HOCHZEITSTRUHE, sog. "cassone nuziale", Florenz, 14.Jh. Holz mit Stukko vergoldet. Reliefiertes Dekor in Form von Blumenranken, Rosetten und passigen Reserven. Die Front mit drei thronenden Frauenfiguren. Klappdeckel, seitliche geschmiedete Eisentraghenkel. Innen mit beigem Leinen ausgeschlagen. Schlossriegel fehlt. Diverse Fehlstellen an der Vergoldung. Wurmgänge, Riss im Deckel, Retouchen und Kittungen. 175x60x62 cm Provenienz: aus einer erlesenen Tessiner Privatsammlung Cassone nuziale – die Kleiderschränke des Mittelalters Die Spanne zwischen Arm und Reich ist so alt wie die Menschheit und offenbart sich, damals wie heute, im täglichen Leben. Man weiss, dass in Florenz im Mittelalter die untere Schicht ihre wenigen Kleidungsstücke, als Lumpen bezeichnet, an langen Stangen legten, welche den Wänden entlangführten. Die Adligen (i patrizi) hingegen bewahrten ihre kostbare Ausstattung in Truhen auf, die speziell für Hochzeiten hergestellt wurden. Schon bei den alten Ägyptern und Römern war diese Gepflogenheit bekannt; die Aussteuer wurde in veredelten "capsae" aufbewahrt. Diese Tradition wurde in allen folgenden Epochen weitergeführt; die Truhen wurden in verschiedenen Formen und Grössen hergestellt, mit Emblemen versetzt und mit Intarsien geschnitzt. Man findet prächtige Cassoni in Palazzi und Museen der Stadt Florenz, sowie in literarischen Werken z.B. von S. Chiarugi wie Favole antiche e vita quotidiana nel racconto dei cassoni rinascimentali. Die Truhen befanden sich mehrheitlich neben dem Ehebett, um so auch als Sitzbank zu dienen. Neben dem praktischen Wert zeigte der Cassone decorato den politischen und finanziellen Einfluss der Familie. Die Symbole auf und in der Truhe waren sehr unterschiedlich: neben den klassischen Themen wurden auch biblische Figuren oder Tugenden dargestellt, ebenso findet man Figuren aus der Prosa und Dichterkunst von Petrarca und Boccaccio. Der innere Teil der Truhe wurde mit Leinen oder erlesenen Stoffen verkleidet. Diese Stoffe waren gemustert mit zum Teil pikanten Dessins und Elemente, welche nur für die Augen des Brautpaares vorbehalten waren. Lit.: A.De Marchi, L. Sbaraglio, Signa/FI 2015, Le opere e i giorni, Exempla virtutis. Favole antiche e vita quotidiana nel racconto dei cassoni rinascimentali.
HOCHZEITSTRUHE, sog. "cassone nuziale", Florenz, 14.Jh. Holz mit Stukko vergoldet. Reliefiertes Dekor in Form von Blumenranken, Rosetten und passigen Reserven. Die Front mit drei thronenden Frauenfiguren. Klappdeckel, seitliche geschmiedete Eisentraghenkel. Innen mit beigem Leinen ausgeschlagen. Schlossriegel fehlt. Diverse Fehlstellen an der Vergoldung. Wurmgänge, Riss im Deckel, Retouchen und Kittungen. 175x60x62 cm Provenienz: aus einer erlesenen Tessiner Privatsammlung Cassone nuziale – die Kleiderschränke des Mittelalters Die Spanne zwischen Arm und Reich ist so alt wie die Menschheit und offenbart sich, damals wie heute, im täglichen Leben. Man weiss, dass in Florenz im Mittelalter die untere Schicht ihre wenigen Kleidungsstücke, als Lumpen bezeichnet, an langen Stangen legten, welche den Wänden entlangführten. Die Adligen (i patrizi) hingegen bewahrten ihre kostbare Ausstattung in Truhen auf, die speziell für Hochzeiten hergestellt wurden. Schon bei den alten Ägyptern und Römern war diese Gepflogenheit bekannt; die Aussteuer wurde in veredelten "capsae" aufbewahrt. Diese Tradition wurde in allen folgenden Epochen weitergeführt; die Truhen wurden in verschiedenen Formen und Grössen hergestellt, mit Emblemen versetzt und mit Intarsien geschnitzt. Man findet prächtige Cassoni in Palazzi und Museen der Stadt Florenz, sowie in literarischen Werken z.B. von S. Chiarugi wie Favole antiche e vita quotidiana nel racconto dei cassoni rinascimentali. Die Truhen befanden sich mehrheitlich neben dem Ehebett, um so auch als Sitzbank zu dienen. Neben dem praktischen Wert zeigte der Cassone decorato den politischen und finanziellen Einfluss der Familie. Die Symbole auf und in der Truhe waren sehr unterschiedlich: neben den klassischen Themen wurden auch biblische Figuren oder Tugenden dargestellt, ebenso findet man Figuren aus der Prosa und Dichterkunst von Petrarca und Boccaccio. Der innere Teil der Truhe wurde mit Leinen oder erlesenen Stoffen verkleidet. Diese Stoffe waren gemustert mit zum Teil pikanten Dessins und Elemente, welche nur für die Augen des Brautpaares vorbehalten waren. Lit.: A.De Marchi, L. Sbaraglio, Signa/FI 2015, Le opere e i giorni, Exempla virtutis. Favole antiche e vita quotidiana nel racconto dei cassoni rinascimentali.
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