Anton von Werner über Victor von Scheffel - Werner, Anton von, Berliner Historienmaler, Porträtist und Illustrator, langjähriger Direktor der Berliner Akademie der bildenden Künste, faktisch offizieller Maler der wilhelminischen Ära aufgrund seiner hervorragenden Beziehungen zum Kaiserhaus und zum übrigen deutschen Hochadel, einer der meistbeschäftigten und angesehensten deutschen Maler seiner Zeit, Wirklicher Geheimrat und Exzellenz (1843-1915). Eigh. Brief m. U. "A v Werner". 4 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Berlin 7.V.1886. An die Redaktion der Zeitschrift "Über Land und Meer", die ihn gebeten hatte, ein Gedicht von Johannes Proelß zum Tode des Dichters Joseph Victor von Scheffel mit einer Illustration zu versehen. Werner, der mit Scheffel befreundet war und einige seiner populärsten Bücher illustriert hatte, lehnt ab mit der Begründung, dass das Gedicht von Proelß völlig unangemessen sei und der Persönlichkeit Scheffels in keiner Weise gerecht werde. "... ich gestehe Ihnen offen, daß mich die 'kraftvollen Strophen' des Gedichtes von Johannes Proelß geradezu abstoßen, anstatt anzuregen! Mein verstorbener Freund war ein still-ernster, ja frommer Mann (ich weiß nicht, ob Herr Proelß ihn gekannt hat) und durchaus kein fideler Saufaus u. Bruder Liederlich, und es widerstrebt mir, ihn jetzt, 4 Wochen nach seinem Tode auferstehen zu lassen in effigie, im rechten Arm den Ritter Redenstein und im linken etwa Pumpus von Perusia! Ich maße mir kein kritisches Urtheil über literarische Erzeugnisse an - aber eines weiß ich sicher: mein Freund Scheffel hätte über einen seiner Freunde etwa, und wenn er hundert Redenstein- u. Pumpus-Lieder geschrieben hätte, nie ein Gedicht wie das Proelß'sche - welches sicher sehr gut gemeint ist - 4 Wochen nach dem Tode desselben zum 'ehrenden Gedächtniß' geschrieben u. veröffentlicht. Mein armer Freund hat schon bei Lebzeiten genug unter dem schiefen Urtheil der Menge - dank seinen Kneipliedern - gelitten, als daß ich, als sein Freund, nicht die Verpflichtung glaube haben zu sollen, ihn wenigstens nach seinem Tode dagegen sicher zu stellen, daß dies schiefe Urtheil noch durch Poesie und bildende Kunst befestigt wird! ...". - Briefe Anton von Werners siehe auch im Kapitel "Bildende Kunst".
Anton von Werner über Victor von Scheffel - Werner, Anton von, Berliner Historienmaler, Porträtist und Illustrator, langjähriger Direktor der Berliner Akademie der bildenden Künste, faktisch offizieller Maler der wilhelminischen Ära aufgrund seiner hervorragenden Beziehungen zum Kaiserhaus und zum übrigen deutschen Hochadel, einer der meistbeschäftigten und angesehensten deutschen Maler seiner Zeit, Wirklicher Geheimrat und Exzellenz (1843-1915). Eigh. Brief m. U. "A v Werner". 4 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Berlin 7.V.1886. An die Redaktion der Zeitschrift "Über Land und Meer", die ihn gebeten hatte, ein Gedicht von Johannes Proelß zum Tode des Dichters Joseph Victor von Scheffel mit einer Illustration zu versehen. Werner, der mit Scheffel befreundet war und einige seiner populärsten Bücher illustriert hatte, lehnt ab mit der Begründung, dass das Gedicht von Proelß völlig unangemessen sei und der Persönlichkeit Scheffels in keiner Weise gerecht werde. "... ich gestehe Ihnen offen, daß mich die 'kraftvollen Strophen' des Gedichtes von Johannes Proelß geradezu abstoßen, anstatt anzuregen! Mein verstorbener Freund war ein still-ernster, ja frommer Mann (ich weiß nicht, ob Herr Proelß ihn gekannt hat) und durchaus kein fideler Saufaus u. Bruder Liederlich, und es widerstrebt mir, ihn jetzt, 4 Wochen nach seinem Tode auferstehen zu lassen in effigie, im rechten Arm den Ritter Redenstein und im linken etwa Pumpus von Perusia! Ich maße mir kein kritisches Urtheil über literarische Erzeugnisse an - aber eines weiß ich sicher: mein Freund Scheffel hätte über einen seiner Freunde etwa, und wenn er hundert Redenstein- u. Pumpus-Lieder geschrieben hätte, nie ein Gedicht wie das Proelß'sche - welches sicher sehr gut gemeint ist - 4 Wochen nach dem Tode desselben zum 'ehrenden Gedächtniß' geschrieben u. veröffentlicht. Mein armer Freund hat schon bei Lebzeiten genug unter dem schiefen Urtheil der Menge - dank seinen Kneipliedern - gelitten, als daß ich, als sein Freund, nicht die Verpflichtung glaube haben zu sollen, ihn wenigstens nach seinem Tode dagegen sicher zu stellen, daß dies schiefe Urtheil noch durch Poesie und bildende Kunst befestigt wird! ...". - Briefe Anton von Werners siehe auch im Kapitel "Bildende Kunst".
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