(Cento 1591–1666 Bologna) Der heilige Romuald, Öl auf Leinwand, 74 x 61 cm, gerahmt Provenienz: Sammlung Benaducci, Tolentino; im Erbgang an den jetzigen Besitzer Wir danken Nicholas Turner für die Bestätigung der Zuschreibung nach der Begutachtung im Original sowie für seine Unterstützung bei der Katalogisierung. Dieses bis dahin unbekannte Gemälde auf Leinwand ist eine scheinbar maßstabsgetreue Studie des Kopfes und der Schultern des Heiligen in Guercinos Altargemälde des Heiligen Romuald, das 1640/41 für die Benediktiner von Sant’Apollinare in Classe in Ravenna gemalt worden war und sich heute in der dortigen Pinacotaca Comunale befindet (L. Salerno, I dipinti del Guercino, Rom 1988, Nr. 193, mit Abb.; N. Turner, The painting of Guercino. A Revised and Expanded Catalogue raisonné, Rom 2017, Nr. 269, mit Abb.). Der heilige Romuald (ca. 951 – ca. 1025/7) stammte gebürtig aus Ravenna, wo er später in das Kloster von Sant’Apollinare eintrat und schließlich Abt wurde. Der flüssig gemalte Kopf entspricht in Bezug auf Haltung und Lichtführung der Figur auf dem Altargemälde; es gibt allerdings zwei wichtige Unterschiede: Erstens ruht die rechte Hand des Heiligen auf seiner Brust und fällt nicht seitlich herunter; zweitens ist das Gewand in der Studie weit geschnitten und bauscht sich nicht über seinem rechten Unterarm auf, während der Heilige auf dem Altarbild den bei öffentlichen Auftritten üblichen Mantel trägt. Die Farbe wurde dünn und sparsam aufgetragen, allerdings mit ungewöhnlichem Impasto in den hellsten Gemäldeteilen wie beispielsweise in der Hand. Die dunkle Grundierung dient gleichzeitig als Schattierung und als mittlerer Farbton, wie beispielsweise im Bart und in der linken Schulter des Heiligen, wo man nur vereinzelt einen Pinselstrich finden kann. Seit Beginn seiner Schaffenszeit als Maler erstellte Guercino Kopfstudien für die wichtigsten Figuren in seinen Gemälden. Diese wurden üblicherweise als Zeichnungen angefertigt, meistens mit Rötel oder in Feder und brauner Tinte. Eine solche Federzeichnung des heiligen Romuald befindet sich im British Museum in London und zeigt den Heiligen in einer Rechts- statt Linksdrehung (London 1991, App. Nr. 46, mit Abb.). Auch in einer heute verschollenen Rötelzeichnung des Heiligen knieend in Ganzfigur, die bei Gilhofer und Ranschburg, Wien (11.–12. Mai 1917, Lot 200, mit Abb.) versteigert wurde, ist die Figur nach rechts gewandt dargestellt. Der Kopf in der Zeichnung im British Museum ähnelt stark dem des Heiligen in der verschollenen Wiener Zeichnung. In dem Bild im British Museum und in der verschollenen Wiener Zeichnung ist die halbrunde Kontur der Mozzetta, die der Heilige um seine Schultern trägt, teilweise zu sehen. Von Guercino angefertigte Kopfskizzen in Öl wie die vorliegende sind eher selten. Nur ein paar wenige Ölskizzen aus der Anfangszeit seines Schaffens wurden identifiziert. Aus seinem Spätwerk ist als einziges Beispiel für eine solche Arbeit der Kopf des heiligen Jakobus d. Ä. bekannt, eine Skizze aus den Jahren 1650/51 in der Armstrong Browning Library, Baylor University, die lange als eine Kopie galt (Turner 2017, Nr. 394.I). Es handelt sich jedoch um eine Studie – mit leichten Abweichungen wie dem Winkel des Stabs über der linken Schulter – für den Heiligen Jakobus d. Ä. in einer Privatsammlung in Wien, welcher in voller Größe sitzend dargestellt ist (Salerno, Ibid., 1988, Nr. 279, mit Abb.; Turner 2017, Nr. 394.II, mit Abb.). Die Studie in der Baylor University ist weniger skizzenhaft als das vorliegende Bild, und es gibt weniger Unterschiede zum vollständig ausgeführten Gemälde.
