Beschreibung:

Die seltene Druckvariante mit rot-schwarzem Titel Biblia latina. Mit Glosse des Walafridus Strabo und Postilla des Nicolaus de Lyra. Teile der Bände I-III (von 4) in 3 Bänden. 248 (statt 250); 234; 346 nn. Bl. 2 Spalten, Text von Kommentar umgeben. 61 bzw. 83 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 28,5 x 19,1 cm. Format: ca. 36 x 24 cm. Mit Titel in Rot und Schwarz, Titelholzschnitt und 40 (bis zu halbseitigen, meist kleineren) Textholzschnitten, großer blauer 16zeiliger Initiale "H" mit reichem roten Federwerk über dem linken Bugsteg, Hunderten von roten und blauen Lombarden und durchgehender Rubrizierung sowie einer Initiale und 2 Bordüren in kolorierter Federzeichnung des 19. Jahrhunderts. Blind- und goldgeprägte Kalbslederbände d. Z. (stark restauriert, Band I neu aufgebunden, Vorsätze neu, Gelenke, Kapitale und Fehlstellen mit ersetzt und teils erneuert) mit reicher meist moderner Gold- und Blindprägung im (Pseudo-)Stil der Zeit, mit zus. 16 modernen, auf alt getrimmten Metallbuckeln und 8 punzierten metallenen Eckbeschlägen sowie zus. 10 kuriosen Schmuckapplikationen, teils als runde Buckelschilder mit goldgeprägtem Lederbezug (Durchmesser 5 cm) und gehämmerten künstlich oxidierten Messingschildchen (Durchmesser 8 cm) mit Halbedelstein- und Glasperlenbesatz (geschliffene Pseudo-Rubine und -Türkise sowie -Achate), alt ornamentierter bzw. gefärbter Schnitt. Venedig, Paganinus de Paganinis, 18. IV. 1495. Hain-Copinger 3174. Copinger 1035. GW 4283. Goff B-608. Proctor 5170. Pellechet 2353. Bodleian B-315. Collijn 210. Ferraglio 9. Finger 202. Gspan-Badalić 115. Hubay 76. Mendes 227-231. Oates 2028. 2029. Ohly-Sack 548. Rhodes 360. Sack 657. Sander 994. Walsh 2359. BMC V, 458. BSB-Ink B-473. ÖNB-Ink B-389. CBB 683. CIH 661. IBE 1050. IBP 1039. IBPort 331. IGI 1691. ISTC ib00608000. Nicht in der Bibliothèque Nationale (CIBN) und kein Exemplar in der Berliner Staatsbibliothek. – Teile der seltenen, mit Holzschnitten ausgestatteten Paganinus-Bibel von 1495, die außergewöhnlich reich kommentiert ist: Mit Glosse des Walafridus Strabo und anderen, ferner Interlinearglosse des Anselmus Laudunensis und mit Postilla des Nicolaus de Lyra sowie der Expositio des Guillelmus Brito "In omnes prologos S. Hieronymi". Enthalten ist auch "Contra perfidiam Iudaeorum" des Nicolaus de Lyra. Herausgeben von Bernardinus Gadolus, Eusebius Hispanus und Secundus Contarenus. "Nach einer erhaltenen Urkunde (Fulin 8) beantragte Paganinus am 20. September 1492 beim Rat von Venedig ein Privileg in der durch Präzedenzfälle begründeten Befürchtung, dass ein Konsortium von Druckern ihm in der Herausgabe des für einen Einzelnen langwierigen Druckes zuvorkommen könne. Das Privileg soll bestimmen, dass für die Zeit von 10 Jahren bei Strafe der Beschlagnahme und einer Geldbusse von 1000 Golddukaten niemand im venetianischen Hoheitsgebiet dieses Werk nachdrucken bezw. ausserhalb gedruckte Exemplare vertreiben dürfe. Gleichzeitig erbietet sich Paganinus, den Preis für das gesamte Werk auf 'äusserst niedrige' Summe von 6 Golddukaten festzusetzen. Am Schluss des Dokuments bescheinigen die drei von Paganinus beschäftigten Magistri theologiae Bernardinus Gadolus, Eusebius Hispanus und Secundus Contarenus, dass sie bereits mit der Vorbereitung der Drucklegung beschäftigt sind" (GW IV, 137). Der hübsche Titelholzschnitt