SPÄTGOTISCHE ANNA SELBDRITT-GRUPPE
Höhe: 89 cm. Saalfeld/ Thüringen, um 1510. Standfigur der Heiligen im Kontrapost mit leicht vorgestelltem, rechtem Spielbein auf einem mitgeschnitzten Rasensockel stehend, die Fußspitze des rechten Beins tritt leicht aus dem Kleidersdaum hervor. Die Körperhaltung leicht S-bogig, entsprechend dem Figurencharackter des sog. weichen Stils, hier retardierend noch vorgeführt. So ist die Hüfte stark nach rechts, der Oberkörper hingegen nach links gewandt, der Kopf wiederum nach rechts gerichtet, das Gesicht umgeben von einem weißen Tuch, ganz gemäß der Kleidung verheirateter Frauen der Gotik. Die kindliche Figur der Maria in vergoldetem Kleid sitzt in der rechten Armbeuge, nach vornehin ist die rechte Hand der Maria deutlich ausgebildet. Maria hält mit beiden Händen ein aufgeschlagenes Buch, der Blick ist dem Betrachter entgegen gerichtet, das Köpfchen gerahmt von seitlich in welligen Zügen herabgeführtem Haar. Das vergoldete Kleid ist hochgegürtet, der Ausschnittsaum blau abgesetzt. In der linken Hand der Annenfigur sitzt das Jesuskind, das in der linken Hand eine Birne hält, der rechte Arm ist in den Kopfschleier der Anna gesteckt und umfängt den Hals. Die Beinchen des Kindes sind als altes, attributives Symbol der Königswürde X-förmig übereinandergeschlagen. Die kurzen, leicht gekrümmt gelockten Haare des Kindes fein ausgeführt. Ebenso charakteristisch für den Meister sind die Schnittlinien der Augenlider, die markant wiedergegebenen Körperfalten, insbesondere die des Kleinkindes oder des leicht angedeuteten Doppelkinnes des Mariengesichtchens, aber auch der kantig und charaktervoll wiedergegebenen, abgewinkelten Hand der Maria, deren Daumen in den Buchseiten einliegt. Dem Stil der Zeit entsprtechend ist das links hochgehaltene Manteltuch in nach unten geführte Schüsselfalten gelegt, teilweise noch spitzfaltig, jedoch mit deutlichen Krüppelfalten ausgebildet. Die Fassung weitgehend erhalten, jedoch überarbeitet und eingestimmt, insbesondere in den Bereichen der Vergoldung, schön erhalten ist auch noch der linierte Bucheintrag in den aufgeschlagenen Seiten. Jedem der drei Gesichter ist die eigene Charakteristik in hoher, künstletischr Qualität mitgeteilt. Die Figurengruppe aus Lindenholz, insgesamt im Dreiviertelhochrelief, hinten gehöhlt. Provenienz: Sammlung Jacob Weiler, Frankfurt am Main, 1930. Die Figurengruppe stammt aus einem Marienaltar der Sammlung Jacob Weiler, 1921 noch im Frankfurter Kunstverein ausgestellt und 1930 bei Helbing in Frankfurt versteigert. Diese Altarausstattung bestand ursprünglich aus fünf Holzskulpturen (Heiliger Wolfgang, ein Bischof, eine Madonna im Strahlenkranz, die Heilige Katharina sowie die vorliegende Anna Selbdritt-Gruppe). Die Figuren gingen in unterschiedlichen Besitz über, eine der Figuren, die Schnitzfigur des Heiligen Wolfgang gelangte in das Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen. Der Bildschnitzer Hans Gottwald von Lohr am Main ist als Schüler und Mitarbeiter von Tilman Riemenschneider in Würzburg nachgewiesen, wo er bist 1501 wirkte. 1503 arbeitete er in der Werkstatt des Valentin Lendenstreich in Saalfeld/ Thüringen. Nach dem Tod Lendenstreichs 1506 führte er dessen Werkstatt weiter. In mehreren Kirchensammlungen und Museen sind dokumentierte Werke oder Schnitzaltäre seiner Hand nachweisbar. Literatur: Justus Bier, Hans Gottwald of Lohr. A pupil of Tilman Riemenschneider in: De Artibus Opuscula X., Essays in Honor of Erwin Panofsky, New York, 1961, S. 3 ff. Gerhard Werner, Der Bildschnitzer Hans Gottwald von Lohr. Skizzen zur Saalfelder Kunstgeschichte, in: Saalfelder Museumsreihe, Heft 2, Saalfeld 1966. (892691)
SPÄTGOTISCHE ANNA SELBDRITT-GRUPPE