(Cento 1591–1666 Bologna) Der heilige Romuald, Öl auf Leinwand, 74 x 61 cm, gerahmt Provenienz: Sammlung Benaducci, Tolentino; im Erbgang an den jetzigen Besitzer Wir danken Nicholas Turner für die Bestätigung der Zuschreibung nach der Begutachtung im Original sowie für seine Unterstützung bei der Katalogisierung. Dieses bis dahin unbekannte Gemälde auf Leinwand ist eine scheinbar maßstabsgetreue Studie des Kopfes und der Schultern des Heiligen in Guercinos Altargemälde des Heiligen Romuald, das 1640/41 für die Benediktiner von Sant’Apollinare in Classe in Ravenna gemalt worden war und sich heute in der dortigen Pinacotaca Comunale befindet (L. Salerno, I dipinti del Guercino, Rom 1988, Nr. 193, mit Abb.; N. Turner, The painting of Guercino. A Revised and Expanded Catalogue raisonné, Rom 2017, Nr. 269, mit Abb.). Der heilige Romuald (ca. 951 – ca. 1025/7) stammte gebürtig aus Ravenna, wo er später in das Kloster von Sant’Apollinare eintrat und schließlich Abt wurde. Der flüssig gemalte Kopf entspricht in Bezug auf Haltung und Lichtführung der Figur auf dem Altargemälde; es gibt allerdings zwei wichtige Unterschiede: Erstens ruht die rechte Hand des Heiligen auf seiner Brust und fällt nicht seitlich herunter; zweitens ist das Gewand in der Studie weit geschnitten und bauscht sich nicht über seinem rechten Unterarm auf, während der Heilige auf dem Altarbild den bei öffentlichen Auftritten üblichen Mantel trägt. Die Farbe wurde dünn und sparsam aufgetragen, allerdings mit ungewöhnlichem Impasto in den hellsten Gemäldeteilen wie beispielsweise in der Hand. Die dunkle Grundierung dient gleichzeitig als Schattierung und als mittlerer Farbton, wie beispielsweise im Bart und in der linken Schulter des Heiligen, wo man nur vereinzelt einen Pinselstrich finden kann. Seit Beginn seiner Schaffenszeit als Maler erstellte Guercino Kopfstudien für die wichtigsten Figuren in seinen Gemälden. Diese wurden üblicherweise als Zeichnungen angefertigt, meistens mit Rötel oder in Feder und brauner Tinte. Eine solche Federzeichnung des heiligen Romuald befindet sich im British Museum in London und zeigt den Heiligen in einer Rechts- statt Linksdrehung (London 1991, App. Nr. 46, mit Abb.). Auch in einer heute verschollenen Rötelzeichnung des Heiligen knieend in Ganzfigur, die bei Gilhofer und Ranschburg, Wien (11.–12. Mai 1917, Lot 200, mit Abb.) versteigert wurde, ist die Figur nach rechts gewandt dargestellt. Der Kopf in der Zeichnung im British Museum ähnelt stark dem des Heiligen in der verschollenen Wiener Zeichnung. In dem Bild im British Museum und in der verschollenen Wiener Zeichnung ist die halbrunde Kontur der Mozzetta, die der Heilige um seine Schultern trägt, teilweise zu sehen. Von Guercino angefertigte Kopfskizzen in Öl wie die vorliegende sind eher selten. Nur ein paar wenige Ölskizzen aus der Anfangszeit seines Schaffens wurden identifiziert. Aus seinem Spätwerk ist als einziges Beispiel für eine solche Arbeit der Kopf des heiligen Jakobus d. Ä. bekannt, eine Skizze aus den Jahren 1650/51 in der Armstrong Browning Library, Baylor University, die lange als eine Kopie galt (Turner 2017, Nr. 394.I). Es handelt sich jedoch um eine Studie – mit leichten Abweichungen wie dem Winkel des Stabs über der linken Schulter – für den Heiligen Jakobus d. Ä. in einer Privatsammlung in Wien, welcher in voller Größe sitzend dargestellt ist (Salerno, Ibid., 1988, Nr. 279, mit Abb.; Turner 2017, Nr. 394.II, mit Abb.). Die Studie in der Baylor University ist weniger skizzenhaft als das vorliegende Bild, und es gibt weniger Unterschiede zum vollständig ausgeführten Gemälde.
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