"sich und Kleinigkeiten belächelnd" Jean Paul (d. i. Jean Paul Friedrich Richter), Schriftsteller (1763-1825). Eigh. Brief m. U. "Jean Paul Fr. Richter" sowie Adresse und Siegelrest. 2 S. 8vo. Bayreuth 3.VI.1823. An den enorm produktiven Schriftsteller Friedrich Laun (d. i. Fr. August Schulze) in Dresden, der dem Dichter eines seiner neuesten Bücher mit der Bitte um ein Urteil gesandt hatte. Dieser entschuldigt sich für die Verzögerung seines "per Einschluß" verschickten Dankes, "der blos auf eine briefliche Reisegesellschaft wartete. In Ihrem Buche sind viele komische Stellen und Stellungen, und auf dem ersten Bogen die meisten. Was ich aber mit meinem Wunsche komischer Darstellung meinte, war, daß Sie in jenes frühere Gebiet der Laune zurück kehrten, worin Sie zuerst auftraten, und wo der Autor (wie z. B. Anton Wall [d. i. Christian Leberecht Heyne] in seinen Vorreden u. [Laurence] Sterne in der Kastaniengeschichte) sich u. Kleinigkeiten spielend und belächelnd groß darstellt. Da die Laune, ungleich andern Kräften, gerade mit den Jahren wächst: so müßt' Ihnen, dächt' ich, die Wiedereroberung jenes launigen Gebiets recht leicht werden. - Übrigens wäre Ihren komischen Charakteren, so wie Hof[f]manns schauerlichen, mehr organische Festigkeit zu wünschen. - Nehmen Sie sich nur mehr Zeit als Papier, anstatt daß meisten jetzigen Schriftsteller es umkehren und leichter und schneller Bände, als ich Bogen füllen ...". - Auf der leeren 3. Seite eine Notiz des Empfängers: "Beantwortet am 25. Aug. 23 und dabei den Roman Die Lufschlösser gesendet und den neuen zugesagt." - Jean Pauls gute Ratschläge, die auf seinem eigenen Stil fußen, waren bei Laun an der richtigen Stelle: Allein im Jahr des vorliegenden Briefes erschienen 8 Romane und Erzählbände des Schnellschreibers Laun. - Schöner Brief, in dem der Dichter Vorbilder und Grundprinzipien des eigenen Schaffens verrät.
"sich und Kleinigkeiten belächelnd" Jean Paul (d. i. Jean Paul Friedrich Richter), Schriftsteller (1763-1825). Eigh. Brief m. U. "Jean Paul Fr. Richter" sowie Adresse und Siegelrest. 2 S. 8vo. Bayreuth 3.VI.1823. An den enorm produktiven Schriftsteller Friedrich Laun (d. i. Fr. August Schulze) in Dresden, der dem Dichter eines seiner neuesten Bücher mit der Bitte um ein Urteil gesandt hatte. Dieser entschuldigt sich für die Verzögerung seines "per Einschluß" verschickten Dankes, "der blos auf eine briefliche Reisegesellschaft wartete. In Ihrem Buche sind viele komische Stellen und Stellungen, und auf dem ersten Bogen die meisten. Was ich aber mit meinem Wunsche komischer Darstellung meinte, war, daß Sie in jenes frühere Gebiet der Laune zurück kehrten, worin Sie zuerst auftraten, und wo der Autor (wie z. B. Anton Wall [d. i. Christian Leberecht Heyne] in seinen Vorreden u. [Laurence] Sterne in der Kastaniengeschichte) sich u. Kleinigkeiten spielend und belächelnd groß darstellt. Da die Laune, ungleich andern Kräften, gerade mit den Jahren wächst: so müßt' Ihnen, dächt' ich, die Wiedereroberung jenes launigen Gebiets recht leicht werden. - Übrigens wäre Ihren komischen Charakteren, so wie Hof[f]manns schauerlichen, mehr organische Festigkeit zu wünschen. - Nehmen Sie sich nur mehr Zeit als Papier, anstatt daß meisten jetzigen Schriftsteller es umkehren und leichter und schneller Bände, als ich Bogen füllen ...". - Auf der leeren 3. Seite eine Notiz des Empfängers: "Beantwortet am 25. Aug. 23 und dabei den Roman Die Lufschlösser gesendet und den neuen zugesagt." - Jean Pauls gute Ratschläge, die auf seinem eigenen Stil fußen, waren bei Laun an der richtigen Stelle: Allein im Jahr des vorliegenden Briefes erschienen 8 Romane und Erzählbände des Schnellschreibers Laun. - Schöner Brief, in dem der Dichter Vorbilder und Grundprinzipien des eigenen Schaffens verrät.
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