Auktionsarchiv: Los-Nr. 2019

Bürger, Gottfried August Brief 1791 an seine Frau

Schätzpreis
Zuschlagspreis:
n. a.
Auktionsarchiv: Los-Nr. 2019

Bürger, Gottfried August Brief 1791 an seine Frau

Schätzpreis
Zuschlagspreis:
n. a.
Beschreibung:

"Bürgers letztes Manuskript" Bürger, Gottfried August , Dichter und Übersetzer (1747-1794). Eigh. Abschrift eines eigenen Briefes m. U. "B.". 28 S. , eng beschrieben. 8vo. (Göttingen) 29.XI.1791. Eigenhändige Abschrift des berühmten, außerordentlich umfangreichen Briefes an seine Frau Elise, geb. Hahn (das "Schwabenmädchen"), die auch nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes (1. August 1791) sich nicht gewillt zeigte, das ordentlich-gesittete Leben zu führen, das der Dichter sich bei der Heirat vorgestellt hatte. Der Brief ist weniger eine in Briefen übliche improvisierte Anrede als eine gründlich durchdachte, sorgfältig durchkomponierte Abhandlung von großem Ausmaß. Mit vielen Argumenten und allen Mitteln der Rhetorik versucht Bürger hier, seine Ehe zu retten - vergeblich, wie man weiß. In der Einleitung faßt er sein bisheriges Bemühen zusammen: "Es hat, wie ich mit tiefem Kummer wahrnehme, auch nicht den mindesten Eindruck auf Dich gemacht, was ich Dir neulich an Deinem Geburtstage schriftlich zu verstehen gab. Ich klagte über Steine, die meinen Geist und mein Herz niederdrückten. Ich sprach von thränenvollen Gebeten zum Himmel, daß er Dich willig und thätig machen wolle, diese Steine von mir abzuwälzen. Ich wünschte mir eine ruhige Unterredung mit Dir, um zu unserm beyderseitigen Wohlseyn mein Herz ganz ausschütten zu können ...". Er beginnt dann, systematisch und in ausführlichen Schilderungen seine Vorwürfe gegen sie auszubreiten und ihren Lebensstil und ihren Umgang mit Mann und Kind anzuklagen. "... Wisse denn, daß Dein Lebenswandel ein Gegenstand der allgemeinen Mißbilligung des ganzen hiesigen Publicums ist, und zwar nicht bloß des Widriggesinnten, sondern auch, ja noch mehr desjenigen, welches uns gewiß nicht übel will ... Laß uns 1) Dich als Hausfrau betrachten, laß uns Deinen täglichen Lebenslauf untersuchen und sehen, ob Du etwas, und wie viel Du thust, was wahre Achtung und mithin auch Liebe verdient. Des Morgens stehst Du selten vor 9 öfters kaum erst um 10 Uhr aus dem Bette auf. Was geschieht hernach in den wenigen Stunden bis zur Tischzeit? Du nimmst das Frühstück, ziehst Dich an und - treibst Frivolitäten. Denn sage: Ob ein großer Theil Deiner Correspondenz, die Dir so viel Zeit wegnimmt, etwas andres als Frivolität ist? - Hernach setzest Du Dich an den Tisch, und nimmst eine Mahlzeit ein, an deren Zubereitung Du nicht den mindesten weitern Antheil genommen, als daß Du das Geld dazu ausgezahlt hast, das ich, oder andere gefällige Narren Dir gegeben haben, die sich für vieles Geld einen sehr kärglichen Tisch gefallen lassen. Was kannst Du Dich rühmen nach Tische bis um 5 Uhr nützliches zu thun? Was außer Deinen Lappalien Briefen an Hans und Kunz und Greten, oder was außer der Zubereitung Deines Putzes, worin Du Visiten empfangen und geben, worin Du in Concerten, Assembleen und Pickenicken glänzen willst? ..." (etc.). Geht dann noch ausführlich auf ihren Umgang mit Geld und Dienstpersonal ein, bevor er sich in kalkulierter Steigerung Elisens Rolle als Mutter und schließlich ihrem Verhalten als Gattin zuwendet. Von dieser großen Anklageschrift (die auch immer wieder Bemühungen um Verständnis und Angebote zur Versöhnung erkennen läßt), hat Bürger, wie er am Schluß selbst angibt, mindestens eine Abschrift angefertigt: "Ich füge nur noch dieß hinzu, daß ich von diesem Briefe Abschrift behalte, um mich, wann und wo es nur immer nöthig seyn kann, zu legitimiren, daß ich es an mir nicht habe fehlen lassen, Dich auf einen bessern Weg zu führen ...". Er scheint aber noch eine zweite Abschrift gefertigt zu haben, die Adolf Strodtmann ( "Briefe von und an Gottfried August Bürger" , Band IV, Berlin 1874, S. 152-167) für seinen Abdruck benutzt, indem er sie als Beilage zu einem gleichfalls überaus umfangreichen, vielteiligen Schreiben Bürgers an seine Schwiegermutter (3.-12. Februar 1792) zitiert und dabei erwähnt, daß der vorliegende Brief "1847 unter dem Titel 'G. A. Bürger's letztes Manuskript

