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Auction archive: Lot number 2187

Bethmann-Hollweg, Theobald von 2 Briefe + Beigabe

Autographen
18 Apr 2018
Estimate
€600
ca. US$742
Price realised:
n. a.
Auction archive: Lot number 2187

Bethmann-Hollweg, Theobald von 2 Briefe + Beigabe

Autographen
18 Apr 2018
Estimate
€600
ca. US$742
Price realised:
n. a.
Beschreibung:

Über die Rivalität Hindenburg-Falkenhayn Bethmann-Hollweg, Theobald von, dt. Reichskanzler, vorher preuß. Innenminister (1856-1921). 2 eigh. Briefe m. U. "Bethmann Hollweg". Zus. 5 S. Gr. 4to. Hohenfinow 11.VII.1911 bzw. Berlin 22.VIII.1915. Der erste Brief (mit Briefkopf "Der Reichskanzler") eigenhändig an den Diplomaten Alfred von Kiderlen-Wächter (1852-1912), zu dieser Zeit Chef des Auswärtigen Amtes. "... Der Beginn Ihres Gesprächs mit Cambon war ja großartig und hat die Herrn in das richtige Geleise gebracht. Lindequist muß aber jetzt ordentliche Vorschläge machen, zumal sich unsere Politiker, wie die Anlage zeigt, immer mehr auf Marokko selbst festbeißen. Wenn Sie sich mit ihm in Klaren sind, würde ich gern mündlich informirt werden. Lindequist mag dann herauskommen, und wenn Sie ihn begleiten wollen, um so besser. Das Telegramm an S. M. [Seine Majestät] ist gestern abgegangen, nachdem ich einen Stoßseufzer über das Wetter zugefügt habe ...". - Deutschlands Ambitionen auf Marokko unter Kiderlens diplomatischer Führung scheiterten noch in diesem Jahr mit der zweiten Marokko-Krise. Der zweite, sehr umfangreiche und wichtige Brief ebenfalls eigenhändig an Bethmann-Hollwegs engsten Mitarbeiter Rudolf von Valentini (1855-1925), Chef des Geh. Zivilkabinetts Kaiser Wilhelms II. Im Zeichen der ausbleibenden Erfolge im Kriegsgeschehen bedankt er sich zunächst für die Zustimmung zu einer Rede und geht dann ausführlich auf die Kontroverse um die Generäle Falkenhayn und Hindenburg ein, die schließlich zur Entlassung Falkenhayns als Generalstabschef führte. "... Meine Rede findet im Inland ungeteilten Beifall. Bei der konservativen und nationallibralen Partei mit etwas sauersüßen Mienen. Sie hat ihnen das Konzept verdorben. Für das Volk, das doch sehr friedenssehnsüchtig wird, war es wohl nötig, wieder einmal an das sittlich Gefühl zu appellieren ... Die Ovation, die mir am Abend ganz spontan gebracht wurde, war in ihrer Wärme und Volkstümlichkeit ergreifend. Der Reichstag hat sich bisher famos benommen ... Erschreckt bin ich darüber, wie sich im ganzen Volk die Vorstellung eingefressen hat, daß Hindenburg sich propter invidiam in Ungnade befindet und mehr und mehr depossedirt werden soll. Auch in Süddeutschland ist man darüber sehr erregt. In den Wandelgängen des Reichstags ist diese leidige Sache Hauptgesprächsstoff. Falkenhayns Verdienste werden zwar mehr und mehr anerkannt. Vertrauen aber genießt er nirgends, Ypern wird er nie mehr los, und daß [er] gegen Hindenburg auch seine militärischen Entschlüsse diktirte, kann man den Menschen nicht ausreden. Man will wieder den Oberbefehlshaber Ost haben. Daß es jetzt in den Tagesberichten nur noch heißt 'Heeresgruppe Hindenburg', hat große Erregung hervorgerufen ... Aber gegen gewisse Volksstimmungen ist eben nicht aufzukommen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Viel wäre geholfen, wenn gewisse Ungeschicklichkeiten vermieden würden, so die des 36 Stunden unbeantwortet gebliebenen Telegramms des Feldmarschalls, das den Fall Warschaus meldete ... Die Umgebung des Feldmarschalls trägt leider alle Verstimmungen sofort nach Außen, läßt es auch bei Demonstrationen gegen Anordnungen Falkenhayns häufig an den gebotenen Formen fehlen ... Die Photographie des Kaisers mit Hindenburg war leider ein Schlag ins Wasser. Man moquirt sich darüber. Schon kursirt das Wort: Dem jungen Kaiser hat man schließlich die Entlassung Bismarcks verziehen, aber zweifellos würde man Hindenburgs Entlassung nicht aushalten. Daß Hindenburg die jetzigen großen Operationen anders machen wollte als Falkenhayn weiß alle Welt, und nimmt natürlich sofort für Hindenburg Partei. An die Schwäche unserer Truppe im Westen werden bittere Bemerkungen geknüpft. Die Regelung der Gouverneursfrage in Warschau gewinnt dadurch hohe politische Bedeutung. Ich habe heute Treutler darüber telegraphiert. - Auf welchem Wege könnte S. M. über die Situation im Ganzen aufgeklärt werden, ohne daß er den Ton von Vorwürfen heraushört

