Bedeutende Renaissance-Platte Majolika, ockerfarbener Scherben, weiß glasiert, polychrom bemalt. Große gemuldete Tellerform auf Standring. Im Spiegel ein weibliches Profilbildnis mit helmartigem Kopfschmuck unter einer Banderole bezeichnet "MARFISA B." Das Gesicht mit blauen Konturen, zartem ockerfarbenem Inkarnat und blauen Haarsträhnen, feine Akzente durch Weißhöhungen. Um die Fahne ein Lorbeerkranz mit Früchten. Gebrochen und restauriert, mit kleinen Ergänzungen, wohl zwischen 1905 und 1939. D 34 cm. Siena oder Urbino, um 1520 - 30. Provenienz Sammlung Somzée, Brüssel Sammlung Bourgeois, Köln (nicht im Katalog Lempertz 1904) Sammlung von Pannwitz, versteigert Galerie Helbing, München, am 24. und 25. Oktober 1905, Lot 257. Vermutlich danach Sammlung Alfred Pringsheim, versteigert Sotheby´s London, 7. und 8. Juni 1939, Lot 94 und dann laut Ergebnisliste danach im Besitz eines Herrn Backer In den 1970er Jahren versteigert in London, von den Erben des damaligen Ersteigeres hier eingeliefert. Ausstellungen Kunstausstellung Düsseldorf 1902 Literatur Das Exemplar aus der Majolikasammlung Alfred Pringsheim (v. Falke, Reprint 1994, 2. Bd., Nr. 231, Taf. CXIX) katalogisiert als "Toskana, vielleicht Siena, um 1530". In der Sammlung des Berliner Kunstgewerbemuseums eine Schüssel mit vergleichbarem Motiv, von Tjark Hausmann Nicolò da Urbino zugeschrieben (Hausmann, Majolika, Berlin 1972, Nr. 175). Hausmann listet auch ein umkränztes Exemplar aus dem Museo Civico in Pesaro, bezeichnet "FAUSTINA" und datiert 1522 (ibd. S. 239 f.). Höchstwahrscheinlich war der bekannteste Vorbesitzer der Platte Alfred Pringsheim. Die im Katalog der Sammlung Pringsheim abgebildete Platte ist nicht ganz identisch mit dem hier gezeigten Exemplar. Wir vermuten, dass die Unterschiede auf eine geöffnete / veränderte Restaurierung zurückzuführen sind. Alfred Pringsheim (Ohlau 1850 - 1941 Zürich) war Mathematikprofessor mit Lehrstuhl an der Ludwig-Maximilians-Universität und seit 1898 Mitglied der Bayrischen Akademie der Wissenschaften. Er stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie und konnte eine bedeutende Kunstsammlung mit dem Schwerpunkt italienische Majolika und Silber aufbauen. Seine Kenntnisse auf diesem Gebiet waren so umfassend, dass er Mitglied der Ankaufskommission des Bayerischen Nationalmuseums wurde. Er führte ein großbürgerliches Leben, residierte herrschaftlich an der Arcisstr. 12 (heute Katharina von Bora Str. 10), wo sich die Münchner Gesellschaft regelmäßig einfand. Seine Tochter Katharina Hedwig war 1901 die erste weibliche Abiturientin in München und heiratete 1905 den damals schon bekannten jungen Schriftsteller Thomas Mann. 1922 wurde Alfred Pringsheim emeritiert. Zur selben Zeit trafen ihn die Folgen der Inflation und Wirtschaftskrise, so dass er Teile seiner Sammlung verkaufen musste, um zu überleben. Er prägte das Bonmot "Ich lebe von der Wand in den Mund". Obwohl er sich selber als deutscher Patriot sah und als konfessionslos bezeichnete, wurde ihm seine jüdische Herkunft in den darauffolgenden Jahren zum Verhängnis. 1933 wurde sein Haus von der NSDAP zwangsversteigert; er zog in die Widenmayerstr. 35. Die Kunstsammlung wurde auf Betreiben der Nazis 1939 bei Sothebys in London versteigert, mit dem Erlös musste er die Reichsfluchtsteuer bezahlen. Die berühmte, ehemals 435 Teile umfassende Majolikasammlung wurde in alle Winde zerstreut. Die Objekte fanden ein neues Zuhause, auch in bekannten Museumssammlungen wie der des Louvre und des British Museum, in Deutschland z.B. im Badischen Landesmuseum Karlsruhe. Alleine 49 Stücke wurden als Teil der Lehman-Collection in die Sammlung The Metropolitan Museum New York integriert. Das Jüdische Museum München erinnerte mit der Ausstellung „Nichts als Kultur - die Pringsheims“ 2007 an einen der bedeutendsten deutschen Sammler und Mäzene.
