Ohne Titel, 1965.
Gouache Rechts unten signiert. Auf fein strukturiertem Zeichenpapier. 29,5 x 20,9 cm (11,6 x 8,2 in), blattgroß PROVENIENZ: Privatsammlung Hessen. Sigmar Polke geboren 1941 in Oels/Schlesien, siedelt 1953 von Thüringen nach Düsseldorf über und beginnt 1959 dort eine Glasmalerlehre. 1961-1967 studiert Polke an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Gerhard Hoehme und Karl Otto Götz, wo er unter anderem Gerhard Richter kennenlernt. 1963 veranstalten die beiden Künstler gemeinsam mit Konrad Fischer-Lueg und Manfred Kuttner unter dem Titel "Eine Demonstration für den kapitalistischen Realismus" eine Ausstellung, deren Exponate durch den ironischen Umgang mit den Produkten der Konsumwelt und die kritische Verwendung von Alltagsklischees geprägt sind. Schon in den frühen Arbeiten werden Witz und Ironie als ein Kennzeichen von Polkes Kunst erfahrbar, wenn er etwa Socken, Würstchen oder Versatzstücke aus Reiseprospekten in Szene setzt. Es entstehen die ersten Raster- und Streifenbilder sowie Gemälde auf Dekostoffen. 1966 erhält Sigmar Polke den Kunstpreis der Jugend und bestreitet seine erste Einzelausstellung. Ende der 1960er Jahre beginnt Sigmar Polke sich verstärkt mit astrologischen und alchemistischen Fragen künstlerisch auseinanderzusetzen. In seinen Formelsammlungen nimmt er auf das Zahlenquadrat Bezug, welches spätestens seit Dürers Kupferstich der Melencolia I für die perfekte Verschränkung von Magie, künstlerischem Genius und mathematischer Wissenschaftlichkeit steht. Polke bietet 1967 unter dem Titel "Lösungen" in gewohnt ironischer Kommentierung Gleichungen an, die nach dem herkömmlichen mathematischen Verständnis rechnerisch falsch sind. Auch der Sternenhimmel wird von Polke zur Projektionsfläche künstlerischer Fantasie erklärt, wenn er in diesen in seinem Sternenhimmeltuch (1968) das Sternenbild seines Namens hineinliest und damit auch die bisher anerkannten Sternbilder als willkürliche Ergebnisse unserer Fantasie enttarnt. In unserer vermutlich im Kontext dieser Schaffensphase entstandenen Gouache von leuchtender Farbigkeit scheint Polke mit Hilfe jener, die Papierarbeiten der 1960er Jahre auszeichnenden naiv-ironischen, zeichenhaft verkürzten Bildsprache, die Kraft der Sonne, als das Zentrum unseres Planetensystems, kommentieren zu wollen. Polkes Mut zur Trivialität der Bildmotive, die Spontanität und der Witz seiner frühen Zeichnungen erfährt gerade durch die gleichzeitige Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Phänomenen eine Potenzierung. Sowohl in der Malerei als auch im Medium der Fotografie haben Polkes Arbeiten oft einen experimentellen Charakter, lassen Zufallswirkungen und autonome chemische Prozesse sichtbar werden. 1972 stellt Polke erstmals auf einer documenta (5) in Kassel aus , auch auf der documenta 6 (1977) und 7 (1982) nimmt er teil. 1977 wird er Dozent und dann 1991 Professor an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg. In den Jahren 1980 bis 1981 unternimmt Sigmar Polke Reisen nach Südostasien, Papua-Neuginea und Australien. Sigmar Polke ist regelmäßig auf Ausstellungen im In- und Ausland vertreten und erhält zahlreiche Auszeichnungen und Preise. 1997 findet die bislang größte Retrospektive seines Werks in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik in Bonn und in der Galerie der Gegenwart, Hamburger Bahnhof in Berlin, statt. Sigmar Polke stirbt am 10. Juni 2010 an einer Krebserkrankung. [JS].
