Holz, Metallapplikationen, Pflanzenfaser, Feder, rest., Sockel Mit dem Namen Fang (Pangwe oder Pahuin) bezeichnet man eine weder sprachlich, noch kulturell einheitliche, aus zahlreichen Untergruppen bestehende Population von Waldlandbewohnern, die im südwestlichen Kamerun, Äquatorial-Guinea und im Nordwesten von Gabun leben. Eine gemeinsame geistige Basis bildet die sehr enge Verbundenheit mit den kultisch verehrten Ahnen. Die Gebeine besonders verehrter Männer und Frauen, besonders ihre Schädel, wurden in zylindrischen Behältern aus Baumrinde aufbewahrt. Figuren wie die vorliegende, wurden mit Hilfe des zapfenartigen Fortsatzes auf den Behältnissen befestigt. Sie dienten als Wächterfigur und sollten den wertvollen Inhalt vor dem Zugriff Unbefugter schützen. Schädeltonne und Ahnenfigur wurden in heiligen Hütten, oft aber auch einfach in den Wohnhäusern aufbewahrt. Nach Berichten Tessmanns waren die Wächterfiguren selbst von geringer kultischer Bedeutung, dennoch wurden ihnen gewisse magische Kräfte zugeschrieben. Die meisten von ihnen halten die geschnitzte Nachahmung eines mit Zaubermitteln gefüllten Antilopenhorns in der Hand. Kecskési berichtet, daß in den Augenhöhlen mancher Wächterfiguren des Ngumba-Gebiets, hinter Glas verborgen, menschliche Zähne entdeckt wurden. Die Wächterfiguren dienten außerdem als schützende Hausamulette, welche die gefürchteten, überall umherschleichenden Schadenszauberer fernhalten sollten. Tessmann berichtete über die Verwendung der "éyéma-o-byéri" bei Festlichkeiten, denen er selbst beiwohnen konnte. Wenn es die Gemeinschaft für nötig befand, wurde ein großes Ahnenfest "malan" ausgerichtet, um den Segen der Ahnengeister zu erbitten. Dabei wurden auch junge Initianden in den Kult eingeführt. Dazu wurden die Schädel einige Tage vor dem Fest besonders "gepflegt", d. h. sie wurden mit Rotholz ("baphia nitida") beschmiert und erhielten Speiseopfer. Bei dem eigentlichen Fest fand über einer Wand eine Art Puppenspiel mit den Wächterfiguren statt. Am Höhepunkt des Festes wurden die Schädel aus den Behältern genommen und auf Bananenblättern auf die Erde gelegt. Ein Ältester aus dem Dorf richtete sodann die Bittgesuche an die Schädel, z.B. um besseres Jagdglück, bessere Ernten, Kindersegen usw. Das zwei Tage währende Fest wurde begleitet von Tänzen und Trommelmusik, Tieropfern, dem Mischen von Medizinen, Salbung von Schädeln und Initianden etc. Stilistisch weisen die Wächterfiguren innerhalb des von den Fang bewohnten Areals mehrere regionale Typen auf. Vorliegende Figur ist stilistisch den Fang-Ngumba in Südkamerun in der Region des Flusses Lokoundjé zuzuordnen. Zusammen mit vier weiteren Figuren kann sie aufgrund größter Gemeinsamkeiten einer Werkstatt oder einem Künstler dieser Stilregion zugeschrieben werden. Alle Figuren dürften während der deutschen Kolonialzeit (1884-1919) gesammelt und nach Europa verbracht worden sein. Eine dieser Figuren befindet sich in den Beständen des Museums für Völkerkunde Hamburg (Inv. Nr. 25114 ). Eine weitere, weibliche Wächterfigur befand sich einst in der Kunstkammer St. Petersburg (AHDRC 0180408). Eine dritte Figur, ehemals Museum für Völkerkunde Hamburg (AHDRC 0133021), wurde 2012 bei Lempertz und am 27. Mai 2017 als Lot 367 bei Zemanek-Münster verauktioniert. Schließlich eine vierte Figur (AHDRC 0045050), die am 13. März 2010 ebenfalls bei Zemanek-Münster angeboten wurde. Frappierende Übereinstimmung zeigen die Gesichter mit ihren verglasten rautenförmigen Augen und den rechteckig geformten Mündern mit eingeschnitzten Zähnen, sowie die zweischöpfigen Frisuren. Aber auch die Bildung von Körper und Gliedmaßen, der gelängte zylindrische Rumpf und die nahezu viereckig angelegten Arme. Eine weitere Gemeinsamkeit sind die Metallapplikationen an Gesicht und Körper. Kecskési, Maria, Kunst aus Afrika, München, London, New York 1999, S.120 ff. Tessmann, Günter, Die Pangwe, Bd. 2, Berlin 1913, p. 115 ff. Conru, Kevin, "African & Oceanic Art", Brussels, 20
H: 58 cm
