Am Maschinengewehr im Schützengraben Dix, Otto, Maler und Graphiker (1891-1969). Konvolut von 11 eigh. Briefen und 1 eigh. Postkarte m. U. "Dix". Zus. ca. 48 S. (Bleistift und Tinte). Mit 1 ganzseit. Orig.-Federzeichnung und 2 Bleistift-Skizzen. Verschied. Formate. Mit 2 eigh. Umschlägen. (West- und Ostfront) 13.XI.1915 - 11.X.1918. Höchst wertvolle Reihe früher und gehaltvoller Briefe des Künstlers, der sich als Kriegsfreiwilliger gemeldet hatte und hier einer Freundin (nur auf der Postkarte einer anderen Freundin) in Dresden, die ihn mit Zeichenmaterial, Lebensmitteln und Büchern versorgt, seine Situation und seine Erlebnisse im Stellungskrieg an der Front schildert, einen Lebensabschnitt, der Dix' bedeutendes Frühwerk entscheidend geprägt hat. Im Oktober 1915 sendet er auf einer Postkarte, die mit einer ganzseitigen Federzeichnung versehen ist, seine erste Nachricht von der Westfront: "... Die herzlichsten Grüße von der Front. Umseitig ein lustiges Kartenspiel der Kriegsknechte. Gut zu essen, gut zu trinken, ein Bündel Stroh und ein Kartenspiel, dabei halten wir den Krieg aus ..." [28.X.1915]. - Der erste der Briefe ist dann auf Esperanto geschrieben, der Kunstsprache, die Dix offenbar gut beherrschte und in der er seine Freundin in mehreren Briefen mit "Rara samideomino" anredet, auch wenn sie dann auf deutsch verfasst sind. "... Ihren Kuchen vom 3. empfing ich, herzlichen Dank. Ich aß ihn im Schützengraben ... Seit 4 Tagen liege ich in der Regiments-Reserve zwischen St. Martin Auberive und St. Souplet. Die Reg. Res. hat die unterirdischen Räume in einem niedrigen Kiefernwäldchen. In unserer Höhle wohnen 24 Mann ... [beschreibt dann die 'Wohnstube' mit Tisch und 11 Stühlen auf beiden Seiten, mit 2 Grundriss-Skizzen] Den ganzen Tag muß man die unterirdische Wohnung beleuchten [13.XI.1915; Übersetzung] ... Gestern am 31. Dez. erhielt ich Ihr Weihnachtspaket ... Am meisten hat mich natürlich der herrliche Graphikstift bestochen ... Das ist doch was ganz neues ... Gestern Nacht 12 Uhr wurde das Kaff plötzlich mobil. Die Ballonabwehrkanone (übrigens ein ganz blödsinnig überflüssiges Mobiliar, weil sie die teure Munition verschießt und nicht trifft) schoß Böller ... wie wahnsinnig, daß wir dachten, die Franzosen seien schon durch. Auf dem 'Kirchbachplatz' spielte die 102. Kapelle 'Nun danket alle Gott' (nicht deshalb, daß ein neues Jahr losgeht sondern daß das alte glücklich überstanden ist). Die Straßen haben hier nämlich deutsche Bezeichnungen 'Hindenburgstr.', 'Bismarckstr.', die winklichste und dre[c]kigste Gasse heißt stets 'Pariser Str.'. Wir hatten ein Faß Bier und die Landser waren ziemlich 'angehackt'. Morgen nachmittags gehts in Stellung. - Hoffentlich kann ich gegen Ostern mal auf Urlaub fahren, da komme [ich] mal mit nach Dresden. Mit dem neuen Stift werde ich viel zeichnen (ich habe schon gestern angefangen damit). Wenn Sie es gern möchten, schicke ich Ihnen öfter mal eine gezeichnete Karte für Ihr Album [1.I.1916] ... Vielen Dank für Ihr Paketchen mit den Stiften und den Gummis. Es ist traurig, es ärgert mich, daß ich verhältnismäßig wenig zeichne, wenn ich in der Stellung bin ... Die Französ. Stellung liegt hier vor uns wie eine mächtige Landkarte. Totenstille, Leere, nur die labyrinthischen Gräben und Gänge, die sich weiß aus dem Graugrün des Bodens abheben. Gestern nachmittag hat uns die feindliche Artillerie mit einem drei volle Stunden dauernden Feuerüberfall unterhalten. Das Feuer war stellenweise bis zum Trommelfeuer gesteigert. Wir hockten in unsern Unterständen drin. 'Höchste Bereitschaft', es wird wieder ein Angriff erwartet. Auf einem kurzen Abschnitt, wo die Front eine gefährlich Kurve macht, stehen hier 6 Maschinengewehre. Die Franzmänner griffen aber nicht an. Der Erfolg war einige Verwundete, Verschüttete und zerschossene Gräben. Direkt neben unserm Unterstand liegt ein überbauter Artilleriebeobachtungsstand, der durch eine 30 cm starke Eisenbetonplatte und durch Eisenbetonschienen geschützt ist. Dur
