Heinrich Campendonk
Liegender Akt
1918
Öl auf Leinwand mit Fischgrätstruktur. 60 x 125 cm. Unter Glas gerahmt. Unten rechts schwarz signiert und datiert 'Campendonk 1918'. - In tadellosem Zustand.Das faszinierende Gemälde „Liegender Akt“ gehört in die bedeutende Schaffensphase Heinrich Campendonks aus der Zeit von 1917 bis 1920 im bayerischen Seeshaupt. In bewusst gewählter Abgeschiedenheit besann er sich hier auf die Themen und Maltechniken seines Freundes Franz Marc die er zu einem persönlichen Stil mit weich fließenden Formen und großen ruhigen Flächen von intensiver Farbigkeit weiterentwickelte.
Der Umzug Campendonks 1916 nach Seeshaupt am Starnberger See ging ein allgemeiner und persönlicher Neuanfang voraus: 1914 und 1916 waren seine Malerfreunde Macke und Marc im Krieg gefallen, Kandinsky und Jawlensky mussten aus politischen Gründen Deutschland verlassen und die verschiedenen Künstlerkreise, unter diesen der „Blaue Reiter“, waren in Auflösung begriffen. Erst nachdem er den Tod Marcs überwunden und sich seine Lebenssituation konsolidiert hatte, fand er die innere Ruhe, sich wieder auf sein Schaffen zu konzentrieren und die vormals kubistisch-kantige Bildsprache durch weichere, runde Formen fortzuführen. Thematisch hielt er an gegenständlichen Motiven fest und schuf immer wieder Kompositionen mit einer zentralen menschlichen Gestalt, umgeben von Tieren und Pflanzen.
In diesem Sinne entwarf er auch für unser Gemälde einen liegenden, weiblichen Akt rechts, der von einem in dieselbe Richtung weisenden Rind flankiert wird. Hinter einem angedeuteten Baum links befindet sich – ganz in Rot getaucht – eine weitere Frau mit Rind. Quer über die Bildfläche gezogene Diagonalen bestimmen und dynamisieren die Komposition. Angedeutete Prismen und Kreise geben konträre Richtungen an und vermitteln Tiefenwirkung. Ausgehend von den Aquarellen dieser Jahre wählte er mit Rot, Blau, Grün und Gelb expressiv-satte Primärfarben, die er durch hellere Lichträume noch zu steigern wusste. Die beiden Frauen und Tiere, die keinerlei Beziehung zueinander aufnehmen, scheinen auf der Leinwand zu schweben und verwandeln das Gemälde zu einem paradiesischen Traumbild, das jeglicher Zeitlichkeit enthoben ist. Wie kaum ein anderes Werk aus dieser Zeit zieht der „Liegende Akt“ den Betrachter in seinen Bann und lässt ihn seine Motive doch nicht erfassen. Mit diesem Bild setzte Campendonk zu einer Entwicklung an, die ihn über die Prinzipien des „Blauen Reiter“ weit hinausführte.WerkverzeichnisFirmenich 713ProvenienzNachlass des Künstlers; bis heute im Besitz der Familie CampendonkAusstellungNew York 1925 (Société Anonyme Museum of Modern Art), Heinrich Campendonk Nr. 13-1 (mit rückwärtigem Etikett); Krefeld/München/Emden 1989/1990 (Kaiser Wilhelm Museum/Städtische Galerie im Lenbachhaus/Kunsthalle), Heinrich Campendonk - Ein Maler des Blauen Reiter, Kat. Nr. 72, mit Farbabb. (mit rückwärtigem Etikett); Dauerleihgabe Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen, 2004-2016 (mit rückseitigem Klebezettel); Dauerleihgabe Museum Penzberg, Sammlung Campendonk 2016-2024
Heinrich Campendonk
Liegender Akt
1918
Öl auf Leinwand mit Fischgrätstruktur. 60 x 125 cm. Unter Glas gerahmt. Unten rechts schwarz signiert und datiert 'Campendonk 1918'. - In tadellosem Zustand.Das faszinierende Gemälde „Liegender Akt“ gehört in die bedeutende Schaffensphase Heinrich Campendonks aus der Zeit von 1917 bis 1920 im bayerischen Seeshaupt. In bewusst gewählter Abgeschiedenheit besann er sich hier auf die Themen und Maltechniken seines Freundes Franz Marc die er zu einem persönlichen Stil mit weich fließenden Formen und großen ruhigen Flächen von intensiver Farbigkeit weiterentwickelte.
Der Umzug Campendonks 1916 nach Seeshaupt am Starnberger See ging ein allgemeiner und persönlicher Neuanfang voraus: 1914 und 1916 waren seine Malerfreunde Macke und Marc im Krieg gefallen, Kandinsky und Jawlensky mussten aus politischen Gründen Deutschland verlassen und die verschiedenen Künstlerkreise, unter diesen der „Blaue Reiter“, waren in Auflösung begriffen. Erst nachdem er den Tod Marcs überwunden und sich seine Lebenssituation konsolidiert hatte, fand er die innere Ruhe, sich wieder auf sein Schaffen zu konzentrieren und die vormals kubistisch-kantige Bildsprache durch weichere, runde Formen fortzuführen. Thematisch hielt er an gegenständlichen Motiven fest und schuf immer wieder Kompositionen mit einer zentralen menschlichen Gestalt, umgeben von Tieren und Pflanzen.
In diesem Sinne entwarf er auch für unser Gemälde einen liegenden, weiblichen Akt rechts, der von einem in dieselbe Richtung weisenden Rind flankiert wird. Hinter einem angedeuteten Baum links befindet sich – ganz in Rot getaucht – eine weitere Frau mit Rind. Quer über die Bildfläche gezogene Diagonalen bestimmen und dynamisieren die Komposition. Angedeutete Prismen und Kreise geben konträre Richtungen an und vermitteln Tiefenwirkung. Ausgehend von den Aquarellen dieser Jahre wählte er mit Rot, Blau, Grün und Gelb expressiv-satte Primärfarben, die er durch hellere Lichträume noch zu steigern wusste. Die beiden Frauen und Tiere, die keinerlei Beziehung zueinander aufnehmen, scheinen auf der Leinwand zu schweben und verwandeln das Gemälde zu einem paradiesischen Traumbild, das jeglicher Zeitlichkeit enthoben ist. Wie kaum ein anderes Werk aus dieser Zeit zieht der „Liegende Akt“ den Betrachter in seinen Bann und lässt ihn seine Motive doch nicht erfassen. Mit diesem Bild setzte Campendonk zu einer Entwicklung an, die ihn über die Prinzipien des „Blauen Reiter“ weit hinausführte.WerkverzeichnisFirmenich 713ProvenienzNachlass des Künstlers; bis heute im Besitz der Familie CampendonkAusstellungNew York 1925 (Société Anonyme Museum of Modern Art), Heinrich Campendonk Nr. 13-1 (mit rückwärtigem Etikett); Krefeld/München/Emden 1989/1990 (Kaiser Wilhelm Museum/Städtische Galerie im Lenbachhaus/Kunsthalle), Heinrich Campendonk - Ein Maler des Blauen Reiter, Kat. Nr. 72, mit Farbabb. (mit rückwärtigem Etikett); Dauerleihgabe Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen, 2004-2016 (mit rückseitigem Klebezettel); Dauerleihgabe Museum Penzberg, Sammlung Campendonk 2016-2024
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