Gerhild Diesner* (Innsbruck 1915-1995 Innsbruck) Vorgarten in der Karl-Schönherr-Straße in Innsbruck, 1946 Öl auf Leinwand; 60 x 70 cm Signiert rechts unten: Diesner Rückseitig am Keilrahmen bezeichnet und datiert: Diesner 1946 Provenienz Privatbesitz Tirol Ausstellung Bozen 1988, Südtiroler Kulturinstitut, Gerhild Diesner 4.-27. Mai Literatur Gerhild Diesner Katalog Südtiroler Kulturinstitut, Bozen 1988, Kat.-Nr. 2 Das vorliegende Gemälde zeigt den Vorgarten des Hauses in der Karl-Schönherr-Straße 9 im Innsbrucker Stadtteil Saggen, wo Gerhild Diesner zwischen 1945 bis 1947 gemeinsam mit dem Bildhauer Bodo Kampmann, Paul Flora und dem Architekten Jörg Sackenheim wohnte. Das Haus in der Schönherr-Straße war nicht nur ein Ort reger künstlerischer Tätigkeit, sondern avancierte auch zum Treffpunkt vieler befreundeter Künstler. Gerhild Diesner fand in der Umgebung des Hauses mit Alleebäumen, Wiesen und Wegen wunderbare Motive für eine ganze Reihe von Bildern. Die Darstellung des "Vorgartens" spiegelt Diesners Vorliebe für leuchtende, oft grelle Farben, raffinierte Komplementärkontraste und Formen, die auf das Wesentliche reduziert sind, wider. Diesners künstlerisches Schaffen zeichnet sich durch eine eigenwillige Rezeption der französischen Moderne aus. Innerhalb der österreichischen Kunst steht ihr Oeuvre als Bindeglied zwischen der expressiven Tradition und der abstrakten Avantgarde. Gerhild Diesner wurde am 4. August 1915 in Innsbruck geboren. Sie besuchte zunächst die Fachschule für Damenkleidung und begann ihren künstlerischen Werdegang erst mit zwanzig Jahren. 1935 bis 1937 lebte sie in England, besuchte dort zunächst die Chelsea Art School und dann die School of Art in Brighton. 1937 zog sie nach München, um an der Akademie für angewandte Kunst, in der Abteilung Gebrauchsgraphik zu studieren. In den Münchner Museen fand ihre erste intensive Auseinandersetzung mit der französischen Kunst statt. Trotz der unruhigen Kriegszeiten gelang es ihr 1943, ein Studium in Paris an der Académie André Lhote und an der École de la Grande Chaumière bewilligt zu bekommen. Die französische Moderne wurde für ihre Kunst zur wesentlichen Inspirationsquelle. Auch wenn sich ihre Affinität zum Fauvismus von Henri Matisse und zu anderen großen Vorbildern wie Vincent van Gogh oder Paul Gauguin in ihren Werken deutlich erkennen lässt, bildete sich ihre eigenständige Handschrift schon bald heraus. In den Jahren nach dem Krieg erfuhr Diesners Schaffen ihren künstlerischen Höhepunkt. Sie konnte ihre Position innerhalb des Tiroler Kunstbetriebs festigen und ihre Werke auch auf Ausstellungen in Wien, etwa im "Art Club", präsentieren. Sensationell war die Beteiligung an der Biennale für Frauen in Bozen, wo ihre Bilder neben jenen von Sonja Delaunay gezeigt wurden. Nach ihrer Scheidung von Bodo Kampmann 1953 zog sie sich gesellschaftlich zurück und ihre Ausstellungsbeteiligungen wurden geringer. Zunehmend konzentrierte sie ihre beruflichen Aktivitäten auf Tirol. Im langen Werkabschnitt bis zu ihrem Lebensende 1995 blieb sie künstlerisch jedoch äußerst produktiv und hinterließ zahlreiche Bilder, die in ihrer lyrischen Suggestivkraft unverwechselbar bleiben. (Claudia Mörth-Gasser)
