Ernst Fuchs * (Wien 1930-2015 Wien) Der Heilige Johannes auf Patmos, 1948 Öl auf Hartfaserplatte; Originalrahmen; 77 × 60 cm Provenienz Privatbesitz, Wien Literatur Prof. Ernst Fuchs (Hg.), Ernst Fuchs Ausstellungskatalog anlässlich der Ausstellung von Ernst Fuchs in der Staatlichen Tretjakow Galerie Moskau, 15. Mai bis 10. Juni und im Kunsthistorischen Museum Wien, Palais Harrach, 2. August bis 8. Oktober 2001, Monaco 2001, Abb. S. 72. Die frühe Arbeit von Ernst Fuchs entstand ein Jahr vor seiner Übersiedelung nach Paris. Unter dem Eindruck der Leiden des Zweiten Weltkrieges, deren Auswirkungen etwas später auch die jungen phantastischen Realisten beschäftigten, stellt Fuchs den „Heiligen Johannes auf Patmos“ in seinen Visionen der Apokalypse als ausgezehrten und körperlich in Auflösung begriffenen Lagerhäftling mit den delikaten Zügen des jungen Künstlers selbst dar, der den Untergang bereits aus eigener Erfahrung kennt: seine Visionen speisen sich aus der Erinnerung, eine Erwartung des Zukünftigen scheint nicht möglich, wären hier nicht die beiden Blumen, die schuldlos bunt aus der Mauer vor der kahlen, grauen Landschaft sprießen. Um die Mauer tosen Ströme von Wasser mit Toten, Bilderfluten und Symbolen. Stilistisch verbunden mit Werken wie der „Versuchung des Siegers“ (1949) ist auch der „Heilige Johannes auf Patmos“ von zarter Zeichnung und Transparenz des Farbauftrags geprägt. Im Gegensatz zum späteren Leuchten der Palette des Künstlers ist die Farbigkeit dem Zeitgefühl folgend still und von einem Schleier des unterbewusst Traumhaften gedämpft. Seine surrealistisch-phantastischen Anfänge, die inspirativ von seinen religiösen Interessen und den großen Themen der Kunstgeschichte begleitet werden, beschreibt Ernst Fuchs selbst: „Im Winter 1945/46 bemerkte ich zum ersten Mal, wie ein medial-zwanghafter Schaffensdrang von mir Besitz ergriff. Meine Hand schuf, in Trance geführt, mir Unerklärliches. Wie unter einem Zwang stehend, brachte ich in wenigen Tagen eine große Anzahl zarter, linearer Zeichnungen hervor. Durch diese Zeichnungen entfernte ich mich rasch von meinen ersten Vorbildern und tauchte ein in die mir noch unbekannten Gründe meiner Fantasie.“ Die Komposition des „Heiligen Johannes“ staffelt verschiedene Visionen und Blickrichtungen, Bildräume und Symbole. In „Psalm 69“ (1949-1960) stellt eine ähnlich dichte Komposition den Klagepsalm um die Entweihung des Tempels und die Zerstörung Jerusalems dar, stellvertretend für das Trauma der Kriegsgeschehnisse. In der Winterkirche der Stadtpfarrkirche St. Aegid in Klagenfurt schuf Ernst Fuchs zwischen 1990 und 2000 einen Freskenzyklus zum Thema der Johannes-Apokalypse. (Claudia Lehner-Jobst)
Ernst Fuchs * (Wien 1930-2015 Wien) Der Heilige Johannes auf Patmos, 1948 Öl auf Hartfaserplatte; Originalrahmen; 77 × 60 cm Provenienz Privatbesitz, Wien Literatur Prof. Ernst Fuchs (Hg.), Ernst Fuchs Ausstellungskatalog anlässlich der Ausstellung von Ernst Fuchs in der Staatlichen Tretjakow Galerie Moskau, 15. Mai bis 10. Juni und im Kunsthistorischen Museum Wien, Palais Harrach, 2. August bis 8. Oktober 2001, Monaco 2001, Abb. S. 72. Die frühe Arbeit von Ernst Fuchs entstand ein Jahr vor seiner Übersiedelung nach Paris. Unter dem Eindruck der Leiden des Zweiten Weltkrieges, deren Auswirkungen etwas später auch die jungen phantastischen Realisten beschäftigten, stellt Fuchs den „Heiligen Johannes auf Patmos“ in seinen Visionen der Apokalypse als ausgezehrten und körperlich in Auflösung begriffenen Lagerhäftling mit den delikaten Zügen des jungen Künstlers selbst dar, der den Untergang bereits aus eigener Erfahrung kennt: seine Visionen speisen sich aus der Erinnerung, eine Erwartung des Zukünftigen scheint nicht möglich, wären hier nicht die beiden Blumen, die schuldlos bunt aus der Mauer vor der kahlen, grauen Landschaft sprießen. Um die Mauer tosen Ströme von Wasser mit Toten, Bilderfluten und Symbolen. Stilistisch verbunden mit Werken wie der „Versuchung des Siegers“ (1949) ist auch der „Heilige Johannes auf Patmos“ von zarter Zeichnung und Transparenz des Farbauftrags geprägt. Im Gegensatz zum späteren Leuchten der Palette des Künstlers ist die Farbigkeit dem Zeitgefühl folgend still und von einem Schleier des unterbewusst Traumhaften gedämpft. Seine surrealistisch-phantastischen Anfänge, die inspirativ von seinen religiösen Interessen und den großen Themen der Kunstgeschichte begleitet werden, beschreibt Ernst Fuchs selbst: „Im Winter 1945/46 bemerkte ich zum ersten Mal, wie ein medial-zwanghafter Schaffensdrang von mir Besitz ergriff. Meine Hand schuf, in Trance geführt, mir Unerklärliches. Wie unter einem Zwang stehend, brachte ich in wenigen Tagen eine große Anzahl zarter, linearer Zeichnungen hervor. Durch diese Zeichnungen entfernte ich mich rasch von meinen ersten Vorbildern und tauchte ein in die mir noch unbekannten Gründe meiner Fantasie.“ Die Komposition des „Heiligen Johannes“ staffelt verschiedene Visionen und Blickrichtungen, Bildräume und Symbole. In „Psalm 69“ (1949-1960) stellt eine ähnlich dichte Komposition den Klagepsalm um die Entweihung des Tempels und die Zerstörung Jerusalems dar, stellvertretend für das Trauma der Kriegsgeschehnisse. In der Winterkirche der Stadtpfarrkirche St. Aegid in Klagenfurt schuf Ernst Fuchs zwischen 1990 und 2000 einen Freskenzyklus zum Thema der Johannes-Apokalypse. (Claudia Lehner-Jobst)
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