GIACOMETTI, ALBERTO (Borgonovo 1901 - 1966 Chur) Monte del Forno. Um 1923. Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert und datiert: Alberto Giacometti 1923. 60 x 50 cm. Gutachten: Fondation Giacometti, Paris Dezember 2016, AGD 3679. Provenienz: Privatbesitz Deutschland, der Überlieferung nach bei Dr. Lucas Lichtenhan in Basel erworben. Das vor kurzem in einer Privatsammlung wiederentdeckte Gemälde war der Giacometti-Forschung bis heute nicht bekannt. Gemäss familieninterner Überlieferung wurde das Werk von der Tante der heutigen Besitzerin über Alberto Giacomettis Jugendfreund und Förderer Lucas Lichtenhan, der gemeinsam mit dem angehenden Künstler die Jahre am Gymnasium in Schiers verbrachte, erworben. Das Gemälde von Alberto Giacometti aus dem Jahr 1923 ist ein exzellentes Beispiel für die Verbindung zweier Welten, zwischen denen sich der damals noch junge Maler (1901-1966) ab 1920 bewegte. Zum einen die Grossstadt Paris, die zu Beginn der 1920er Jahre Metropole und Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle war, und zum anderen das heimatliche Gebirgstal Bergell in der Schweiz, das für ihn nicht nur Ort des Rückzugs und der Erholung war, sondern auch kreativer Schaffensort. „Aus der Polarität zwischen dem Land und der Stadt, zwischen der Metropole Paris mit ihrem unablässigen Treiben, den zahlreichen Freunden, Literaten und Künstlern, dem zwielichtigen Nachtleben und dem ruhigen, beschaulichen Bergell mit der Familie zog Alberto Giacometti zeitlebens das schöpferische Potential, um sich seiner selbst gestellten Aufgabe zu stellen: Das Erfassen geschauter Wirklichkeit“ (Stutzer, Beat: „… als hätte es zwei Albertos gegeben“: Giacometti zwischen Stampa und Paris In: Alberto Giacometti Stampa – Paris, Bündner Kunstmuseum, Chur 2000, S. 18). Seiner Heimat, der beeindruckenden Bergwelt um Maloja, widmet sich Alberto in seinen jungen Jahren und wird hier künstlerisch tätig, meist gemeinsam mit seinem Vater Giovanni Giacometti Die grundlegende Prägung durch das Elternhaus und der für ihn hohe Stellenwert der Bergeller Bergwelt werden stets deutlich durch Albertos monatelange Aufenthalte in seiner Heimat während seiner Ausbildung in Paris und auch in späteren Jahren. Er setzt sich immer wieder intensiv mit der Landschaft bei Stampa und Maloja auseinander und nimmt über Jahre hinweg, trotz seiner mittlerweile internationalen Berühmtheit, an den Weihnachtsausstellungen der Bündner Künstler teil, denn diese Zugehörigkeit zur lokalen Künstlerschaft war ihm eine Selbstverständlichkeit und ein Bekenntnis zu seinen Wurzeln. Anfang der 1920er Jahre ist der Einfluss des Vaters noch stark zu spüren. Besonders die Farbgebung und Maltechnik sind vom Vater und dessen Kunst geprägt. Überhaupt war Giovanni Giacometti der erste und vielleicht auch wichtigste Lehrer seines Sohnes (vgl. Ausst. Kat. Giacometti, Fondation Beyeler Riehen, Ostfildern 2009, S.12). Giovanni förderte und erfreute sich am Talent Albertos und schrieb im Mai 1919 an seinen Freund Cuno Amiet „Alb. hat ein Quartal von der Schule geschenkt bekommen. Er kann, wenn er will, nach den Sommerferien wieder in seine Classe eintreten. Er hat nun einige schöne Monate vor sich, und es ist mir ganz recht für diese Zeit ihn bei mir zu haben. Wir arbeiten miteinander, und ich kann seine Anlagen und seine Entwicklung näher beobachten“ (Müller, Paul und Radlach, Viola: Giovanni Giacometti - Werkkatalog der Gemälde, Zürich 1997, Bd. 1, S. 175). Das enge miteinander mit seinem Vater zeigen zahlreiche Bilder, in denen z.B. Giovanni Giacometti 1921 seinen Sohn Alberto beim Malen im Freien porträtiert (vgl. Werkkatalog der Gemälde, 1997, Abb. 1921.04, S. 454f „Der Maler (Alberto)“) oder aber der Vater das gleiche Motiv wie der Sohn wählt und beide den Monte del Forno in der jeweils eigenen Manier malen (vgl. ebda. Nr. 1921.36, S. 464f). Das Motiv des Gemäldes – der Monte del Forno – ist in der Tradition der Giacomettis ein mehrfach gewähltes Sujet und lässt die bedeutende künstlerische Entfaltung Alb