Gerhild Diesner* (Innsbruck 1915-1995 Innsbruck) Vorgarten in der Karl-Schönherr-Straße in Innsbruck, 1946 Öl auf Leinwand; 60 x 70 cm Signiert rechts unten: Diesner Rückseitig am Keilrahmen bezeichnet und datiert: Diesner 1946 Provenienz Privatbesitz Tirol Ausstellung Bozen 1988, Südtiroler Kulturinstitut, Gerhild Diesner 4.-27. Mai Literatur Gerhild Diesner Katalog Südtiroler Kulturinstitut, Bozen 1988, Kat.-Nr. 2 Das vorliegende Gemälde zeigt den Vorgarten des Hauses in der Karl-Schönherr-Straße 9 im Innsbrucker Stadtteil Saggen, wo Gerhild Diesner zwischen 1945 bis 1947 gemeinsam mit dem Bildhauer Bodo Kampmann, Paul Flora und dem Architekten Jörg Sackenheim wohnte. Das Haus in der Schönherr-Straße war nicht nur ein Ort reger künstlerischer Tätigkeit, sondern avancierte auch zum Treffpunkt vieler befreundeter Künstler. Gerhild Diesner fand in der Umgebung des Hauses mit Alleebäumen, Wiesen und Wegen wunderbare Motive für eine ganze Reihe von Bildern. Die Darstellung des "Vorgartens" spiegelt Diesners Vorliebe für leuchtende, oft grelle Farben, raffinierte Komplementärkontraste und Formen, die auf das Wesentliche reduziert sind, wider. Diesners künstlerisches Schaffen zeichnet sich durch eine eigenwillige Rezeption der französischen Moderne aus. Innerhalb der österreichischen Kunst steht ihr Oeuvre als Bindeglied zwischen der expressiven Tradition und der abstrakten Avantgarde. Gerhild Diesner wurde am 4. August 1915 in Innsbruck geboren. Sie besuchte zunächst die Fachschule für Damenkleidung und begann ihren künstlerischen Werdegang erst mit zwanzig Jahren. 1935 bis 1937 lebte sie in England, besuchte dort zunächst die Chelsea Art School und dann die School of Art in Brighton. 1937 zog sie nach München, um an der Akademie für angewandte Kunst, in der Abteilung Gebrauchsgraphik zu studieren. In den Münchner Museen fand ihre erste intensive Auseinandersetzung mit der französischen Kunst statt. Trotz der unruhigen Kriegszeiten gelang es ihr 1943, ein Studium in Paris an der Académie André Lhote und an der École de la Grande Chaumière bewilligt zu bekommen. Die französische Moderne wurde für ihre Kunst zur wesentlichen Inspirationsquelle. Auch wenn sich ihre Affinität zum Fauvismus von Henri Matisse und zu anderen großen Vorbildern wie Vincent van Gogh oder Paul Gauguin in ihren Werken deutlich erkennen lässt, bildete sich ihre eigenständige Handschrift schon bald heraus. In den Jahren nach dem Krieg erfuhr Diesners Schaffen ihren künstlerischen Höhepunkt. Sie konnte ihre Position innerhalb des Tiroler Kunstbetriebs festigen und ihre Werke auch auf Ausstellungen in Wien, etwa im "Art Club", präsentieren. Sensationell war die Beteiligung an der Biennale für Frauen in Bozen, wo ihre Bilder neben jenen von Sonja Delaunay gezeigt wurden. Nach ihrer Scheidung von Bodo Kampmann 1953 zog sie sich gesellschaftlich zurück und ihre Ausstellungsbeteiligungen wurden geringer. Zunehmend konzentrierte sie ihre beruflichen Aktivitäten auf Tirol. Im langen Werkabschnitt bis zu ihrem Lebensende 1995 blieb sie künstlerisch jedoch äußerst produktiv und hinterließ zahlreiche Bilder, die in ihrer lyrischen Suggestivkraft unverwechselbar bleiben. (Claudia Mörth-Gasser)
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