Beschreibung:

Heinse, W(ilhelm). Ardinghello und die glücklichen Inseln. Eine Italiänische Geschichte aus dem sechzehnten Jahrhundert. 2 Bände. 407 S.; 1 Bl., 374 S., 1 Bl. Mit 2 gestochenen TVignetten. 15 x 9,5 cm. Halblederbände d. Z. (etwas stärker beschabt und bestoßen, Rückenleder brüchig) mit Resten von RVergoldung und lädierten RSchildern. Lemgo, Meyer, 1787. Goedeke IV/1, 887, 18d. Schulte-Strathaus 9a. Borst 548. – Erste Ausgabe. "Italien, seine Menschen, seine Musik und Kunst, seine Landschaft und große Vergangenheit sind das Thema dieses Buches und wurden Heinse zur Quelle von Kraft und Behauptung, von Freude und Genuß. Trotz des Untertitels 'Eine italienische Geschichte aus dem 16. Jahrhundert' ging es Heinse hier nicht um eine historisch getreue Darstellung der Geschehnisse; die Mediceischen Hofskandale, die die historische Grundlage für den Roman bilden, werden geschickt mit der fiktiven Person des Helden in Beziehung gesetzt. Der Roman läuft in eine Utopie aus. Da sich Heinses Ideal eines freien Menschen in einer freien Gesellschaft im Italien des 16. Jahrhunderts nicht verwirklichen läßt, gründet Ardinghello auf zwei Inseln im Ägäischen Meer einen Idealstaat, in dem jeder seine Anlagen voll entfalten kann. Unter den Kolonisten herrscht Gütergemeinschaft, soziale und politische Gleichberechtigung. Die Ehe ist in der kirchlichen und juristischen Form abgeschafft, die Frauen haben bei den öffentlichen Angelegenheiten Stimmrecht. Zwei Jahre vor Ausbruch der Französischen Revolution bekräftigte der 'Ardinhello' - trotz aller subjektiven Übersteigerung und Verzerrung im einzelnen - nachdrücklich, wie sehr die deutsche Literatur das gedanklich formulierte, was in Frankreich praktische Wirklichkeit werden sollte. Mit seiner individualistischen Persönlichkeitsauffassung und seinem sozialen Gemeinschaftsideal, seiner realistischen Kunstbetrachtung und materialistisch-sensualistischen Weltanschauung, verlieh der Roman am Vorabend der Französischen Revolution der Forderung des bürgerlichen Individuums nach Freiheit und Menschenwürde leidenschaftlichen Ausdruck" (Hammer). – Leicht gebräunt, stellenweise minimal braunfleckig, etwas knapp beschnitten (Verlust- bzw. Teilverlust der Verlagsangaben).