GEORG BASELITZ (Grossbaselitz 1938 - lebt und arbeitet u.a. in München) Ohne Titel (Adler). 1979. Gouache auf Papier. Unten rechts monogrammiert und datiert: G.B. III.79, sowie verso bezeichnet: G.B.Z. 52. 85 x 61 cm. Provenienz: - Galerie Fahnemann, Berlin. - Bei obiger Galerie 1988 vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Privatsammlung Deutschland. Ausstellungen: - 1987 Basel, Georg Baselitz - Adler, 53 Arbeiten auf Papier von 1979. Galerie Buchmann, 2. Juni - 1. August. - 1987 Frankfurt, Georg Baselitz - Adler. 53 Gouachen und Zeichnungen, entstanden vom November 1978 bis April 1979. Galerie Neuendorf, 10. September - 10. November. - 1988 Berlin, Georg Baselitz - Adler-Serie, Zeichnungen 1979. Galerie Fahnemann, 11. - 30. April. Literatur: Ausst.Kat.: Georg Baselitz - Adler (53 Gouachen und Zeichnungen), Frankfurt 1988, Kat. Nr. 38. Das Adler-Motiv durchzieht das Werk von Georg Baselitz wie ein Grundakkord. Es wird in verschiedenen Ausführungen und Techniken immer wieder eingesetzt, wird Erprobungsfeld für neue malerische und zeichnerische Möglichkeiten. Das erste Mal taucht der Adler 1962 auf. Im ersten Moment dominiert meist der Symbolcharakter des Vogels. Seit über 5.000 Jahren ist der Adler Symboltier für Stärke, Kraft und Überlegenheit. Doch in der konsequenten Auseinandersetzung Baselitz‘ mit diesem wird die rein motivische Ebene überwunden. Eine seiner intensivsten Phasen in der Auseinandersetzung mit dem Thema erfährt Georg Baselitz in der Gruppe der grossformatigen Blätter 1978/1979, aus der auch das hier angebotene Werk stammt. Bemerkenswert in dieser Schaffensphase ist die Dichte der Werke in zeitlicher wie motivischer Hinsicht. In dieser Serie wird deutlich, dass der Adler, anders als früher, jetzt als Spielwiese für Baselitz experimentelle Auseinandersetzung mit dem Motiv dient. Die Werke dieser Gruppe sind daher keine „Adler-Studien“, sondern Zeichenstudien (Günter Gerken in Georg Baselitz Adler, Frankfurt 1988, S.5). Baselitz entwickelt seine Arbeiten hier nicht zu einer vollkommeneren Darstellung des Adlers, vielmehr strebt er von der Fertigkeit der Darstellung zu ihrer Unvollkommenheit. Erst in der Unvollkommenheit der Zeichnung kann sich deren Wirkung – frei von allen Grenzen und Ansprüchen an eine Realitätswiedergabe – voll entfalten. „Die Leichtigkeit, den konventionellen Zeichnungskanon zu erfüllen, muss überwunden werden, um der Zeichnung neue Möglichkeiten zu erschließen.“ (ebenda, S. 6) Ebenso wie die Umkehr des Motivs ein Anrennen gegen die Vereinnahmung durch Konvention und Kanon ist, gegen Traditionen (der gegenständlichen Malerei) ebenso wie gegen den Trend (der aktuellen abstrakten Strömungen), ist die Anti-Zeichnung eine Befreiung der Zeichnung von ihren Grenzen und Beschränkungen. Durch die Zerstörung des Vorhandenen wird Raum geschaffen, um Neues entstehen zu lassen. Die Zeichnungen sind Spuren dieses Erneuerungsprozesses, ein Hinterfragen von gängigen Bildkonstruktionen. Der Zugang zu diesen Werken erschließt sich über die Sinnlichkeit des Materials jenseits einer rationalen Bildreflexion. In den Modifikationen der verwendeten Materialien, ihrem breit gefächerten Spektrum, kann der Betrachter seine eigene Position zum Dargebotenen finden. In der Betrachtung eines Werkes wie dem hier angebotenen Bild „Der Adler“ stellt sich die Frage, in welcher Form es Baselitz gelingt, das Motiv zeichnerisch zu verlassen, ohne es ganz zu verlieren. „Die Realität ist das Bild, sie ist ganz sicher nicht auf dem Bild“ (Georg Baselitz in: Tekeningen – Zeichnungen, Ausst. Kat. Groninger Museum, Groningen 1979)
