JOHN CHAMBERLAIN (Rochester/Indiana 1927 - 2011 New York) Kiss #18. 1979. Bemalter Stahl. 68,5 x 59,5 x 61 cm. Provenienz: - Ehemals Peter Buchholz, New York. - Ehemals Fred Jahn, München. - Galerie Karsten Greve, Köln/St. Moritz. - Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer um 2000 erworben, seitdem Privatsammlung Schweiz. Literatur: Sylvester, Julie: John Chamberlain a catalogue raisonné of the sculpture 1954-1985, New York 1986, Nr. 637. John Angus Chamberlain wird 1927 in Rochester/Indiana geboren und wächst in Chicago auf. Von 1943 – 46 dient er in der US-Navy und macht nach seiner Rückkehr eine Ausbildung zum Frisör. 1950 besucht er für 2 Jahre das Art Institute of Chicago und studiert 1955 für kurze Zeit am renommierten Black Mountain College. 1956 zieht der Künstler nach New York und hat zwei Jahre später seine erste Ausstellung in der Davida Gallery, zu der ein Kritiker treffend bemerkt: „Ein starker Sinn für das Bildhafte stellt sich vor: die Skulptur wird in ihrem Wesen eine Malerei aus Stahl“. Er lernt die Abstrakten Expressionisten Willem de Kooning und Franz Kline kennen, die sein Werk stark beeinflussen werden. Er ist rastlos und zieht häufig mit seiner Familie um, bis er sich 1980 in Sarasota/Florida endgültig niederlässt. 2011 verstirbt John Chamberlain 1957 fertigt er bei einem Besuch bei Larry Rivers seine erste Skulptur aus Autoteilen. Zunächst findet er jene Materialien, die er dann in seinem Studio zu Skulpturen verarbeitet, auf Schrottplätzen; seit Mitte der 1970er Jahre bezieht er das Blech direkt von den Autowerken. Die Verwendung von Autoteilen hat mehrere Gründe: zum einen konnte er sich als junger Künstler günstig sein Arbeitsmaterial auf dem Schrottplatz besorgen. Zum anderen sagt er selbst „I wasn’t interested in car parts per se, I was interested in either the color or the shape or the amount… Just the sheet material. It already had a coat of paint on it. And some of it was formed… I believe that common materials are the best material.“ (zit. John Chamberlain siehe: www.azquotes.com). In diesem Zitat steckt noch ein wichtiger Hinweis auf das Verständnis der Skulpturen Chamberlains: er ist nicht per se an Autos interessiert. Diese Aussage ist immens wichtig, da natürlich das Auto in den 1950/60er Jahre, vor allem in Amerika, sehr symbolkräftig gewesen ist. Es ist zum einen Beweis für den wirtschaftlichen Fortschritt und zunehmenden Reichtum; es ist aber auch Symbol für eine neue, grenzenlose Freiheit und gleichzeitig bietet es eine nie zuvor gekannte Privatheit. All diese Assoziationen verneint der Künstler. Er sieht in den Autoteilen bemaltes Material, dass er nach seinen Vorstellungen, teils mit Gewalt aber nie mit der absoluten Kontrolle bearbeiten kann. „Sein Schaffen gründet auf einer zeitlebens gelebten Begeisterung – einer eigentlichen Leidenschaft – für das Gewöhnliche (Papiertüten, Schaumgummis, Schrottautos, Plastik) und auf dem Ungewöhnlichen (was er daraus macht).“ (zit. Fielding Dawson, in: Ausst.Kat. John Chamberlain Papier Paradiso. Zeichnungen Collagen Relief Bilder, Kunstmuseum Winterthur, 3. September – 20. November 2005, S. 99). Damit ist auch eine eindeutige kunsthistorische Einordnung möglich, denn folglich handelt es sich um autonome Skulpturen und nicht um Assemblagen oder Ready-Mades, die sich aus gefundenen Materialien zusammensetzen und deren Geschichten wiederum Teil der Aussage sind. Chamberlain ist der Ursprung seines Materials egal. Er ist fasziniert vom farbigen Stahl, den er ab 1962 vor der Verformung noch selbst mit Sprayfarbe behandelt, und er liebt den Prozess, der Verformung – den „gewaltätigen“ Prozess durch den die Eigenschaften des Materials zu Tage treten, es seine Individualität erhält, und der immer dem Zufall unterworfen ist: „ Er lässt das Material seine eigene Form finden, zerstört es nicht, sondern bringt sein Wesen zur Entfaltung. All dies bleibt auch in den fertigen Skulpturen noch nachvollziehbar.“ (zit. Jochen Poetter, in: Ausst.Kat.: John Chamb
