschka eine Ausbildung an der Wiener Kunstgewerbeschule unter Otto Czeschka. Er konzentrierte sich von Beginn an auf Akt- und Bewegungsstudien und erhielt im folgenden Sommersemester 1907 ein eigenes Atelier. Dort hatte er die Möglichkeit „…Kinder einer Zirkusfamilie, die im Winter vom Modellstehen lebten, in den verschiedenen Drehungen und Regungen des Körpers in der Bewegung, zu zeichnen.“ (Oskar Kokoschka Mein Leben, München 1971, S 50f) Im selben Jahr fand in der Galerie Miethke eine Paul Gauguin Ausstellung statt. Exotische Gesichtszüge und lose den Körper nur teilweise verdeckende Tücher finden sich auch in Kokoschkas Zeichnungen wieder, wie die vorliegende Darstellung zeigt. Der lässig über die Schulter geworfene Mantel bzw. Umhang weist modische Details im doppelten Kragen und in einer erkennbaren Schnittführung auf. Durch die flächig abstrahierte Darstellung und die einheitliche blaue Farbe erscheint das Gewand wie eine Kollage und hebt sich von der zarten Linie der noch knabenhaften Mädchengestalt ab. Für den Körper verwendet Kokoschka die Farbe ganz sparsam. Das Inkarnat hat an manchen Stellen einen Hauch von Rosa und das Braun der Haare findet sich zur Akzentuierung im Gesicht auf der Brust und auf den Zehen wieder. Dadurch stellt er die Gestalt prägnant in den Bildraum. In dieser aquarellierten Darstellung eines stehenden Mädchens ging Kokoschka mit seiner künstlerischen Ausdrucksweise bereits in eine völlig neue Richtung, die dem politischen und sozialen Zeitgeist entsprach. Keine verbindliche, allgemeingültige Stilisierung im Sinne von geltenden Schönheitsidealen, sondern die individuelle Berufung, die innere Notwendigkeit als Ausdruck einer künstlerischen Eigenständigkeit war sein Anliegen. Dieses Heraustreten aus der damals üblichen starren naturalistischen Wiedergabe des menschlichen Körpers war Kokoschkas erster Schritt zu einer expressionistischen Kunst. In seinen spontanen Bewegungsstudien entwickelte er einen ganz eigenen Zeichenstil. Die vorliegende Arbeit zeigt einen Stilwandel, der für Kokoschkas weiteres Oeuvre charakteristisch ist. Erkennbar ist dies durch erste Ansätze zu einer akzentuierten eckigen Körpergestaltung. Die herbe Anmut und kultische Anmutung der Darstellung ist richtungsweisend für die Illustrationen zu seiner ersten Dichtung "Die Träumenden Knaben" (1908) und zeigt sich auch in seinem Plakat für die Kunstschau 1908 ("Die Baumwollpflückerin"), wo Oskar Kokoschka im selben Jahr erstmals öffentlich ausstellte. (Christa Armann)
Oskar Kokoschka* (Pöchlarn 1886 - 1980 Montreux) Mädchenakt mit umgehängtem Mantel, 1907 Bleistift, Aquarell auf Papier; 45,4 x 31,6 cm Monogrammiert rechts unten: OK Provenienz Hassfurther Wien, 26. 05. 1979, Nr. 160, Farbtafel XIV; Hassfurther Wien, 31. 03. 1984, Nr. 68, Farbtafel 13; österreichischer Privatbesitz Ausstellungen 1979 Wien, Secession, Österreichische Kunst 1880-1945, 08. 05. - 31. 05., Nr. 160, Farbtafel XIV; 1987 Paris, Centre Georges Pompidou, Kokoschka. Dessins et aquarelles: 1906-1926, 21. 01. - 22. 03., Nr. 6 (m. Farbabb., aber nicht ausgestellt); 1994 Wien, Albertina, Oskar Kokoschka Das Frühwerk (1897/98-1917). Zeichnungen und Aquarelle, 02. 03. - 23. 05., Nr. 20 (m. Farbabb.) Literatur Weltkunst, 49. Jg., Nr. 9, München, 01. 