Auction archive: Lot number 2187
Auction:
Datum:
18 Apr 2018
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
Beschreibung:

Über die Rivalität Hindenburg-Falkenhayn Bethmann-Hollweg, Theobald von, dt. Reichskanzler, vorher preuß. Innenminister (1856-1921). 2 eigh. Briefe m. U. "Bethmann Hollweg". Zus. 5 S. Gr. 4to. Hohenfinow 11.VII.1911 bzw. Berlin 22.VIII.1915. Der erste Brief (mit Briefkopf "Der Reichskanzler") eigenhändig an den Diplomaten Alfred von Kiderlen-Wächter (1852-1912), zu dieser Zeit Chef des Auswärtigen Amtes. "... Der Beginn Ihres Gesprächs mit Cambon war ja großartig und hat die Herrn in das richtige Geleise gebracht. Lindequist muß aber jetzt ordentliche Vorschläge machen, zumal sich unsere Politiker, wie die Anlage zeigt, immer mehr auf Marokko selbst festbeißen. Wenn Sie sich mit ihm in Klaren sind, würde ich gern mündlich informirt werden. Lindequist mag dann herauskommen, und wenn Sie ihn begleiten wollen, um so besser. Das Telegramm an S. M. [Seine Majestät] ist gestern abgegangen, nachdem ich einen Stoßseufzer über das Wetter zugefügt habe ...". - Deutschlands Ambitionen auf Marokko unter Kiderlens diplomatischer Führung scheiterten noch in diesem Jahr mit der zweiten Marokko-Krise. Der zweite, sehr umfangreiche und wichtige Brief ebenfalls eigenhändig an Bethmann-Hollwegs engsten Mitarbeiter Rudolf von Valentini (1855-1925), Chef des Geh. Zivilkabinetts Kaiser Wilhelms II. Im Zeichen der ausbleibenden Erfolge im Kriegsgeschehen bedankt er sich zunächst für die Zustimmung zu einer Rede und geht dann ausführlich auf die Kontroverse um die Generäle Falkenhayn und Hindenburg ein, die schließlich zur Entlassung Falkenhayns als Generalstabschef führte. "... Meine Rede findet im Inland ungeteilten Beifall. Bei der konservativen und nationallibralen Partei mit etwas sauersüßen Mienen. Sie hat ihnen das Konzept verdorben. Für das Volk, das doch sehr friedenssehnsüchtig wird, war es wohl nötig, wieder einmal an das sittlich Gefühl zu appellieren ... Die Ovation, die mir am Abend ganz spontan gebracht wurde, war in ihrer Wärme und Volkstümlichkeit ergreifend. Der Reichstag hat sich bisher famos benommen ... Erschreckt bin ich darüber, wie sich im ganzen Volk die Vorstellung eingefressen hat, daß Hindenburg sich propter invidiam in Ungnade befindet und mehr und mehr depossedirt werden soll. Auch in Süddeutschland ist man darüber sehr erregt. In den Wandelgängen des Reichstags ist diese leidige Sache Hauptgesprächsstoff. Falkenhayns Verdienste werden zwar mehr und mehr anerkannt. Vertrauen aber genießt er nirgends, Ypern wird er nie mehr los, und daß [er] gegen Hindenburg auch seine militärischen Entschlüsse diktirte, kann man den Menschen nicht ausreden. Man will wieder den Oberbefehlshaber Ost haben. Daß es jetzt in den Tagesberichten nur noch heißt 'Heeresgruppe Hindenburg', hat große Erregung hervorgerufen ... Aber gegen gewisse Volksstimmungen ist eben nicht aufzukommen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Viel wäre geholfen, wenn gewisse Ungeschicklichkeiten vermieden würden, so die des 36 Stunden unbeantwortet gebliebenen Telegramms des Feldmarschalls, das den Fall Warschaus meldete ... Die Umgebung des Feldmarschalls trägt leider alle Verstimmungen sofort nach Außen, läßt es auch bei Demonstrationen gegen Anordnungen Falkenhayns häufig an den gebotenen Formen fehlen ... Die Photographie des Kaisers mit Hindenburg war leider ein Schlag ins Wasser. Man moquirt sich darüber. Schon kursirt das Wort: Dem jungen Kaiser hat man schließlich die Entlassung Bismarcks verziehen, aber zweifellos würde man Hindenburgs Entlassung nicht aushalten. Daß Hindenburg die jetzigen großen Operationen anders machen wollte als Falkenhayn weiß alle Welt, und nimmt natürlich sofort für Hindenburg Partei. An die Schwäche unserer Truppe im Westen werden bittere Bemerkungen geknüpft. Die Regelung der Gouverneursfrage in Warschau gewinnt dadurch hohe politische Bedeutung. Ich habe heute Treutler darüber telegraphiert. - Auf welchem Wege könnte S. M. über die Situation im Ganzen aufgeklärt werden, ohne daß er den Ton von Vorwürfen heraushört

Auction archive: Lot number 2187
Auction:
Datum:
18 Apr 2018
Auction house:
Galerie Bassenge
Erdener Str. 5a
14193 Berlin
Germany
info@bassenge.com
+49 30 89380290
+49 30 8918025
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