GEORG BASELITZ (Grossbaselitz 1938 - lebt und arbeitet u.a. in München) Ohne Titel (Adler). 1979. Gouache auf Papier. Unten rechts monogrammiert und datiert: G.B. III.79, sowie verso bezeichnet: G.B.Z. 52. 85 x 61 cm. Provenienz: - Galerie Fahnemann, Berlin. - Bei obiger Galerie 1988 vom heutigen Besitzer erworben, seitdem Privatsammlung Deutschland. Ausstellungen: - 1987 Basel, Georg Baselitz - Adler, 53 Arbeiten auf Papier von 1979. Galerie Buchmann, 2. Juni - 1. August. - 1987 Frankfurt, Georg Baselitz - Adler. 53 Gouachen und Zeichnungen, entstanden vom November 1978 bis April 1979. Galerie Neuendorf, 10. September - 10. November. - 1988 Berlin, Georg Baselitz - Adler-Serie, Zeichnungen 1979. Galerie Fahnemann, 11. - 30. April. Literatur: Ausst.Kat.: Georg Baselitz - Adler (53 Gouachen und Zeichnungen), Frankfurt 1988, Kat. Nr. 38. Das Adler-Motiv durchzieht das Werk von Georg Baselitz wie ein Grundakkord. Es wird in verschiedenen Ausführungen und Techniken immer wieder eingesetzt, wird Erprobungsfeld für neue malerische und zeichnerische Möglichkeiten. Das erste Mal taucht der Adler 1962 auf. Im ersten Moment dominiert meist der Symbolcharakter des Vogels. Seit über 5.000 Jahren ist der Adler Symboltier für Stärke, Kraft und Überlegenheit. Doch in der konsequenten Auseinandersetzung Baselitz‘ mit diesem wird die rein motivische Ebene überwunden. Eine seiner intensivsten Phasen in der Auseinandersetzung mit dem Thema erfährt Georg Baselitz in der Gruppe der grossformatigen Blätter 1978/1979, aus der auch das hier angebotene Werk stammt. Bemerkenswert in dieser Schaffensphase ist die Dichte der Werke in zeitlicher wie motivischer Hinsicht. In dieser Serie wird deutlich, dass der Adler, anders als früher, jetzt als Spielwiese für Baselitz experimentelle Auseinandersetzung mit dem Motiv dient. Die Werke dieser Gruppe sind daher keine „Adler-Studien“, sondern Zeichenstudien (Günter Gerken in Georg Baselitz Adler, Frankfurt 1988, S.5). Baselitz entwickelt seine Arbeiten hier nicht zu einer vollkommeneren Darstellung des Adlers, vielmehr strebt er von der Fertigkeit der Darstellung zu ihrer Unvollkommenheit. Erst in der Unvollkommenheit der Zeichnung kann sich deren Wirkung – frei von allen Grenzen und Ansprüchen an eine Realitätswiedergabe – voll entfalten. „Die Leichtigkeit, den konventionellen Zeichnungskanon zu erfüllen, muss überwunden werden, um der Zeichnung neue Möglichkeiten zu erschließen.“ (ebenda, S. 6) Ebenso wie die Umkehr des Motivs ein Anrennen gegen die Vereinnahmung durch Konvention und Kanon ist, gegen Traditionen (der gegenständlichen Malerei) ebenso wie gegen den Trend (der aktuellen abstrakten Strömungen), ist die Anti-Zeichnung eine Befreiung der Zeichnung von ihren Grenzen und Beschränkungen. Durch die Zerstörung des Vorhandenen wird Raum geschaffen, um Neues entstehen zu lassen. Die Zeichnungen sind Spuren dieses Erneuerungsprozesses, ein Hinterfragen von gängigen Bildkonstruktionen. Der Zugang zu diesen Werken erschließt sich über die Sinnlichkeit des Materials jenseits einer rationalen Bildreflexion. In den Modifikationen der verwendeten Materialien, ihrem breit gefächerten Spektrum, kann der Betrachter seine eigene Position zum Dargebotenen finden. In der Betrachtung eines Werkes wie dem hier angebotenen Bild „Der Adler“ stellt sich die Frage, in welcher Form es Baselitz gelingt, das Motiv zeichnerisch zu verlassen, ohne es ganz zu verlieren. „Die Realität ist das Bild, sie ist ganz sicher nicht auf dem Bild“ (Georg Baselitz in: Tekeningen – Zeichnungen, Ausst. Kat. Groninger Museum, Groningen 1979)
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