Ohne Titel, 1965.
Gouache Rechts unten signiert. Auf fein strukturiertem Zeichenpapier. 29,5 x 20,9 cm (11,6 x 8,2 in), blattgroß PROVENIENZ: Privatsammlung Hessen. Sigmar Polke geboren 1941 in Oels/Schlesien, siedelt 1953 von Thüringen nach Düsseldorf über und beginnt 1959 dort eine Glasmalerlehre. 1961-1967 studiert Polke an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Gerhard Hoehme und Karl Otto Götz, wo er unter anderem Gerhard Richter kennenlernt. 1963 veranstalten die beiden Künstler gemeinsam mit Konrad Fischer-Lueg und Manfred Kuttner unter dem Titel "Eine Demonstration für den kapitalistischen Realismus" eine Ausstellung, deren Exponate durch den ironischen Umgang mit den Produkten der Konsumwelt und die kritische Verwendung von Alltagsklischees geprägt sind. Schon in den frühen Arbeiten werden Witz und Ironie als ein Kennzeichen von Polkes Kunst erfahrbar, wenn er etwa Socken, Würstchen oder Versatzstücke aus Reiseprospekten in Szene setzt. Es entstehen die ersten Raster- und Streifenbilder sowie Gemälde auf Dekostoffen. 1966 erhält Sigmar Polke den Kunstpreis der Jugend und bestreitet seine erste Einzelausstellung. Ende der 1960er Jahre beginnt Sigmar Polke sich verstärkt mit astrologischen und alchemistischen Fragen künstlerisch auseinanderzusetzen. In seinen Formelsammlungen nimmt er auf das Zahlenquadrat Bezug, welches spätestens seit Dürers Kupferstich der Melencolia I für die perfekte Verschränkung von Magie, künstlerischem Genius und mathematischer Wissenschaftlichkeit steht. Polke bietet 1967 unter dem Titel "Lösungen" in gewohnt ironischer Kommentierung Gleichungen an, die nach dem herkömmlichen mathematischen Verständnis rechnerisch falsch sind. Auch der Sternenhimmel wird von Polke zur Projektionsfläche künstlerischer Fantasie erklärt, wenn er in diesen in seinem Sternenhimmeltuch (1968) das Sternenbild seines Namens hineinliest und damit auch die bisher anerkannten Sternbilder als willkürliche Ergebnisse unserer Fantasie enttarnt. In unserer vermutlich im Kontext dieser Schaffensphase entstandenen Gouache von leuchtender Farbigkeit scheint Polke mit Hilfe jener, die Papierarbeiten der 1960er Jahre auszeichnenden naiv-ironischen, zeichenhaft verkürzten Bildsprache, die Kraft der Sonne, als das Zentrum unseres Planetensystems, kommentieren zu wollen. Polkes Mut zur Trivialität der Bildmotive, die Spontanität und der Witz seiner frühen Zeichnungen erfährt gerade durch die gleichzeitige Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Phänomenen eine Potenzierung. Sowohl in der Malerei als auch im Medium der Fotografie haben Polkes Arbeiten oft einen experimentellen Charakter, lassen Zufallswirkungen und autonome chemische Prozesse sichtbar werden. 1972 stellt Polke erstmals auf einer documenta (5) in Kassel aus , auch auf der documenta 6 (1977) und 7 (1982) nimmt er teil. 1977 wird er Dozent und dann 1991 Professor an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg. In den Jahren 1980 bis 1981 unternimmt Sigmar Polke Reisen nach Südostasien, Papua-Neuginea und Australien. Sigmar Polke ist regelmäßig auf Ausstellungen im In- und Ausland vertreten und erhält zahlreiche Auszeichnungen und Preise. 1997 findet die bislang größte Retrospektive seines Werks in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik in Bonn und in der Galerie der Gegenwart, Hamburger Bahnhof in Berlin, statt. Sigmar Polke stirbt am 10. Juni 2010 an einer Krebserkrankung. [JS].
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