JOHN CHAMBERLAIN (Rochester/Indiana 1927 - 2011 New York) Kiss #18. 1979. Bemalter Stahl. 68,5 x 59,5 x 61 cm. Provenienz: - Ehemals Peter Buchholz, New York. - Ehemals Fred Jahn, München. - Galerie Karsten Greve, Köln/St. Moritz. - Bei obiger Galerie vom heutigen Besitzer um 2000 erworben, seitdem Privatsammlung Schweiz. Literatur: Sylvester, Julie: John Chamberlain a catalogue raisonné of the sculpture 1954-1985, New York 1986, Nr. 637. John Angus Chamberlain wird 1927 in Rochester/Indiana geboren und wächst in Chicago auf. Von 1943 – 46 dient er in der US-Navy und macht nach seiner Rückkehr eine Ausbildung zum Frisör. 1950 besucht er für 2 Jahre das Art Institute of Chicago und studiert 1955 für kurze Zeit am renommierten Black Mountain College. 1956 zieht der Künstler nach New York und hat zwei Jahre später seine erste Ausstellung in der Davida Gallery, zu der ein Kritiker treffend bemerkt: „Ein starker Sinn für das Bildhafte stellt sich vor: die Skulptur wird in ihrem Wesen eine Malerei aus Stahl“. Er lernt die Abstrakten Expressionisten Willem de Kooning und Franz Kline kennen, die sein Werk stark beeinflussen werden. Er ist rastlos und zieht häufig mit seiner Familie um, bis er sich 1980 in Sarasota/Florida endgültig niederlässt. 2011 verstirbt John Chamberlain 1957 fertigt er bei einem Besuch bei Larry Rivers seine erste Skulptur aus Autoteilen. Zunächst findet er jene Materialien, die er dann in seinem Studio zu Skulpturen verarbeitet, auf Schrottplätzen; seit Mitte der 1970er Jahre bezieht er das Blech direkt von den Autowerken. Die Verwendung von Autoteilen hat mehrere Gründe: zum einen konnte er sich als junger Künstler günstig sein Arbeitsmaterial auf dem Schrottplatz besorgen. Zum anderen sagt er selbst „I wasn’t interested in car parts per se, I was interested in either the color or the shape or the amount… Just the sheet material. It already had a coat of paint on it. And some of it was formed… I believe that common materials are the best material.“ (zit. John Chamberlain siehe: www.azquotes.com). In diesem Zitat steckt noch ein wichtiger Hinweis auf das Verständnis der Skulpturen Chamberlains: er ist nicht per se an Autos interessiert. Diese Aussage ist immens wichtig, da natürlich das Auto in den 1950/60er Jahre, vor allem in Amerika, sehr symbolkräftig gewesen ist. Es ist zum einen Beweis für den wirtschaftlichen Fortschritt und zunehmenden Reichtum; es ist aber auch Symbol für eine neue, grenzenlose Freiheit und gleichzeitig bietet es eine nie zuvor gekannte Privatheit. All diese Assoziationen verneint der Künstler. Er sieht in den Autoteilen bemaltes Material, dass er nach seinen Vorstellungen, teils mit Gewalt aber nie mit der absoluten Kontrolle bearbeiten kann. „Sein Schaffen gründet auf einer zeitlebens gelebten Begeisterung – einer eigentlichen Leidenschaft – für das Gewöhnliche (Papiertüten, Schaumgummis, Schrottautos, Plastik) und auf dem Ungewöhnlichen (was er daraus macht).“ (zit. Fielding Dawson, in: Ausst.Kat. John Chamberlain Papier Paradiso. Zeichnungen Collagen Relief Bilder, Kunstmuseum Winterthur, 3. September – 20. November 2005, S. 99). Damit ist auch eine eindeutige kunsthistorische Einordnung möglich, denn folglich handelt es sich um autonome Skulpturen und nicht um Assemblagen oder Ready-Mades, die sich aus gefundenen Materialien zusammensetzen und deren Geschichten wiederum Teil der Aussage sind. Chamberlain ist der Ursprung seines Materials egal. Er ist fasziniert vom farbigen Stahl, den er ab 1962 vor der Verformung noch selbst mit Sprayfarbe behandelt, und er liebt den Prozess, der Verformung – den „gewaltätigen“ Prozess durch den die Eigenschaften des Materials zu Tage treten, es seine Individualität erhält, und der immer dem Zufall unterworfen ist: „ Er lässt das Material seine eigene Form finden, zerstört es nicht, sondern bringt sein Wesen zur Entfaltung. All dies bleibt auch in den fertigen Skulpturen noch nachvollziehbar.“ (zit. Jochen Poetter, in: Ausst.Kat.: John Chamb
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