Bedeutende Renaissance-Platte Majolika, ockerfarbener Scherben, weiß glasiert, polychrom bemalt. Große gemuldete Tellerform auf Standring. Im Spiegel ein weibliches Profilbildnis mit helmartigem Kopfschmuck unter einer Banderole bezeichnet "MARFISA B." Das Gesicht mit blauen Konturen, zartem ockerfarbenem Inkarnat und blauen Haarsträhnen, feine Akzente durch Weißhöhungen. Um die Fahne ein Lorbeerkranz mit Früchten. Gebrochen und restauriert, mit kleinen Ergänzungen, wohl zwischen 1905 und 1939. D 34 cm. Siena oder Urbino, um 1520 - 30. Provenienz Sammlung Somzée, Brüssel Sammlung Bourgeois, Köln (nicht im Katalog Lempertz 1904) Sammlung von Pannwitz, versteigert Galerie Helbing, München, am 24. und 25. Oktober 1905, Lot 257. Vermutlich danach Sammlung Alfred Pringsheim, versteigert Sotheby´s London, 7. und 8. Juni 1939, Lot 94 und dann laut Ergebnisliste danach im Besitz eines Herrn Backer In den 1970er Jahren versteigert in London, von den Erben des damaligen Ersteigeres hier eingeliefert. Ausstellungen Kunstausstellung Düsseldorf 1902 Literatur Das Exemplar aus der Majolikasammlung Alfred Pringsheim (v. Falke, Reprint 1994, 2. Bd., Nr. 231, Taf. CXIX) katalogisiert als "Toskana, vielleicht Siena, um 1530". In der Sammlung des Berliner Kunstgewerbemuseums eine Schüssel mit vergleichbarem Motiv, von Tjark Hausmann Nicolò da Urbino zugeschrieben (Hausmann, Majolika, Berlin 1972, Nr. 175). Hausmann listet auch ein umkränztes Exemplar aus dem Museo Civico in Pesaro, bezeichnet "FAUSTINA" und datiert 1522 (ibd. S. 239 f.). Höchstwahrscheinlich war der bekannteste Vorbesitzer der Platte Alfred Pringsheim. Die im Katalog der Sammlung Pringsheim abgebildete Platte ist nicht ganz identisch mit dem hier gezeigten Exemplar. Wir vermuten, dass die Unterschiede auf eine geöffnete / veränderte Restaurierung zurückzuführen sind. Alfred Pringsheim (Ohlau 1850 - 1941 Zürich) war Mathematikprofessor mit Lehrstuhl an der Ludwig-Maximilians-Universität und seit 1898 Mitglied der Bayrischen Akademie der Wissenschaften. Er stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie und konnte eine bedeutende Kunstsammlung mit dem Schwerpunkt italienische Majolika und Silber aufbauen. Seine Kenntnisse auf diesem Gebiet waren so umfassend, dass er Mitglied der Ankaufskommission des Bayerischen Nationalmuseums wurde. Er führte ein großbürgerliches Leben, residierte herrschaftlich an der Arcisstr. 12 (heute Katharina von Bora Str. 10), wo sich die Münchner Gesellschaft regelmäßig einfand. Seine Tochter Katharina Hedwig war 1901 die erste weibliche Abiturientin in München und heiratete 1905 den damals schon bekannten jungen Schriftsteller Thomas Mann. 1922 wurde Alfred Pringsheim emeritiert. Zur selben Zeit trafen ihn die Folgen der Inflation und Wirtschaftskrise, so dass er Teile seiner Sammlung verkaufen musste, um zu überleben. Er prägte das Bonmot "Ich lebe von der Wand in den Mund". Obwohl er sich selber als deutscher Patriot sah und als konfessionslos bezeichnete, wurde ihm seine jüdische Herkunft in den darauffolgenden Jahren zum Verhängnis. 1933 wurde sein Haus von der NSDAP zwangsversteigert; er zog in die Widenmayerstr. 35. Die Kunstsammlung wurde auf Betreiben der Nazis 1939 bei Sothebys in London versteigert, mit dem Erlös musste er die Reichsfluchtsteuer bezahlen. Die berühmte, ehemals 435 Teile umfassende Majolikasammlung wurde in alle Winde zerstreut. Die Objekte fanden ein neues Zuhause, auch in bekannten Museumssammlungen wie der des Louvre und des British Museum, in Deutschland z.B. im Badischen Landesmuseum Karlsruhe. Alleine 49 Stücke wurden als Teil der Lehman-Collection in die Sammlung The Metropolitan Museum New York integriert. Das Jüdische Museum München erinnerte mit der Ausstellung „Nichts als Kultur - die Pringsheims“ 2007 an einen der bedeutendsten deutschen Sammler und Mäzene.
Try LotSearch and its premium features for 7 days - without any costs!
Be notified automatically about new items in upcoming auctions.
Create an alert