Holz, Metallapplikationen, Pflanzenfaser, Feder, rest., Sockel Mit dem Namen Fang (Pangwe oder Pahuin) bezeichnet man eine weder sprachlich, noch kulturell einheitliche, aus zahlreichen Untergruppen bestehende Population von Waldlandbewohnern, die im südwestlichen Kamerun, Äquatorial-Guinea und im Nordwesten von Gabun leben. Eine gemeinsame geistige Basis bildet die sehr enge Verbundenheit mit den kultisch verehrten Ahnen. Die Gebeine besonders verehrter Männer und Frauen, besonders ihre Schädel, wurden in zylindrischen Behältern aus Baumrinde aufbewahrt. Figuren wie die vorliegende, wurden mit Hilfe des zapfenartigen Fortsatzes auf den Behältnissen befestigt. Sie dienten als Wächterfigur und sollten den wertvollen Inhalt vor dem Zugriff Unbefugter schützen. Schädeltonne und Ahnenfigur wurden in heiligen Hütten, oft aber auch einfach in den Wohnhäusern aufbewahrt. Nach Berichten Tessmanns waren die Wächterfiguren selbst von geringer kultischer Bedeutung, dennoch wurden ihnen gewisse magische Kräfte zugeschrieben. Die meisten von ihnen halten die geschnitzte Nachahmung eines mit Zaubermitteln gefüllten Antilopenhorns in der Hand. Kecskési berichtet, daß in den Augenhöhlen mancher Wächterfiguren des Ngumba-Gebiets, hinter Glas verborgen, menschliche Zähne entdeckt wurden. Die Wächterfiguren dienten außerdem als schützende Hausamulette, welche die gefürchteten, überall umherschleichenden Schadenszauberer fernhalten sollten. Tessmann berichtete über die Verwendung der "éyéma-o-byéri" bei Festlichkeiten, denen er selbst beiwohnen konnte. Wenn es die Gemeinschaft für nötig befand, wurde ein großes Ahnenfest "malan" ausgerichtet, um den Segen der Ahnengeister zu erbitten. Dabei wurden auch junge Initianden in den Kult eingeführt. Dazu wurden die Schädel einige Tage vor dem Fest besonders "gepflegt", d. h. sie wurden mit Rotholz ("baphia nitida") beschmiert und erhielten Speiseopfer. Bei dem eigentlichen Fest fand über einer Wand eine Art Puppenspiel mit den Wächterfiguren statt. Am Höhepunkt des Festes wurden die Schädel aus den Behältern genommen und auf Bananenblättern auf die Erde gelegt. Ein Ältester aus dem Dorf richtete sodann die Bittgesuche an die Schädel, z.B. um besseres Jagdglück, bessere Ernten, Kindersegen usw. Das zwei Tage währende Fest wurde begleitet von Tänzen und Trommelmusik, Tieropfern, dem Mischen von Medizinen, Salbung von Schädeln und Initianden etc. Stilistisch weisen die Wächterfiguren innerhalb des von den Fang bewohnten Areals mehrere regionale Typen auf. Vorliegende Figur ist stilistisch den Fang-Ngumba in Südkamerun in der Region des Flusses Lokoundjé zuzuordnen. Zusammen mit vier weiteren Figuren kann sie aufgrund größter Gemeinsamkeiten einer Werkstatt oder einem Künstler dieser Stilregion zugeschrieben werden. Alle Figuren dürften während der deutschen Kolonialzeit (1884-1919) gesammelt und nach Europa verbracht worden sein. Eine dieser Figuren befindet sich in den Beständen des Museums für Völkerkunde Hamburg (Inv. Nr. 25114 ). Eine weitere, weibliche Wächterfigur befand sich einst in der Kunstkammer St. Petersburg (AHDRC 0180408). Eine dritte Figur, ehemals Museum für Völkerkunde Hamburg (AHDRC 0133021), wurde 2012 bei Lempertz und am 27. Mai 2017 als Lot 367 bei Zemanek-Münster verauktioniert. Schließlich eine vierte Figur (AHDRC 0045050), die am 13. März 2010 ebenfalls bei Zemanek-Münster angeboten wurde. Frappierende Übereinstimmung zeigen die Gesichter mit ihren verglasten rautenförmigen Augen und den rechteckig geformten Mündern mit eingeschnitzten Zähnen, sowie die zweischöpfigen Frisuren. Aber auch die Bildung von Körper und Gliedmaßen, der gelängte zylindrische Rumpf und die nahezu viereckig angelegten Arme. Eine weitere Gemeinsamkeit sind die Metallapplikationen an Gesicht und Körper. Kecskési, Maria, Kunst aus Afrika, München, London, New York 1999, S.120 ff. Tessmann, Günter, Die Pangwe, Bd. 2, Berlin 1913, p. 115 ff. Conru, Kevin, "African & Oceanic Art", Brussels, 20
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