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"Bürgers letztes Manuskript" Bürger, Gottfried August , Dichter und Übersetzer (1747-1794). Eigh. Abschrift eines eigenen Briefes m. U. "B.". 28 S. , eng beschrieben. 8vo. (Göttingen) 29.XI.1791. Eigenhändige Abschrift des berühmten, außerordentlich umfangreichen Briefes an seine Frau Elise, geb. Hahn (das "Schwabenmädchen"), die auch nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes (1. August 1791) sich nicht gewillt zeigte, das ordentlich-gesittete Leben zu führen, das der Dichter sich bei der Heirat vorgestellt hatte. Der Brief ist weniger eine in Briefen übliche improvisierte Anrede als eine gründlich durchdachte, sorgfältig durchkomponierte Abhandlung von großem Ausmaß. Mit vielen Argumenten und allen Mitteln der Rhetorik versucht Bürger hier, seine Ehe zu retten - vergeblich, wie man weiß. In der Einleitung faßt er sein bisheriges Bemühen zusammen: "Es hat, wie ich mit tiefem Kummer wahrnehme, auch nicht den mindesten Eindruck auf Dich gemacht, was ich Dir neulich an Deinem Geburtstage schriftlich zu verstehen gab. Ich klagte über Steine, die meinen Geist und mein Herz niederdrückten. Ich sprach von thränenvollen Gebeten zum Himmel, daß er Dich willig und thätig machen wolle, diese Steine von mir abzuwälzen. Ich wünschte mir eine ruhige Unterredung mit Dir, um zu unserm beyderseitigen Wohlseyn mein Herz ganz ausschütten zu können ...". Er beginnt dann, systematisch und in ausführlichen Schilderungen seine Vorwürfe gegen sie auszubreiten und ihren Lebensstil und ihren Umgang mit Mann und Kind anzuklagen. "... Wisse denn, daß Dein Lebenswandel ein Gegenstand der allgemeinen Mißbilligung des ganzen hiesigen Publicums ist, und zwar nicht bloß des Widriggesinnten, sondern auch, ja noch mehr desjenigen, welches uns gewiß nicht übel will ... Laß uns 1) Dich als Hausfrau betrachten, laß uns Deinen täglichen Lebenslauf untersuchen und sehen, ob Du etwas, und wie viel Du thust, was wahre Achtung und mithin auch Liebe verdient. Des Morgens stehst Du selten vor 9 öfters kaum erst um 10 Uhr aus dem Bette auf. Was geschieht hernach in den wenigen Stunden bis zur Tischzeit? Du nimmst das Frühstück, ziehst Dich an und - treibst Frivolitäten. Denn sage: Ob ein großer Theil Deiner Correspondenz, die Dir so viel Zeit wegnimmt, etwas andres als Frivolität ist? - Hernach setzest Du Dich an den Tisch, und nimmst eine Mahlzeit ein, an deren Zubereitung Du nicht den mindesten weitern Antheil genommen, als daß Du das Geld dazu ausgezahlt hast, das ich, oder andere gefällige Narren Dir gegeben haben, die sich für vieles Geld einen sehr kärglichen Tisch gefallen lassen. Was kannst Du Dich rühmen nach Tische bis um 5 Uhr nützliches zu thun? Was außer Deinen Lappalien Briefen an Hans und Kunz und Greten, oder was außer der Zubereitung Deines Putzes, worin Du Visiten empfangen und geben, worin Du in Concerten, Assembleen und Pickenicken glänzen willst? ..." (etc.). Geht dann noch ausführlich auf ihren Umgang mit Geld und Dienstpersonal ein, bevor er sich in kalkulierter Steigerung Elisens Rolle als Mutter und schließlich ihrem Verhalten als Gattin zuwendet. Von dieser großen Anklageschrift (die auch immer wieder Bemühungen um Verständnis und Angebote zur Versöhnung erkennen läßt), hat Bürger, wie er am Schluß selbst angibt, mindestens eine Abschrift angefertigt: "Ich füge nur noch dieß hinzu, daß ich von diesem Briefe Abschrift behalte, um mich, wann und wo es nur immer nöthig seyn kann, zu legitimiren, daß ich es an mir nicht habe fehlen lassen, Dich auf einen bessern Weg zu führen ...". Er scheint aber noch eine zweite Abschrift gefertigt zu haben, die Adolf Strodtmann ( "Briefe von und an Gottfried August Bürger" , Band IV, Berlin 1874, S. 152-167) für seinen Abdruck benutzt, indem er sie als Beilage zu einem gleichfalls überaus umfangreichen, vielteiligen Schreiben Bürgers an seine Schwiegermutter (3.-12. Februar 1792) zitiert und dabei erwähnt, daß der vorliegende Brief "1847 unter dem Titel 'G. A. Bürger's letztes Manuskript

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