GIACOMETTI, ALBERTO (Borgonovo 1901 - 1966 Chur) Monte del Forno. Um 1923. Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert und datiert: Alberto Giacometti 1923. 60 x 50 cm. Gutachten: Fondation Giacometti, Paris Dezember 2016, AGD 3679. Provenienz: Privatbesitz Deutschland, der Überlieferung nach bei Dr. Lucas Lichtenhan in Basel erworben. Das vor kurzem in einer Privatsammlung wiederentdeckte Gemälde war der Giacometti-Forschung bis heute nicht bekannt. Gemäss familieninterner Überlieferung wurde das Werk von der Tante der heutigen Besitzerin über Alberto Giacomettis Jugendfreund und Förderer Lucas Lichtenhan, der gemeinsam mit dem angehenden Künstler die Jahre am Gymnasium in Schiers verbrachte, erworben. Das Gemälde von Alberto Giacometti aus dem Jahr 1923 ist ein exzellentes Beispiel für die Verbindung zweier Welten, zwischen denen sich der damals noch junge Maler (1901-1966) ab 1920 bewegte. Zum einen die Grossstadt Paris, die zu Beginn der 1920er Jahre Metropole und Treffpunkt für Künstler und Intellektuelle war, und zum anderen das heimatliche Gebirgstal Bergell in der Schweiz, das für ihn nicht nur Ort des Rückzugs und der Erholung war, sondern auch kreativer Schaffensort. „Aus der Polarität zwischen dem Land und der Stadt, zwischen der Metropole Paris mit ihrem unablässigen Treiben, den zahlreichen Freunden, Literaten und Künstlern, dem zwielichtigen Nachtleben und dem ruhigen, beschaulichen Bergell mit der Familie zog Alberto Giacometti zeitlebens das schöpferische Potential, um sich seiner selbst gestellten Aufgabe zu stellen: Das Erfassen geschauter Wirklichkeit“ (Stutzer, Beat: „… als hätte es zwei Albertos gegeben“: Giacometti zwischen Stampa und Paris In: Alberto Giacometti Stampa – Paris, Bündner Kunstmuseum, Chur 2000, S. 18). Seiner Heimat, der beeindruckenden Bergwelt um Maloja, widmet sich Alberto in seinen jungen Jahren und wird hier künstlerisch tätig, meist gemeinsam mit seinem Vater Giovanni Giacometti Die grundlegende Prägung durch das Elternhaus und der für ihn hohe Stellenwert der Bergeller Bergwelt werden stets deutlich durch Albertos monatelange Aufenthalte in seiner Heimat während seiner Ausbildung in Paris und auch in späteren Jahren. Er setzt sich immer wieder intensiv mit der Landschaft bei Stampa und Maloja auseinander und nimmt über Jahre hinweg, trotz seiner mittlerweile internationalen Berühmtheit, an den Weihnachtsausstellungen der Bündner Künstler teil, denn diese Zugehörigkeit zur lokalen Künstlerschaft war ihm eine Selbstverständlichkeit und ein Bekenntnis zu seinen Wurzeln. Anfang der 1920er Jahre ist der Einfluss des Vaters noch stark zu spüren. Besonders die Farbgebung und Maltechnik sind vom Vater und dessen Kunst geprägt. Überhaupt war Giovanni Giacometti der erste und vielleicht auch wichtigste Lehrer seines Sohnes (vgl. Ausst. Kat. Giacometti, Fondation Beyeler Riehen, Ostfildern 2009, S.12). Giovanni förderte und erfreute sich am Talent Albertos und schrieb im Mai 1919 an seinen Freund Cuno Amiet „Alb. hat ein Quartal von der Schule geschenkt bekommen. Er kann, wenn er will, nach den Sommerferien wieder in seine Classe eintreten. Er hat nun einige schöne Monate vor sich, und es ist mir ganz recht für diese Zeit ihn bei mir zu haben. Wir arbeiten miteinander, und ich kann seine Anlagen und seine Entwicklung näher beobachten“ (Müller, Paul und Radlach, Viola: Giovanni Giacometti - Werkkatalog der Gemälde, Zürich 1997, Bd. 1, S. 175). Das enge miteinander mit seinem Vater zeigen zahlreiche Bilder, in denen z.B. Giovanni Giacometti 1921 seinen Sohn Alberto beim Malen im Freien porträtiert (vgl. Werkkatalog der Gemälde, 1997, Abb. 1921.04, S. 454f „Der Maler (Alberto)“) oder aber der Vater das gleiche Motiv wie der Sohn wählt und beide den Monte del Forno in der jeweils eigenen Manier malen (vgl. ebda. Nr. 1921.36, S. 464f). Das Motiv des Gemäldes – der Monte del Forno – ist in der Tradition der Giacomettis ein mehrfach gewähltes Sujet und lässt die bedeutende künstlerische Entfaltung Alb
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