Beschreibung:

(Bologna 1675–1749 Rom) Die Trunkenheit des Noah, Öl auf Leinwand, 49,5 x 66 cm, gerahmt Provenienz: Sammlung des Prinzen René von Bourbon-Parma (1894–1962), Dänemark (lt. rückseitigem Klebezettel); Auktion, Sotheby’s, New York, 26. Januar 2012, Lot 150 (als Bologneser Schule, 17. Jahrhundert); dort erworben durch den jetzigen Besitzer Wir danken Francesco Petrucci der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Digitalfotografie bestätigt hat. Das vorliegende Gemälde ist ein Pendant zu Lot 405, das im Dorotheum in Wien am 30. April 2019 versteigert wurde. Noah ist hier schlafend hingestreckt porträtiert. Selbstvergessen liegt er vom Alkohol berauscht da. An seiner Schulter zeigt Ham spottend auf ihn. Seine Brüder Sem und Jafet eilen herbei, um den alternden Noah mit einem Umhang zu bedecken. Während Noahs Körper mit eindrucksvollem Naturalismus wiedergegeben ist, sein in das von links einfallende Licht getauchter Torso weich modelliert, sind seine im Schatten befindlichen Söhne mit schnellen und formlosen Pinselstrichen vergleichsweise skizzenhaft dargestellt. Das sich über den Körper Noahs verteilende Licht trägt zur skulpturalen Wiedergabe des Aktes bei. Noah ist als kräftiger, muskulöser Mann dargestellt, der Milani Gelegenheit gibt, seine Kenntnisse der menschlichen Anatomie auszuspielen. Tatsächlich wird das Schaffen Aureliano Milanis durch den männlichen Akt und sehnige, muskulöse Körperlichkeit bestimmt und von einem manieristischen Unterton geprägt, der für die Bologneser Maltradition so typisch ist. Die von Noah eingenommene Haltung erinnert beispielsweise an das Vorbild Michelangelo, insbesondere an die skulpturierte Figur der Nacht für das Grabmal des Giuliano de’ Medici in der Neuen Sakristei von San Lorenzo, Florenz. Die Windung von Noahs Oberkörper lehnt sich entfernt auch an klassische Prototypen wie den Torso del Belvedere in den Vatikanischen Museen an. Aureliano Milani war zwischen Rom und seiner Geburtsstadt Bologna tätig. Nach einer ersten Ausbildung bei seinem Onkel lernte er bei Lorenzo Pasinelli und trat dann in die Werkstatt Cesare Gennaris ein. Als er sich in den 1720er-Jahren in Rom aufhielt, besann er sich auf die Kunst der Carracci zurück und fand Anerkennung als einer der führenden Maler der Bologneser Schule. Er erhielt wichtige Aufträge, von denen der prestigeträchtigste 1733 die Freskendekoration der Galleria degli Specchi des Palazzo Doria Pamphilij war.