Höhe: 89 cm. Saalfeld/ Thüringen, um 1510. Standfigur der Heiligen im Kontrapost mit leicht vorgestelltem, rechtem Spielbein auf einem mitgeschnitzten Rasensockel stehend, die Fußspitze des rechten Beins tritt leicht aus dem Kleidersdaum hervor. Die Körperhaltung leicht S-bogig, entsprechend dem Figurencharackter des sog. weichen Stils, hier retardierend noch vorgeführt. So ist die Hüfte stark nach rechts, der Oberkörper hingegen nach links gewandt, der Kopf wiederum nach rechts gerichtet, das Gesicht umgeben von einem weißen Tuch, ganz gemäß der Kleidung verheirateter Frauen der Gotik. Die kindliche Figur der Maria in vergoldetem Kleid sitzt in der rechten Armbeuge, nach vornehin ist die rechte Hand der Maria deutlich ausgebildet. Maria hält mit beiden Händen ein aufgeschlagenes Buch, der Blick ist dem Betrachter entgegen gerichtet, das Köpfchen gerahmt von seitlich in welligen Zügen herabgeführtem Haar. Das vergoldete Kleid ist hochgegürtet, der Ausschnittsaum blau abgesetzt. In der linken Hand der Annenfigur sitzt das Jesuskind, das in der linken Hand eine Birne hält, der rechte Arm ist in den Kopfschleier der Anna gesteckt und umfängt den Hals. Die Beinchen des Kindes sind als altes, attributives Symbol der Königswürde X-förmig übereinandergeschlagen. Die kurzen, leicht gekrümmt gelockten Haare des Kindes fein ausgeführt. Ebenso charakteristisch für den Meister sind die Schnittlinien der Augenlider, die markant wiedergegebenen Körperfalten, insbesondere die des Kleinkindes oder des leicht angedeuteten Doppelkinnes des Mariengesichtchens, aber auch der kantig und charaktervoll wiedergegebenen, abgewinkelten Hand der Maria, deren Daumen in den Buchseiten einliegt. Dem Stil der Zeit entsprtechend ist das links hochgehaltene Manteltuch in nach unten geführte Schüsselfalten gelegt, teilweise noch spitzfaltig, jedoch mit deutlichen Krüppelfalten ausgebildet. Die Fassung weitgehend erhalten, jedoch überarbeitet und eingestimmt, insbesondere in den Bereichen der Vergoldung, schön erhalten ist auch noch der linierte Bucheintrag in den aufgeschlagenen Seiten. Jedem der drei Gesichter ist die eigene Charakteristik in hoher, künstletischr Qualität mitgeteilt. Die Figurengruppe aus Lindenholz, insgesamt im Dreiviertelhochrelief, hinten gehöhlt. Provenienz: Sammlung Jacob Weiler, Frankfurt am Main, 1930. Die Figurengruppe stammt aus einem Marienaltar der Sammlung Jacob Weiler, 1921 noch im Frankfurter Kunstverein ausgestellt und 1930 bei Helbing in Frankfurt versteigert. Diese Altarausstattung bestand ursprünglich aus fünf Holzskulpturen (Heiliger Wolfgang, ein Bischof, eine Madonna im Strahlenkranz, die Heilige Katharina sowie die vorliegende Anna Selbdritt-Gruppe). Die Figuren gingen in unterschiedlichen Besitz über, eine der Figuren, die Schnitzfigur des Heiligen Wolfgang gelangte in das Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen. Der Bildschnitzer Hans Gottwald von Lohr am Main ist als Schüler und Mitarbeiter von Tilman Riemenschneider in Würzburg nachgewiesen, wo er bist 1501 wirkte. 1503 arbeitete er in der Werkstatt des Valentin Lendenstreich in Saalfeld/ Thüringen. Nach dem Tod Lendenstreichs 1506 führte er dessen Werkstatt weiter. In mehreren Kirchensammlungen und Museen sind dokumentierte Werke oder Schnitzaltäre seiner Hand nachweisbar. Literatur: Justus Bier, Hans Gottwald of Lohr. A pupil of Tilman Riemenschneider in: De Artibus Opuscula X., Essays in Honor of Erwin Panofsky, New York, 1961, S. 3 ff. Gerhard Werner, Der Bildschnitzer Hans Gottwald von Lohr. Skizzen zur Saalfelder Kunstgeschichte, in: Saalfelder Museumsreihe, Heft 2, Saalfeld 1966. (892691)
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