zeigt den heiligen Petrus mit zwei großen Schlüsseln und Buch sowie dem rot gedruckten Rechtfertigungsmotto des römischen Papsttumes nach Matthäus 16, 18 "Tu es Petrus". Interessante Druckvariante: Bei den über den GW nachweisbaren Digitalisat-Exemplaren ist außer bei dem Wiener Exemplar der Titel des vorliegenden Druckes nicht durchgehend in Schwarz, sondern in Rot und Schwarz gedruckt (Buchstabe "L" für "LIber uite.", "Tu es Petrus" sowie der gesamte Titel "Biblia cum glosis ordinarijs: et interlinearibus: excerptis ex omnibus ferme Ecclesie sancte doctoribus simulque cum expositione Nicolai de lyra: et cum concordantijs in margine" (vgl. die Anmerkung GW IV, 137, wo auf Exemplare in Freiburg, New York, Tübingen und Stuttgart hingewiesen wird). Vorhanden sind hier in Band I: 14 nn. Bl. (Vorstücke, Prolog, Glossa), Fol. 2-235 (Genesis-Deuteronomium) a-ff8 (ohne c1 und ff6) Band II: Fol. 237-470 (Prolog, Josua bis Esther) gg8-kkk8; Band III: Fol. 667-1012 (Jesaja bis Hesekiel) Z-TTT10. Alle mit Foliierungsfehlern. Zur Illumination: Band I. 17 Holzschnitte (bis 17 x 15 cm). 4iiiverso mit kleiner Miniatur eines Franziskanermönchs (anstelle einer fehlenden Initiale "F"), wohl des 19. Jahrhunderts. Eine 16zeilige Initiale mit Federwerk, 10 bis 9zeilige Initialen mit Federwerk in Rot, Blau und Violett. Band II: Farbige Rahmenbordüre auf Sepiazeichnung um das erste Blatt (gg1) mit Grotesken, Putten, einem Medaillonbild eines Knaben, einem Türken in der Initiale etc. Sehr fein gemalt, wohl enstanden im 19. Jahrhundert (teils mit größeren Randläsuren, Ausbrüchen und Fehlstellen in der Darstellung). Lombarden in Rot und Blau teils mit Federwerk und Binnenverzierung. Band III: Zweites Blatt (Z2) mit breiter farbiger Rahmenbordüre auf Sepiazeichnung mit Grotesken und einem Medaillon (Pan mit Geißbock) im Stil der Renaissance (wohl ebenfalls 19. Jahrhundert). Lombarden in Rot und Blau teils mit Federwerk und Binnenverzierung. – Es fehlt: Band I das erste Blatt der Genesis (c1), vermutlich mit größerer Illumination (im Kommentar-Spatium) und das letzte Blatt Deuteronomium (weiß? ff6). Titel (und erste Blätter) mit Randansetzungen, Besitzvermerken "E Bibliotheca" (Rest radiert), 2 unkenntlich gemachten Stempeln (auch am Schluss ein nicht mehr lesbarer älterer Stempel), Titelblatt und zahlreiche Textblätter mit geflickten Löchern und Ein- wie Ausrissen, teils stärker fleckig und gebräunt, in Band I, Fol. 217-230 (eeiii-vi) mit neuerem großen Riss im Papier, zwei größere Braunflecken durch mehrere Blätter. Der zweite Band mit Fehlstellen im Titel (Bordüreverlust), obere rechte Ecke durch den Block mit Braunschaden (teils unschön angesetzt), wenige Wurmlöcher (geringer Buchstabenverlust), allenthalben etwas unfrisch und mit Flecken, oberer Rand durchgehend wasserspurig, letzten beiden Blätter mit geflickten Löchern und Randansetzungen, (Textverlust), teils stärker fleckig. Der dritte Band mit einigen Papierläsuren (wenigen Einrissen), aber nur in den letzten beiden Blättern mit Ausrissen im Text und Randansetzungen, teils etwas fleckig und mit Gebrauchsspuren, im Block aber meist sauber und insgesamt recht gut erhalten. Vorsätze neu, teils neu gebunden. Sehr phantasievolle Einbandrestaurierung und -überarbeitung, die dem Geiste des Mittelalterbegeisterung und der Ästhetik von Peter Jacksons Tolkien-Hexalogie nahe kommt.