Lucas Cranach d. J.
Christus als Schmerzensmann mit der Madonna und dem Hl. Johannes
Öl auf Holz. 31,5 x 73 cm.
Bezeichnet oben links in gelber Farbe: nach links ausgerichtetes Schlangensignet mit gesenkten Flügeln.Das Gemälde ist als ein Werk des Lucas Cranach d. J. aufgeführt im Cranach Digital Archive (PRIVATE_NONE-P248) und wurde auf Basis von Fotos von Dieter Koepplin als ein solches bestätigt. Es kann um 1540 datiert werden.
Die Darstellung des Schmerzensmannes, der von Maria und Johannes dem Evangelisten flankiert wird, entstand bei Lucas Cranach d. Ä. Sein Sohn hat diese Komposition mindestens dreimal adaptiert. Die früheste Darstellung dieses Typus hat der ältere Cranach geschaffen. Seine 1524 datierte Tafel im Augustiner Museum Freiburg zeigt Jesus zwischen Maria und Johannes vor einer Landschaft auf seinem Grab sitzend mit einer Vielzahl an Engeln am Himmel (siehe M. J. Friedländer und J. Rosenberg, The Paintings of Lucas Cranach London 1978, S. 101, Kat.Nr 156). In einer zehn Jahre später entstandenen Version verzichtet Cranach d. Ä. auf die Landschaft, um die emotionale Wirkung der Komposition zu steigern. Allerdings lenken die Putten am oberen Bildrand von den Hauptfiguren ab (siehe Friedländer, a.a.O., S. 112-3, Nr. 219).
Die frühesten Versionen dieses Themas von Lucas Cranach d. J. folgen der Komposition seines Vaters von 1534. Allerdings deutet sich hier bereits die Tendenz zur Intensivierung der emotionalen Bildwirkung an. In seinem Gemälde im Historischen Museum Regensburg sind die Figuren näher an den Betrachter herangerückt und die Engel auf einige betende in den Ecken reduziert (Friedländer, a.a.O., S. 148, Nr. 383). Der verletzte und geschundene Körper des Christus hebt sich mehr von dem dunklen Hintergrund ab. Die Zwiesprache zwischen dem leidenden Christus – mit den Wunden der Kreuzigung, aber lebend – und dem Betrachter wird unmittelbarer. In der um 1540 enstandenen Version in der Hamburger Kunsthalle verzichtet Cranach d. J. auch auf die Putten. Sie kommt damit der vorliegenden Version stilistisch und kompositionell am nächsten (siehe Friedländer, a.a.O., S. 148, Nr. 384).
Es ist anzunehmen, dass, bevor die Tafel beschnitten wurde, diese ähnlich der Hamburger Version Christus auf dem Grab sitzend zeigte. Größtenteils erhalten sind die beiden Christus flankierenden Figuren – die in ihr Gewand weinende Maria und der heilige Johannes mit zum Gebet gefalteten Händen.ProvenienzPrivatsammlung, München. - Am 18.11.1938 durch die Gestapo München aus Privatbesitz beschlagnahmt und sichergestellt. – Kunsthandel (Kameradschaft der Künstler), München. – Vorgesehen für das geplante Führermuseum, Linz (verso Etikett mit Linz-Nr. 2550). – Aufgefunden von der US Army in Altaussee, 5.1945. - Central Collecting Point, München, sichergestellt durch die amerikanische Militärregierung (Münchener Nr. 4273), 15.7.1945-26.5.1949. – Am 26.5.1949 überführt an den Central Collecting Point Wiesbaden. – Am 2.12.1949 restituiert an die Erben des ehemaligen Privatsammlers und seitdem in Familienbesitz. - Sotheby’s, New York, 29.1.2016, Lot 425. – Internationale Privatsammlung.LiteraturhinweiseG. Haase: Die Kunstsammlung Adolf Hitler. Eine Dokumentation, Berlin 2002, S. 218. - H. C. Löhr: Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der "Sonderauftrag Linz". Visionen, Verbrechen, Verluste, Berlin 2005, S. 129f., Anm. 9. – Vgl. H. Thiede: Martin Aufhäuser und seine Kunstsammlung. Die Akte „ehemaliger Judenbesitz – Wiedergutmachungsakt“, Münchner Beiträge zur Jüdischen Geschichte und Kultur, Jg. 6 / Heft 2, 2012, S. 95-104.