05. 1979, S. 1173 (Farbabb.); Werner J. Schweiger, Der junge Kokoschka. Leben und Werk 1904-1914, Wien / München 1983, Farbabb. S. 101; Alice Strobl, Alfred Weidinger, Oskar Kokoschka Zeichnungen und Aquarelle aus dem Frühwerk (1897/98-1917), in: Ausst.-Kat. Albertina, Wien 1994, S. 15; Alfred Weidinger, Oskar Kokoschka Träumender Knabe und Enfant Terrible 1897/98 bis 1910, Dissertation, Salzburg 1997, S. 69, Abb. 149; Heinz Spielmann, Oskar Kokoschka Leben und Werk, Köln 2003, Abb. S. 64; Alfred Weidinger, Alice Strobl, Oskar Kokoschka Die Zeichnungen und Aquarelle 1897-1916, Salzburg 2008, WV-Nr. 143, sw-Abb. S. 84 Als zwanzigjähriger begann Oskar Kokoschka eine Ausbildung an der Wiener Kunstgewerbeschule unter Otto Czeschka. Er konzentrierte sich von Beginn an auf Akt- und Bewegungsstudien und erhielt im folgenden Sommersemester 1907 ein eigenes Atelier. Dort hatte er die Möglichkeit „…Kinder einer Zirkusfamilie, die im Winter vom Modellstehen lebten, in den verschiedenen Drehungen und Regungen des Körpers in der Bewegung, zu zeichnen.“ (Oskar Kokoschka Mein Leben, München 1971, S 50f) Im selben Jahr fand in der Galerie Miethke eine Paul Gauguin Ausstellung statt. Exotische Gesichtszüge und lose den Körper nur teilweise verdeckende Tücher finden sich auch in Kokoschkas Zeichnungen wieder, wie die vorliegende Darstellung zeigt. Der lässig über die Schulter geworfene Mantel bzw. Umhang weist modische Details im doppelten Kragen und in einer erkennbaren Schnittführung auf. Durch die flächig abstrahierte Darstellung und die einheitliche blaue Farbe erscheint das Gewand wie eine Kollage und hebt sich von der zarten Linie der noch knabenhaften Mädchengestalt ab. Für den Körper verwendet Kokoschka die Farbe ganz sparsam. Das Inkarnat hat an manchen Stellen einen Hauch von Rosa und das Braun der Haare findet sich zur Akzentuierung im Gesicht auf der Brust und auf den Zehen wieder. Dadurch stellt er die Gestalt prägnant in den Bildraum. In dieser aquarellierten Darstellung eines stehenden Mädchens ging Kokoschka mit seiner künstlerischen Ausdrucksweise bereits in eine völlig neue Richtung, die dem politischen und sozialen Zeitgeist entsprach. Keine verbindliche, allgemeingültige Stilisierung im Sinne von geltenden Schönheitsidealen, sondern die individuelle Berufung, die innere Notwendigkeit als Ausdruck einer künstlerischen Eigenständigkeit war sein Anliegen. Dieses Heraustreten aus der damals üblichen starren naturalistischen Wiedergabe des menschlichen Körpers war Kokoschkas erster Schritt zu einer expressionistischen Kunst. In seinen spontanen Bewegungsstudien entwickelte er einen ganz eigenen Zeichenstil. Die vorliegende Arbeit zeigt einen Stilwandel, der für Kokoschkas weiteres Oeuvre charakteristisch ist. Erkennbar ist dies durch erste Ansätze zu einer akzentuierten eckigen Körpergestaltung. Die herbe Anmut und kultische Anmutung der Darstellung ist richtungsweisend für die Illustrationen zu seiner ersten Dichtung "Die Träumenden Knaben" (1908) und zeigt sich auch in seinem Plakat für die Kunstschau 1908 ("Die Baumwollpflückerin"), wo Oskar Kokoschka im selben Jahr erstmals öffentlich ausstellte. (Christa Armann)
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