Kanne mit Galateia im Muschelwagen
Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, Vergoldung. Über einem gemuschelten Anstieg ein umlaufendes dichtes, detailreiches Relief. Als zentrales Motiv auf der vorderen Seite eine Nymphe mit ihrer in einem Bogen auffliegenden Tuchdraperie, begleitet von zwei geflügelten Kindern, in dem von zwei Schwänen gezogenen Muschelwagen. Unter dem Ausguss ein Wassermann vor einer Muschelgrotte mit einem Delfinbrunnen, auf der hinteren Seite ein aus den Wellen steigendes Seepferd und ein großer Karpfen vor Muschelwerk. Der Doppel-C-Henkel mit oben aufliegender, nahezu vollplastischer und fein staffierter Frauenbüste. Zugehöriger gemuschelter Deckel mit Rocaillenknauf in einer gravierten vergoldeten Messingmontierung mit Scharnier. Das Muschelrelief hellrot anstaffiert, fliegende Insekten als zusätzlicher Dekor. Blaumarke Schwerter. H 23,5 cm.
Meissen, das Modell Johann Joachim Kaendler, zugeschrieben, um 1738 - 1740, der Farbdekor um/kurz nach 1740.Die Kanne wurde möglicherweise vor oder zeitgleich mit der Kaffeekanne aus dem Schwanenservice für Heinrich Graf Brühl geschaffen, die sich in der Porzellansammlung Dresden befindet (Inv. Nr. PE 1447), ein Modell, das in der Zusammenarbeit zwischen Johann Joachim Kaendler und Johann Friedrich Eberlein 1739/40 entstanden ist (Kat. Schwanenservice. Meissener Porzellan für Heinrich Graf von Brühl, Dresden-Berlin 2000, Kat. Nr. 46). Die Unterschiede sind eklatant, auch wenn beide Kannen ein ähnliches Dekorschema im Hinblick auf die Reliefierung des Korpus' aufweisen. Aber das Exemplar in der Porzellansammlung hat einen stilisierten Fischhenkel mit einem farbig staffierten Fischkopf, der auf der Höhe der Konsoltülle am Kannenkörper befestigt ist. Diese Kanne hingegen besitzt einen reliefierten C-Henkel, auf dem eine Frauenbüste oben aufliegt. In Kaendlers Arbeitsbericht vom April 1738 befindet sich vermutlich der Eintrag zu diesem Henkelentwurf: "Vor Ihro Hoch Gräfl: Excellenz den Herren geheimden Raht Von Brühl, einen Durchbrochenen Sauber Verzierten Henckel an eine Coffe Kanne poußiret, woran ein Frauen Zimmer Köpfgen befindl. Nach dem Modell Wie ohn längst die Thee Schälgen Henckel Vor Selbige gefertiget worden." (Pietsch, Die Arbeitsberichte des Meissener Porzellanmodelleurs Johann Joachim Kaendler 1706 - 1775, Leipzig 2002, S. 53).
Auch die Motivwahl, der Triumph der Galateia, findet sich wieder im Schwanenservice - und zwar an importanter Stelle. Im Gegensatz zu dem zarten Relief hier entwickelt sich die Darstellung im Schwanenservice zu den plastisch ausgearbeiteten und opulent mit viel Rot und Gold staffierten Deckelbekrönungen der großen Terrinen. Diese Galateia-Gruppen von Kaendler sind in der Tischdekoration des Schwanenservices so dominant, dass die Terrinen, deren Deckel sie zieren, eher als Sockel für die Porzellangruppen fungieren. Kaendler hat diese Modelle im Juli 1738 fertiggestellt.
In der Kölner Lempertz Auktion 888 am 18. Mai 2006 wurde unter Lot 51 eine vollplastische, fast 24 cm hohe Gruppe der Venus (oder Galateia) im Muschelwagen versteigert, die ebenfalls Kaendlers Werkstatt entstammt und wohl zu den Vorarbeiten zum Schwanenservice gehört. Denn auch diese Gruppe belegt die Beschäftigung mit der vorgegebenen Motivwahl und scheint eine dreidimensionale Interpretation der Reliefdarstellung auf unserer Kanne zu sein.
Es spricht also viel dafür, dass es sich bei der hier vorgestellten Kanne um das Modell einer Kanne zum Schwanenservice handelt, das vielleicht von Heinrich Graf Brühl nicht akzeptiert wurde.ProvenienzAlbert Amor Ltd., London.
Die Sammlung Heinrich.LiteraturhinweiseZum Motiv der Galateia s. Valter, Die "Historia von Galatée". Figurenschmuck für die Terrinen des Schwanenservice, in: Pietsch (Hg), Schwanenservice. Meissener Porzellan für Heinrich Graf von Brühl, Dresden-Berlin 2000, S. 61 ff.