Lucas Cranach d. J.
Christus als Schmerzensmann mit der Madonna und dem Hl. Johannes
Öl auf Holz. 31,5 x 73 cm.
Bezeichnet oben links in gelber Farbe: nach links ausgerichtetes Schlangensignet mit gesenkten Flügeln.Das Gemälde ist als ein Werk des Lucas Cranach d. J. aufgeführt im Cranach Digital Archive (PRIVATE_NONE-P248) und wurde auf Basis von Fotos von Dieter Koepplin als ein solches bestätigt. Es kann um 1540 datiert werden.
Die Darstellung des Schmerzensmannes, der von Maria und Johannes dem Evangelisten flankiert wird, entstand bei Lucas Cranach d. Ä. Sein Sohn hat diese Komposition mindestens dreimal adaptiert. Die früheste Darstellung dieses Typus hat der ältere Cranach geschaffen. Seine 1524 datierte Tafel im Augustiner Museum Freiburg zeigt Jesus zwischen Maria und Johannes vor einer Landschaft auf seinem Grab sitzend mit einer Vielzahl an Engeln am Himmel (siehe M. J. Friedländer und J. Rosenberg, The Paintings of Lucas Cranach London 1978, S. 101, Kat.Nr 156). In einer zehn Jahre später entstandenen Version verzichtet Cranach d. Ä. auf die Landschaft, um die emotionale Wirkung der Komposition zu steigern. Allerdings lenken die Putten am oberen Bildrand von den Hauptfiguren ab (siehe Friedländer, a.a.O., S. 112-3, Nr. 219).
Die frühesten Versionen dieses Themas von Lucas Cranach d. J. folgen der Komposition seines Vaters von 1534. Allerdings deutet sich hier bereits die Tendenz zur Intensivierung der emotionalen Bildwirkung an. In seinem Gemälde im Historischen Museum Regensburg sind die Figuren näher an den Betrachter herangerückt und die Engel auf einige betende in den Ecken reduziert (Friedländer, a.a.O., S. 148, Nr. 383). Der verletzte und geschundene Körper des Christus hebt sich mehr von dem dunklen Hintergrund ab. Die Zwiesprache zwischen dem leidenden Christus – mit den Wunden der Kreuzigung, aber lebend – und dem Betrachter wird unmittelbarer. In der um 1540 enstandenen Version in der Hamburger Kunsthalle verzichtet Cranach d. J. auch auf die Putten. Sie kommt damit der vorliegenden Version stilistisch und kompositionell am nächsten (siehe Friedländer, a.a.O., S. 148, Nr. 384).
Es ist anzunehmen, dass, bevor die Tafel beschnitten wurde, diese ähnlich der Hamburger Version Christus auf dem Grab sitzend zeigte. Größtenteils erhalten sind die beiden Christus flankierenden Figuren – die in ihr Gewand weinende Maria und der heilige Johannes mit zum Gebet gefalteten Händen.ProvenienzPrivatsammlung, München. - Am 18.11.1938 durch die Gestapo München aus Privatbesitz beschlagnahmt und sichergestellt. – Kunsthandel (Kameradschaft der Künstler), München. – Vorgesehen für das geplante Führermuseum, Linz (verso Etikett mit Linz-Nr. 2550). – Aufgefunden von der US Army in Altaussee, 5.1945. - Central Collecting Point, München, sichergestellt durch die amerikanische Militärregierung (Münchener Nr. 4273), 15.7.1945-26.5.1949. – Am 26.5.1949 überführt an den Central Collecting Point Wiesbaden. – Am 2.12.1949 restituiert an die Erben des ehemaligen Privatsammlers und seitdem in Familienbesitz. - Sotheby’s, New York, 29.1.2016, Lot 425. – Internationale Privatsammlung.LiteraturhinweiseG. Haase: Die Kunstsammlung Adolf Hitler. Eine Dokumentation, Berlin 2002, S. 218. - H. C. Löhr: Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der "Sonderauftrag Linz". Visionen, Verbrechen, Verluste, Berlin 2005, S. 129f., Anm. 9. – Vgl. H. Thiede: Martin Aufhäuser und seine Kunstsammlung. Die Akte „ehemaliger Judenbesitz – Wiedergutmachungsakt“, Münchner Beiträge zur Jüdischen Geschichte und Kultur, Jg. 6 / Heft 2, 2012, S. 95-104.
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