Am Maschinengewehr im Schützengraben Dix, Otto, Maler und Graphiker (1891-1969). Konvolut von 11 eigh. Briefen und 1 eigh. Postkarte m. U. "Dix". Zus. ca. 48 S. (Bleistift und Tinte). Mit 1 ganzseit. Orig.-Federzeichnung und 2 Bleistift-Skizzen. Verschied. Formate. Mit 2 eigh. Umschlägen. (West- und Ostfront) 13.XI.1915 - 11.X.1918. Höchst wertvolle Reihe früher und gehaltvoller Briefe des Künstlers, der sich als Kriegsfreiwilliger gemeldet hatte und hier einer Freundin (nur auf der Postkarte einer anderen Freundin) in Dresden, die ihn mit Zeichenmaterial, Lebensmitteln und Büchern versorgt, seine Situation und seine Erlebnisse im Stellungskrieg an der Front schildert, einen Lebensabschnitt, der Dix' bedeutendes Frühwerk entscheidend geprägt hat. Im Oktober 1915 sendet er auf einer Postkarte, die mit einer ganzseitigen Federzeichnung versehen ist, seine erste Nachricht von der Westfront: "... Die herzlichsten Grüße von der Front. Umseitig ein lustiges Kartenspiel der Kriegsknechte. Gut zu essen, gut zu trinken, ein Bündel Stroh und ein Kartenspiel, dabei halten wir den Krieg aus ..." [28.X.1915]. - Der erste der Briefe ist dann auf Esperanto geschrieben, der Kunstsprache, die Dix offenbar gut beherrschte und in der er seine Freundin in mehreren Briefen mit "Rara samideomino" anredet, auch wenn sie dann auf deutsch verfasst sind. "... Ihren Kuchen vom 3. empfing ich, herzlichen Dank. Ich aß ihn im Schützengraben ... Seit 4 Tagen liege ich in der Regiments-Reserve zwischen St. Martin Auberive und St. Souplet. Die Reg. Res. hat die unterirdischen Räume in einem niedrigen Kiefernwäldchen. In unserer Höhle wohnen 24 Mann ... [beschreibt dann die 'Wohnstube' mit Tisch und 11 Stühlen auf beiden Seiten, mit 2 Grundriss-Skizzen] Den ganzen Tag muß man die unterirdische Wohnung beleuchten [13.XI.1915; Übersetzung] ... Gestern am 31. Dez. erhielt ich Ihr Weihnachtspaket ... Am meisten hat mich natürlich der herrliche Graphikstift bestochen ... Das ist doch was ganz neues ... Gestern Nacht 12 Uhr wurde das Kaff plötzlich mobil. Die Ballonabwehrkanone (übrigens ein ganz blödsinnig überflüssiges Mobiliar, weil sie die teure Munition verschießt und nicht trifft) schoß Böller ... wie wahnsinnig, daß wir dachten, die Franzosen seien schon durch. Auf dem 'Kirchbachplatz' spielte die 102. Kapelle 'Nun danket alle Gott' (nicht deshalb, daß ein neues Jahr losgeht sondern daß das alte glücklich überstanden ist). Die Straßen haben hier nämlich deutsche Bezeichnungen 'Hindenburgstr.', 'Bismarckstr.', die winklichste und dre[c]kigste Gasse heißt stets 'Pariser Str.'. Wir hatten ein Faß Bier und die Landser waren ziemlich 'angehackt'. Morgen nachmittags gehts in Stellung. - Hoffentlich kann ich gegen Ostern mal auf Urlaub fahren, da komme [ich] mal mit nach Dresden. Mit dem neuen Stift werde ich viel zeichnen (ich habe schon gestern angefangen damit). Wenn Sie es gern möchten, schicke ich Ihnen öfter mal eine gezeichnete Karte für Ihr Album [1.I.1916] ... Vielen Dank für Ihr Paketchen mit den Stiften und den Gummis. Es ist traurig, es ärgert mich, daß ich verhältnismäßig wenig zeichne, wenn ich in der Stellung bin ... Die Französ. Stellung liegt hier vor uns wie eine mächtige Landkarte. Totenstille, Leere, nur die labyrinthischen Gräben und Gänge, die sich weiß aus dem Graugrün des Bodens abheben. Gestern nachmittag hat uns die feindliche Artillerie mit einem drei volle Stunden dauernden Feuerüberfall unterhalten. Das Feuer war stellenweise bis zum Trommelfeuer gesteigert. Wir hockten in unsern Unterständen drin. 'Höchste Bereitschaft', es wird wieder ein Angriff erwartet. Auf einem kurzen Abschnitt, wo die Front eine gefährlich Kurve macht, stehen hier 6 Maschinengewehre. Die Franzmänner griffen aber nicht an. Der Erfolg war einige Verwundete, Verschüttete und zerschossene Gräben. Direkt neben unserm Unterstand liegt ein überbauter Artilleriebeobachtungsstand, der durch eine 30 cm starke Eisenbetonplatte und durch Eisenbetonschienen geschützt ist. Dur
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