Kanne mit Galateia im Muschelwagen
Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, Vergoldung. Über einem gemuschelten Anstieg ein umlaufendes dichtes, detailreiches Relief. Als zentrales Motiv auf der vorderen Seite eine Nymphe mit ihrer in einem Bogen auffliegenden Tuchdraperie, begleitet von zwei geflügelten Kindern, in dem von zwei Schwänen gezogenen Muschelwagen. Unter dem Ausguss ein Wassermann vor einer Muschelgrotte mit einem Delfinbrunnen, auf der hinteren Seite ein aus den Wellen steigendes Seepferd und ein großer Karpfen vor Muschelwerk. Der Doppel-C-Henkel mit oben aufliegender, nahezu vollplastischer und fein staffierter Frauenbüste. Zugehöriger gemuschelter Deckel mit Rocaillenknauf in einer gravierten vergoldeten Messingmontierung mit Scharnier. Das Muschelrelief hellrot anstaffiert, fliegende Insekten als zusätzlicher Dekor. Blaumarke Schwerter. H 23,5 cm.
Meissen, das Modell Johann Joachim Kaendler, zugeschrieben, um 1738 - 1740, der Farbdekor um/kurz nach 1740.Die Kanne wurde möglicherweise vor oder zeitgleich mit der Kaffeekanne aus dem Schwanenservice für Heinrich Graf Brühl geschaffen, die sich in der Porzellansammlung Dresden befindet (Inv. Nr. PE 1447), ein Modell, das in der Zusammenarbeit zwischen Johann Joachim Kaendler und Johann Friedrich Eberlein 1739/40 entstanden ist (Kat. Schwanenservice. Meissener Porzellan für Heinrich Graf von Brühl, Dresden-Berlin 2000, Kat. Nr. 46). Die Unterschiede sind eklatant, auch wenn beide Kannen ein ähnliches Dekorschema im Hinblick auf die Reliefierung des Korpus' aufweisen. Aber das Exemplar in der Porzellansammlung hat einen stilisierten Fischhenkel mit einem farbig staffierten Fischkopf, der auf der Höhe der Konsoltülle am Kannenkörper befestigt ist. Diese Kanne hingegen besitzt einen reliefierten C-Henkel, auf dem eine Frauenbüste oben aufliegt. In Kaendlers Arbeitsbericht vom April 1738 befindet sich vermutlich der Eintrag zu diesem Henkelentwurf: "Vor Ihro Hoch Gräfl: Excellenz den Herren geheimden Raht Von Brühl, einen Durchbrochenen Sauber Verzierten Henckel an eine Coffe Kanne poußiret, woran ein Frauen Zimmer Köpfgen befindl. Nach dem Modell Wie ohn längst die Thee Schälgen Henckel Vor Selbige gefertiget worden." (Pietsch, Die Arbeitsberichte des Meissener Porzellanmodelleurs Johann Joachim Kaendler 1706 - 1775, Leipzig 2002, S. 53).
Auch die Motivwahl, der Triumph der Galateia, findet sich wieder im Schwanenservice - und zwar an importanter Stelle. Im Gegensatz zu dem zarten Relief hier entwickelt sich die Darstellung im Schwanenservice zu den plastisch ausgearbeiteten und opulent mit viel Rot und Gold staffierten Deckelbekrönungen der großen Terrinen. Diese Galateia-Gruppen von Kaendler sind in der Tischdekoration des Schwanenservices so dominant, dass die Terrinen, deren Deckel sie zieren, eher als Sockel für die Porzellangruppen fungieren. Kaendler hat diese Modelle im Juli 1738 fertiggestellt.
In der Kölner Lempertz Auktion 888 am 18. Mai 2006 wurde unter Lot 51 eine vollplastische, fast 24 cm hohe Gruppe der Venus (oder Galateia) im Muschelwagen versteigert, die ebenfalls Kaendlers Werkstatt entstammt und wohl zu den Vorarbeiten zum Schwanenservice gehört. Denn auch diese Gruppe belegt die Beschäftigung mit der vorgegebenen Motivwahl und scheint eine dreidimensionale Interpretation der Reliefdarstellung auf unserer Kanne zu sein.
Es spricht also viel dafür, dass es sich bei der hier vorgestellten Kanne um das Modell einer Kanne zum Schwanenservice handelt, das vielleicht von Heinrich Graf Brühl nicht akzeptiert wurde.ProvenienzAlbert Amor Ltd., London.
Die Sammlung Heinrich.LiteraturhinweiseZum Motiv der Galateia s. Valter, Die "Historia von Galatée". Figurenschmuck für die Terrinen des Schwanenservice, in: Pietsch (Hg), Schwanenservice. Meissener Porzellan für Heinrich Graf von Brühl, Dresden-Berlin 2000, S. 61 ff.
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