[ * ] "gar net ignoriren" Großmann, Stefan, österr. Schriftsteller und Publizist, Hrsg. der Zeitschrift "Das Tagebuch" (1875-1935). Eigh. Brief mit U. "Stefan Großmann". 4 S. Doppelblatt mit Briefkopf. 4to. Berlin 18.IV.1926. An den Publizisten Maximilian Harden in Berlin, bis 1922 Herausgeber der "Zukunft" , mit dem er wegen eines politischen Artikels in Konflikt geraten war. "... Ich konnte nicht deutlicher sein als ich es in unserem letzten Gespräch war, ich konnte Ihnen nicht klarer auseinandersetzen, wie sehr ich Ihre Ablehnung als persönlichstes Missgeschick empfinde. Ich hatte gehofft, dass dieser Seufzer sie rühren werde. - Ganz abgesehen vom Sachlichen, daß ich Ihre Stimme zu den Stresemann-Brockdorffschen Wirrungen unbedingt hätte hören wollen. Wo, sagen Sie selbst, können Sie außerhalb des Tagebuches , zu diesem Thema ungehindert sprechen? Ich hätte Ihnen jede, von Ihnen gewünschte, Einführung gemacht und Leser, Sie und ich hätten für eine objektiv notwendige Sache die richtige Form gefunden ... Darf ich gestehen, dass ich Ihre Empfindlichkeit verstehe und dennoch nicht billige. Der Sache wegen! Ihrer Sache wegen! ...". Kommt dann auf seine Erkrankung zu sprechen und fährt fort: "... Ich bin verbittert und vergrämt und gerade ihre Absage hat meine Depression gesteigert! Aber ich werde nicht länger versuchen, sie umzustimmen ... Wie kann man, frage ich mich oft, so unerbittlich sein? Ich hätte, an Ihrer Stelle, meine persönlichen Argumente erwägend, längst vergessen und geschrieben. Es gibt ein kerngesundes Wiener Wort: 'gar net ignoriren!'" - Zusammen mit dem Verleger Ernst Rowohlt gründete Großmann 1920 die Wochenschrift "Das Tage-Buch". Die Zeitschrift entwickelte sich während der Weimarer Republik neben der "Weltbühne" zur einflussreichsten radikaldemokratischen Zeitschrift. Dazu trug auch Großmanns Zusammenarbeit mit dem Journalisten Leopold Schwarzschild bei. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes musste Großmann die Leitung der Zeitschrift 1927 komplett an Schwarzschild abgeben.
[ * ] "gar net ignoriren" Großmann, Stefan, österr. Schriftsteller und Publizist, Hrsg. der Zeitschrift "Das Tagebuch" (1875-1935). Eigh. Brief mit U. "Stefan Großmann". 4 S. Doppelblatt mit Briefkopf. 4to. Berlin 18.IV.1926. An den Publizisten Maximilian Harden in Berlin, bis 1922 Herausgeber der "Zukunft" , mit dem er wegen eines politischen Artikels in Konflikt geraten war. "... Ich konnte nicht deutlicher sein als ich es in unserem letzten Gespräch war, ich konnte Ihnen nicht klarer auseinandersetzen, wie sehr ich Ihre Ablehnung als persönlichstes Missgeschick empfinde. Ich hatte gehofft, dass dieser Seufzer sie rühren werde. - Ganz abgesehen vom Sachlichen, daß ich Ihre Stimme zu den Stresemann-Brockdorffschen Wirrungen unbedingt hätte hören wollen. Wo, sagen Sie selbst, können Sie außerhalb des Tagebuches , zu diesem Thema ungehindert sprechen? Ich hätte Ihnen jede, von Ihnen gewünschte, Einführung gemacht und Leser, Sie und ich hätten für eine objektiv notwendige Sache die richtige Form gefunden ... Darf ich gestehen, dass ich Ihre Empfindlichkeit verstehe und dennoch nicht billige. Der Sache wegen! Ihrer Sache wegen! ...". Kommt dann auf seine Erkrankung zu sprechen und fährt fort: "... Ich bin verbittert und vergrämt und gerade ihre Absage hat meine Depression gesteigert! Aber ich werde nicht länger versuchen, sie umzustimmen ... Wie kann man, frage ich mich oft, so unerbittlich sein? Ich hätte, an Ihrer Stelle, meine persönlichen Argumente erwägend, längst vergessen und geschrieben. Es gibt ein kerngesundes Wiener Wort: 'gar net ignoriren!'" - Zusammen mit dem Verleger Ernst Rowohlt gründete Großmann 1920 die Wochenschrift "Das Tage-Buch". Die Zeitschrift entwickelte sich während der Weimarer Republik neben der "Weltbühne" zur einflussreichsten radikaldemokratischen Zeitschrift. Dazu trug auch Großmanns Zusammenarbeit mit dem Journalisten Leopold Schwarzschild bei. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes musste Großmann die Leitung der Zeitschrift 1927 komplett an Schwarzschild abgeben.
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